Nach dreieinhalb Jahrzehnten im Heimsheimer Rathaus geht Paul Moch in den Ruhestand.

Heimsheim - Paul Moch ist seit mehr als 35 Jahren Amtsleiter in Heimsheim – erst im Hauptamt, später im Bauamt. Er hat drei Bürgermeister miterlebt und zahlreiche Bauprojekte aktiv mitgestaltet. Zum 1. Januar geht er mit 65 Jahren in den Ruhestand. Im Gespräch mit unserer Zeitung wirft er einen Blick zurück.

 

Herr Moch, Sie sind jetzt schon einige Wochen nicht mehr im Amt wegen Resturlaubs. Sind Sie gefühlt schon voll im Ruhestand?

Es ist tatsächlich ein komisches Gefühl. Zum ersten Mal habe ich es so richtig gemerkt, dass ich nicht mehr dabei bin, als ich vom Spatenstich für den Bauhof in Heimsheim erst aus Ihrer Zeitung erfahren habe.

Sie sind damals aus Stuttgart nach Heimsheim gekommen. Kannten Sie die Stadt davor schon?

Nur aus dem Verkehrsfunk, aber sonst nicht. Ich habe davon in den Stellenanzeigen gelesen. Ich habe mir die Gegend angeschaut, die war in Ordnung, und es hat dann auch auf Anhieb geklappt.

Hätten Sie damals gedacht, dass Sie bis zu Ihrem Ruhestand hierbleiben würden?

Nein, nie. Im Gemeinderat wurde ich gleich am Anfang gefragt, wie lange ich denn bleiben will. Alle dachten, dass man als Städter hier bestimmt nicht zurechtkommt. Ich habe gesagt: So ein bis zehn Jahre. Und aus den zehn Jahren sind dann 36 geworden.

Können Sie sich noch an Ihr erstes Großprojekt erinnern?

Das müsste das Baugebiet Klaffstein gewesen sein. Das ist das Wohngebiet mit den Märchennamen. Das war damals eine heiße Diskussion im Gemeinderat mit den Straßennamen, das weiß ich noch. Einer im Speziellen hat sich auch richtig lustig darüber gemacht. Aber ich finde das eigentlich ganz schön.

Sie haben in Ihrer Zeit viele Baugebiete begleitet: Klaffstein, Zinselwiesen, Hinter der Stadt, Egelsee I und das geplante Egelsee II, die Erweiterung der Schafwäsche und zuletzt Lailberg II. Hat sich beim Planen von Baugebieten in den vergangenen 35 Jahren viel verändert?

Eigentlich nicht. Man hat seine Planungsgrundlage, den Flächennutzungsplan, auf der Grundlage entscheidet der Gemeinderat, in welche Richtung es weitergeht. Dann muss man sich mit den Grundstückseigentümern einigen, das war damals schon wie heute. Selbst die Diskussion um Wohnungsmangel gab es damals schon. Wir sind hier im Ballungsraum Stuttgart, es gibt also länger schon Vorgaben, wie viele Wohnungen es pro Hektar geben muss. Was wir am Anfang im Klaffstein allerdings nicht gemacht hatten, war, die Zahl der Wohnungen pro Gebäude zu beschränken. Das ging ziemlich schief, daraus haben wir auch gelernt. Nur der Naturschutz hat inzwischen natürlich einen sehr viel größeren Stellenwert. Ein bisschen auf Ausgleich hat man früher auch schon geachtet, aber nicht in dem Umfang wie heute.

Würden Sie sagen, dass sich Heimsheim seit Ihren Anfängen stark verändert hat?

Das schon. Vor allem die Einkaufsmöglichkeiten in den Lebensmittelmärkten und dem Drogeriemarkt beim See und das Gewerbegebiet Egelsee waren große Schritte. Aber städtischer geworden ist Heimsheim nicht, finde ich. Dass der Ort sein Gesicht wirklich verändern wird, das wird wahrscheinlich in den nächsten Jahren im Rahmen der Stadtkernentwicklung erst passieren.

Gibt es Projekte aus der Vergangenheit, die Ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?

Da gibt es viele. Vor allem erinnere ich mich an zwei, die am Ende gar nicht umgesetzt wurden. Das eine war noch in den neunziger Jahren. Da war Heimsheim im Gespräch als Standort für eine mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage. Da gab es große Diskussionen drum. Und Anfang der 2000er wollte sich hier ein großes Sägewerk aus dem thüringischen Creuzburg neben der ehemaligen Autobahnmeisterei ansiedeln. Da erinnere ich mich besonders an die tolle Zusammenarbeit mit den Beteiligten, das war sehr angenehm. Für Heimsheim hätte das 150 neue Arbeitsplätze bedeutet. Alles war schon sehr konkret. Letztlich scheiterte das Projekt aber daran, dass das Land dem Unternehmen nicht so viel Festmeter Buchenholz zusichern konnte, wie gewünscht. Gut kann ich mich auch noch an die Entstehung der JVA erinnern. Das war der größte Bauantrag, den ich je bearbeiten musste.

Und, fehlt Ihnen die Arbeit schon?

Was mir fehlt, ist, dass ich nicht mehr jeden Tag mit dem Fahrrad dorthin fahren kann. Wenn man zur Arbeit muss, dann setzt man sich auch zu dieser Jahreszeit aufs Rad, jetzt kostet das schon sehr viel mehr Überwindung. Aber Langeweile habe ich keine. Ich genieße es, dass der Wecker nicht mehr um 6 Uhr klingelt, und es ist schön, dass man sich für die kleinen Dinge mehr Zeit nehmen kann.