Der Gemeinderat folgt einer Petition zum Erhalt des letzten Quellwassertrogs im Ort.

Weissach - Mutmaßlich seit 1850 steht in der Bergstraße in Flacht ein Brunnen mit offenem Wasserbecken. Bevor Dörfer in früheren Zeiten Höfe und Wohnhäuser über Wasserleitungen mit Frischwasser versorgten, dienten solche Laufbrunnen Mensch und Vieh als Frischwasserquelle. Brunnen waren nicht nur Treffpunkte der Dorfgemeinschaft, sie waren überlebenswichtig.

 

Keine Frage: Ein solche Bedeutung haben die Wasserspeier heute nicht mehr. Weil sie bei Lichte betrachtet vor allem Geld kosten, insbesondere, wenn sie ans Frischwassernetz angeschlossen sind, verschwindet mancher alte Brunnen sang- und klanglos aus dem Dorfbild. In Weissach hat genau das der Gemeinderat nun verhindert. Denn die Gemeindeverwaltung wollte die demnächst anstehende Sanierung der Bergstraße dazu nutzen, den dortigen in die Jahre gekommenen Laufbrunnen mit seinem sanierungsbedürftigen Wasserbecken abzuräumen und aus der frei werdenden Fläche mit Hilfe von etwas Grün und einer Bank einen „Treffpunkt zum Verweilen“ machen.

386 Menschen haben unterschrieben

Doch da hatte Weissachs Bürgermeister Daniel Töpfer (CDU), der der Gemeinde aufgrund der angespannten Haushaltslage gerne eine strengen Sparkurs verordnen würde, die Rechnung ohne die Flachter gemacht. „Um ein Stück Dorf- und Heimatgeschichte zu erhalten“ und den „letzten Flachter Brunnen zu retten, der noch von einer Quelle gespeist wird“, hatte Franziska Bernt, Vorsitzende der Unabhängigen Liste und zugleich Bewohnerin der Bergstraße, eine Unterschriftensammlung gestartet. In kürzester Zeit beteiligten sich an der Petition – an die freilich die Gemeindeverwaltung so wenig wie der Gemeinderat gebunden wären – 386 Bürger mit ihrer Unterschrift.

„Die Befürworter fanden sich in allen Altersgruppen, ob Neu- oder Altbürger“, berichtete Susanne Herrmann, ebenfalls von der Unabhängigen Liste. Die Gemeinderätin übergab die Unterschriften kürzlich während einer Gemeinderatssitzung in der Strudelbachhalle an Bürgermeister Töpfer. Der zeigte sich von so viel Bürgerengagement dann doch beeindruckt: „Dieses Engagement muss man wirklich anerkennen“, sagte der Weissacher Rathauschef.

Es gibt nur eine Gegenstimme

Kein Wunder also, dass der Gemeinderat inklusive Bürgermeister mit lediglich einer Gegenstimme schließlich dem Anliegen folgte und sich für den Erhalt des Brunnens aussprach. Womit allerdings die Wahl auch auf die deutlich kostspieligere Alternative fällt: Denn der Brunnen muss nun nicht nur ersetzt werden, weil sein Zustand eine Sanierung kaum sinnvoll erscheinen lässt.

Erschwerend hinzu kommt, dass die Trockenheit der vergangenen Jahre auch ein ums andere Mal gezeigt hat, dass die sogenannte Burgstallquelle, die den Brunnen speist, immer häufiger versiegt und der Trog leer bleibt. „Sollte der Brunnen erhalten werden, ist eine Erneuerung der Wasserzufuhr deshalb unumgänglich“, so Bürgermeister Töpfer. Frischwasser soll demnach künftig den Brunnen füllen, wenn die Quelle schwächelt.

Und damit der dadurch entstehende Wasserverbrauch nicht uferlos wird, soll eine Zisterne mit Zugangsschacht installiert werden, ein Kreislauf das durchlaufende Wasser wieder zurück in den Brunnen pumpen. Umgesetzt wird die Maßnahme, die mit geschätzten 38 000 Euro mehr als doppelt so teuer ist wie die von der Stadtverwaltung zunächst priorisierte Entfernung des Brunnens, im Zuge der ohnehin vorgesehen Straßensanierung.