Das wirtschaftliche Wachstum im Umland hat immer mehr Verkehr in den Waldenserort Perouse gebracht. Mit Umgehungsstraßen hat die Stadt Rutesheim gegengesteuert.

Mehr als 5100 Euro für jede Perouserin und jeden Perouser hat es sich die Stadt Rutesheim zwischen 2015 und 2017 kosten lassen, damit es Jung und Alt im Waldenserort ruhiger haben. Das geht aus der Kostenabrechnung für die Ostumfahrung Perouse hervor, die nun dem Gemeinderat vorgelegt wurde. Fast das gesamte Geld dafür stammt aus der Stadtkasse, denn es gab kaum Zuschüsse.

 

Immer mehr Verkehr rollt durch den Ort

Bosch wächst in Malmsheim und Porsche in Weissach, immer mehr Autofahrer nutzen die Kreisverkehre bei Perouse und die Straße nach Malmsheim. Und von Heimsheim her kommen auch immer mehr Autos, die sich durch den Ort quälen. Diese Tatsachen hatten im Rutesheimer Rathaus die Alarmglocken läuten lassen. Vor allem der Kreisverkehr, der die Autoströme nach Malmsheim, Heimsheim und auf die Nordumfahrung sowie nach Flacht leiten musste, drohte zu kollabieren.

Eine Lösung musste her und zwar eine große. Aufs Geld schauen wollten die Stadtverwaltung und der Gemeinderat nicht. Auch die Hoffnung auf Fördergelder war gering. Und so wurden nach dem Motto „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott“ zwei Großprojekte in Angriff genommen.

Zwei große Bauvorhaben

Nachdem man sich nach vielen Jahren des Ringens mit der Nachbarstadt Heimsheim auf den Umbau der Steinbruchspange einigen konnte, wurde eine Straßenbaustelle im Westen von Perouse eingerichtet. Die Steinbruchspange wurde so ausgebaut, dass es für Autofahrer aus Heimsheim uninteressant – weil umständlich – wurde, durch Perouse zu fahren. Diese Baustelle hat die Stadt rund eine Million Euro gekostet.

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Das wirklich große Vorhaben war allerdings die Ostumfahrung. Dafür musste die Straße nach Malmsheim weiter nach Osten verlegt werden, wofür Wald gerodet wurde. Es entstand eine vom Ort abgerückte Umgehungsstraße mit einem sechs Meter hohen Lärmschutzwall. Diese hat eine ampelgesteuerte Kreuzung sowie einen neuen Kreisverkehr an der Straße nach Flacht. Über die Straße wurde zudem eine Geh- und Radwegbrücke in Richtung Rutesheim gelegt.

Nachdem die Ostumfahrung Perouse am 8. Dezember 2017 zusammen mit dem Umbau der Steinbruchspange Heimsheim offiziell dem Verkehr übergeben wurde, bekam der Gemeinderat ein Jahr später eine Kostenfortschreibung vorgelegt.

Ende 2017 war die Baustelle beendet

Zu diesem Zeitpunkt betrugen die vorläufigen Gesamtbaukosten der Ostumfahrung Perouse rund 5,74 Millionen Euro und lagen rund 545 000 Euro über dem genehmigten Kostenanschlag. Die Tief- und Straßenbauarbeiten waren um rund 446 000 Euro teurer geworden. „Gearbeitet haben sie gut, aber mit der Schlussrechnung haben sie sich Zeit gelassen“, sagte Stadtbaumeister Bernhard Dieterle-Bard in der Sitzung des Stadtrates. Damit meinte er die Firma Rädlinger aus Cham, die den Tief- und Straßenbau der Ostumfahrung bewerkstelligt hat.

Diese Zahlen wurden im Juni 2020 vorgelegt und nachdem sie das Ingenieurbüro Klinger und Partner geprüft hat, wurden sie jetzt neu präsentiert. Weil die Ausgleichsmaßnahme „Aufforstung Kuhstelle“ für die mehr als fünf Hektar gerodeten Wald im Jahr 2021 nicht realisiert werden konnte und auf das Jahr 2022 verschoben wurde, wurden die geschätzten 157 000 Euro an Kosten auch in die Abrechnung aufgenommen.

Kaum Fördergelder für das Großprojekt

So steht nun fest, dass die Ostumfahrung Perouse circa 5,67 Millionen Euro gekostet hat und damit etwa 80 000 Euro unter der Kostenfortschreibung des Bauamts von 2018 liegt. Fördergelder gab es zusätzlich noch vom Regierungspräsidium Stuttgart und vom Landkreis Böblingen – insgesamt rund 847 356 Euro.

Also hat die Stadt rund 4,82 Millionen Euro für den Bau der Ostumfahrung Perouse inklusive Geh- und Radwegbrücke selbst geschultert. Allein die Geh- und Radwegbrücke über die Ostumfahrung Perouse hat sich die Stadt 717 000 kosten lassen.

Das Fazit der Bürgermeisterin Susanne Widmaier: „Mit dem Neubau der Ostumfahrung Perouse endet eine der größten Baumaßnahmen der Stadt und trotz hoher Baukosten kann festgehalten werden, dass der gewünschte Erfolg einer Verkehrsberuhigung und eines hohen Lärmschutzes für Perouse erreicht wurde, sodass diese Ausgaben gerechtfertigt waren.“