Der Heimerdinger Bio-Landwirt Marcus Arzt ist ein Quereinsteiger. Er scheut den Krawall, er setzt auf die Kraft der Argumente, auch in der Politik. Die aktuelle Lage bestätigt ihn darin, das Bewusstsein der Verbraucher für gesunde Nahrung zu schärfen.

Die gegenwärtige Situation gibt ihm recht. Der Russland-Ukraine-Krieg kappt den Zugriff auf wichtige Ressourcen und forciert die Hinwendung zu nationalen, gar regionalen Alternativen. Doch Marcus Arzt nutzt das nicht aus. Der Landwirt aus Heimerdingen sagt statt dessen: „Bio darf kein Luxus sein.“ Es ist eine politische Forderung, die er auch im Namen der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AÖL) vertritt. Denn der 53-jährige Quereinsteiger ist davon überzeugt, dass eigentlich alle Lebensmittel bio sein müssten, zum Wohl aller Menschen und der Natur.

 

Der junge Marcus Arzt war ein Quereinsteiger. Er war in der Umweltbewegung aktiv, er hatte maßgeblichen Anteil an der Gründung einer Ditzinger Nabu-Gruppe, studierte in Hohenheim Agrarwissenschaften, war in der Kirche aktiv. Noch heute sei die Bewahrung der Schöpfung ein Antrieb, sagt er. Was das konkret für sein tägliches Handeln als Landwirt bedeutet, führte er vor einigen Tagen bei der offiziellen Eröffnung der am Montag beginnenden Öko-Aktionswochen des Landes in Ditzingen aus.

Fruchtfolge und Biodiversität

Der biologische Landbau sei „ein System, das sich über Jahrzehnte bewährt hat“ und das „vom Acker bis ins Regal reicht“, sagt Marcus Arzt. Die Fruchtfolge, die dem Boden die Möglichkeit gibt, sich zu erholen, um nicht auszulaugen, ist ein Bestandteil.

Der Erzeugergemeinschaft, in der sich auf Initiative des Heimerdinger Bio-Landwirts vor rund drei Jahrzehnten 14 Gesellschafter zusammenschlossen, gehören heute 50 Biobetriebe aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz an. Die Ware wird weitläufig unter anderem in Lebensmittelläden vertrieben. Doch einen Hofladen hat Arzt nach wie vor. Er ist in Heimerdingen zu Hause, dort kenne man sich auch untereinander. „Es ist wichtig, mit den anderen Landwirten einen offenen Austausch zu pflegen“, sagt der studierte Agraringenieur.

Auch in der Diskussion auf Verbandsebene setzt er auf die Kraft des Wortes. Er betont den Wert einer langfristigen Zusammenarbeit, da sei für Krawall kein Platz. Das heißt nicht, dass er nicht auch deutliche Worte findet für die aktuelle Situation innerhalb der Wertschöpfungskette. „Es kann nicht sein, dass ein Glied in der Kette die Marge ausdehnt.“ Der Preis für einen Liter Bio-Milch stieg im Juli um 50 Cent auf 1,69 Euro. Die Landwirte hätten daran nur einen sehr geringen Anteil gehabt. Arzt ist einer von zwei Vertretungsberechtigten an der Spitze der AÖL Baden-Württemberg. Die gemeinsame Vertretung der ökologischen Anbauverbände im Land, also Bioland, Demeter, Ecoland, Ecovin und Naturland gehört zu den Mitorganisatoren der landesweiten Öko-Aktionswochen.

Jeder Verband mit eigenem Siegel

Die Verbände haben ein eigenes Siegel, diese hätten ihre Berechtigung, weil sie die jeweiligen Schwerpunkte abbildeten, sagt Arzt. Er selbst ist Vorsitzender von Bioland Baden-Württemberg. Dieser lege den Fokus unter anderem auf die Biodiversität, während Demeter etwa anthroposophische Wurzeln habe. Auch dessen Anforderungen gehen nach eigenem Bekunden deutlich über die gesetzlich vorgeschriebenen hinaus.

Bei den Verbrauchern sei das Bewusstsein für Bioprodukte vorhanden, ist Arzt überzeugt. Auch wenn der Kunde nun kurzfristig schaue, wie er sparen könne, so ändere dies nichts an seinem langfristigen Einkaufsverhalten. Zumal die Gesellschaft ja umdenken müsse. Bio, so sagt er, sollte Standard sein.

Aktionswochen Mehr Informationen im Netz: https:/öko-aktionswochen-bw.de