Überraschender Wechsel: Christoph Rieß wird Chef im Diakonie-Krankenhaus. Nachfolgesuche läuft bereits.

Leonberg - Gerade hatte sich der Klinikverbund Südwest nach langen und kontroversen Diskussionen im Gesellschafterkreis eine neue Führungsstruktur gegeben, da bricht aus dieser ein wichtiger Baustein schon wieder heraus: Christoph Rieß, der Regionaldirektor für die Krankenhäuser in Leonberg und Herrenberg, wird Ende März den Klinikverbund verlassen. Er wechselt als Geschäftsführer ins Diakonie-Krankenhaus nach Schwäbisch-Hall. Er hatte erst vor einem Jahr seinen Dienst in Leonberg und Herrenberg angetreten.

 

Der Abgang trifft den Klinikverbund zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Corona belastet die Arbeit in den sechs Häusern des kommunalen Krankenhaus-Zusammenschlusses außerordentlich. Im Krankenhaus Nagold gilt seit einer Woche ein Aufnahmestopp. Patienten, die dort sonst behandelt würden, sind auf die übrigen Häuser verteilt, was für Ärzte und Pflegepersonal zusätzliche Belastungen bedeutet.

Studierter Wirtschaftswissenschaftler

Doch nicht nur wegen der Pandemie kommt der Weggang des studierten Wirtschaftswissenschaftlers, der schon mehrere Berufsstationen durchlaufen hat und vor Leonberg Prokurist im Stuttgarter Karl-Olga-Krankenhaus war, zur Unzeit.

Im Führungskonzept, das Landrat Roland Bernhard durchgesetzt hatte, sind die drei Regionaldirektoren für die Häuser Böblingen/Sindelfingen, Leonberg/Herrenberg und Calw/Nagold für den Betrieb der Kliniken zuständig. Im Zusammenspiel  mit  dem Geschäftsführer Martin Loydl und den Ärztlichen Direktoren der einzelnen Standorte – in Leonberg ist dies Michael Sarkar – soll der Krankenhausverbund weiterentwickelt werden.

Streit um Doppelspitze

Gesellschafter des Klinikverbundes sind die Landkreise Böblingen und Calw. Der Böblinger Landrat Roland Bernhard ist Aufsichtsratsvorsitzender, Stellvertreter ist sein Calwer Kollege Helmut Riegger. Letzterer hatte andere Vorstellungen: Er wollte nach der Trennung vom medizinischen Geschäftsführer Jörg Noetzel im August nach wie vor ein Tandem an der Spitze des Klinikverbundes. Neben dem Kaufmann Loydl hatte sich Riegger für einen weiteren Geschäftsführer mit medizinischer Expertise ausgesprochen.

In einem regelrechten Showdown wurde ein Kompromiss ausgehandelt, wonach Loydl zwei Jahre alleiniger Chef bleibt. Danach wird entschieden, ob es dabei bleibt oder ob der Klinikverbund wieder eine Doppelspitze bekommt.

Anerkennung bei Ärzten und Politikern

An der erst vor einem guten Monat vereinbarten Führungsstruktur wird festgehalten. „Um einen möglichst reibungslosen Übergang zu schaffen, ist die Suche nach einem geeigneten Nachfolger bereits angelaufen“, teilt der Klinikverbund mit.

Christoph Rieß genießt in der Leonberger Kreisärzteschaft wie auch in der Kommunalpolitik durchaus Anerkennung, hatte er doch stets die Stärken des Krankenhaus Leonberg hervorgehoben. Auch vom Geschäftsführer gibt es freundliche Worte: „Wir verlieren einen fachlich äußerst versierten und persönlich sehr geschätzten Klinikmanager, was wir sehr bedauern“, sagt Geschäftsführer Loydl. „Allerdings ist es für Herrn Rieß eine attraktive Chance, und wir freuen uns für ihn über diese berufliche Weiterentwicklung.“