Eine Podiumsdiskussion in der Heinrich-Steinhöwel-Schule findet große Resonanz.

Weil der Stadt - „Was geht uns Rassismus an?“ Dieser Frage haben sich am Dienstagabend fünf Diskutanten in einem Podiumsgespräch gestellt, das die Weil der Städter Heinrich-Steinhöwel-Gemeinschaftsschule gemeinsam mit der Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie in Weil der Stadt organisiert hatte. Die Online-Veranstaltung, die auf Youtube übertragen wurde, war Auftakt für einer ganze Reihe von Projekten und Aktionen in der Keplerstadt, die sich als Teil der Internationalen Wochen gegen den Rassismus in den kommenden zwei Wochen gezielt dem Thema annehmen wollen.

 

Dass Rassismus auch im „beschaulichen“ Weil der Stadt in vielfältiger Form an der Tagesordnung stehen kann, musste auch der Zehntklässler Sukhmanpreet Singh erleben, als er mit etwa elf Jahren nach Deutschland kam. Der Schulsprecher der Steinhöwel-Schule erzählt von einem schwierigen Start: „Ein Turban war für alle hier am Anfang etwas Besonderes“, sagt der junge Mann mit indischen Wurzeln. Die Kommentare, die sein ungewohntes Äußeres hervorrief, machten ihm anfangs schwer zu schaffen. „Es war kein schönes Erlebnis“, sagt er. Doch Sukhmanpreet Singh berichtet auch, wie die Akzeptanz ihm gegenüber nach und nach wuchs. Ein Beispiel für ein „Ankommen“ in Deutschland, wie der Lehrer und Moderator des Podiumsgesprächs, Lars Horn, meint.

Rassismus ist mal subtil, mal bösartig

Welchen grundsätzlichen Formen von Rassismus Schwarze und People of Color ausgesetzt sind, davon berichtet Marianne Maier, Vorsitzende des Arbeitskreises Asyl in Weil der Stadt. Das reiche vom „subtilen Rassismus“, der in Aussagen wie „Du kannst aber gut Deutsch!“ zum Ausdruck komme, bis zur bösartigen Form, wenn vor einer Person ausgespuckt werde. Und den institutionalisierten Rassismus gebe es natürlich auch: „Schwarze werden hier regelmäßig und ohne Verdacht kontrolliert.“ Auch die Vermittlung einer privaten Wohnung an einen Schwarzen sei in Weil der Stadt, so Maier, „nahezu aussichtslos“.

Der Imam der Ahmadiyya-Gemeinde, Nooruddin Ashraf, der vor rund anderthalb Jahren aus Pakistan nach Deutschland gekommen ist, versucht beim Thema Rassismus aktiv in den Dialog mit Deutschen zu treten. Aber auch in der eigenen Gemeinde werde das Thema diskutiert. Er ist sich sicher: „Solange wir die Herzen der Menschen nicht ändern, wird das Problem bleiben.“ Soll heißen: Allein Regeln und Gesetze werden beim Kampf gegen den Rassismus nichts ausrichten.

Schulen sollen sich stärker engagieren

Die dreizehnjährige Monica Nasari, die mit sechs Jahren nach Deutschland kam, plädiert dafür, dass vor allem die Schulen sich noch stärker gegen Rassismus engagieren – nicht nur in Deutschland, sondern überall. „Vielleicht gibt es dann irgendwann keinen Rassismus mehr“, hofft sie. Und damit hat sie Weil der Stadts Bürgermeister Christian Walter voll auf ihrer Seite: Walter, der erst seit vier Monaten im Amt ist, will sich künftig die Förderung des Austauschs unter den verschiedenen kulturellen Gruppen auf die Fahnen schreiben. Er plädiert bei dem Thema aber auch für einen „unverkrampften“ Dialog. „Man muss jedem den Raum geben, sich mit seiner Meinung zu positionieren“, sagt der Rathauschef und schränkt sogleich ein: Solange das in einem gewissen Rahmen bleibe.

An der Podiumsdiskussion, die weiterhin im Internet abrufbar ist (auf dem Youtubekanal der Heinrich-Steinhöwel-Schule), haben sich viele junge Zuschauer mit Fragen beteiligt. Bis zum Mittwoch hatte der Beitrag um die 700 Klicks.