Nach sieben Monaten Zwangsschließung erwarten die Leonberger Gastronomen endlich wieder Gäste. Wenn denn die Inzidenzwerte unten bleiben.

Leonbnerg - Wanderer, die sich an Christi Himmelfahrt durch das wechselhafte Wetter von einem Gang im Leonberger Stadtwald nicht hatten abschrecken lassen, konnten am Naturfreundehaus Wanne erahnen, was in der nächsten Woche kommen könnte. Andreas Wullinger war mit dem Dampfstrahler zugange, um die Terrasse des beliebten Ausflugslokals am Leonberger Stadtrand wieder flott zu machen.

 

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Noch bis zum Sonntag müssen sich die Gäste am Schalter versorgen und ein Schnitzelweck oder ein Fischbrötchen abseits des Restaurants verspeisen. Doch am Montag soll wieder Normalität Einzug halten. Wenn man denn eine Einkehr nach vorherigem Schnelltest als normal bezeichnen kann. Am Freitagnachmittag war die Apothekerin Miriam Sachs in der Wanne und hat mit dem Team einen letzten Probelauf für den Schnelltestbetrieb gemacht: Wer ins Lokal will, kann sich direkt am Eingang testen lassen. „Damit hat jeder Gast das gute Gefühl, wirklich sicher zu sein“, hofft Jessica Wullinger auf bessere Zeiten.

Im Naturfreundehaus Wanne am Leonberger Stadtrand richtet die Familie Wullinger in Kooperation mit der Apothekerin Miriam Sachs eine Schnellteststation ein. Foto: Simon Granville

Auf die setzt auch Rainer Contala. „Wir haben uns in den vergangenen Wochen intensiv auf den Tag X vorbereitet“, berichtet der Geschäftsleiter des Hotel Hirsch in Leonberg. „Der Garten ist startklar, die Weinstube ebenso, und auch die neue Karte ist fertig. Wir legen am Montag so richtig los.“ Das Traditionshaus im Herzen von Eltingen hat die Krise besonders getroffen. Erst vor vier Jahren hatte die Familie Eiss in ein neues Gästehaus mit 25 modernen Zimmer im Millionenbereich investiert. Damals eine marktgerechte und zukunftsorientierte Entscheidung.

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Doch in Pandemiezeiten ist die Lage schwierig. „Wir haben eine Belegung von vielleicht 15 Prozent“, berichtet Contala. „Es gibt zwar wieder Anfragen für Tagungen und Seminare, doch zumeist erst im Herbst. Umso mehr freuen wir uns jetzt auf unsere Gäste im Restaurant.“

Domizil öffnet direkt am Montag

Buchstäblich mit den Hufen scharrt das Team im Domizil am Leonberger Marktplatz. „Natürlich öffnen wir direkt am Montag“, sagt Lothar Mattner. „Wir haben unsere Bestelllisten abgearbeitet und hoffen, dass sämtliche Waren rechtzeitig da sind.“ Mattner und seine Frau Marie haben die Monate der Zwangsschließung genutzt und im Bistro eine neue Küche eingerichtet. „Wir haben jetzt einen tollen Ofen“, freut sich der Chef. „Das erweitert unsere kulinarischen Möglichkeiten erheblich. Außerdem können wir coronagerecht mit Abstand kochen.“

Stühlerücken im Bistro Domizil am Leonberger Marktplatz: Marie Mattner platziert die Hocker mit Altstadt-Blick. Foto: Simon Granville

Problematisch, das räumt Mattner ein, ist die Personalfrage. „Wir haben zwei Festangestellte, die in Kurzarbeit waren und jetzt wieder voll im Einsatz sind.“ Doch viele Aushilfen hätten sich notgedrungen nach einem anderen Job umschauen müssen. „Die fehlen uns jetzt. Aber wir suchen sehr intensiv.“

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Im Wirtshaus am Ezach sind es weniger Personalprobleme, die Klaus Bertleff umtreiben. „Den ganzen Betrieb wieder voll anfahren, das geht nicht von heute auf Morgen“, sagt der Chef des beliebten Restaurants, der mit ausgewählten Speisen zum Mitnehmen die Krisenmonate überbrückt. Bertleff, der selbst in der Küche steht, nennt ein vermeintlich unproblematisches Beispiel: „Ich habe Probleme, Bier zu bekommen.“ Denn in den Brauereien wurde in den vergangenen Monaten kein Fassbier mehr produziert. „Das muss alles erst wieder anlaufen.“ Er plant mit einer Öffnung an Pfingsten.

Moralische Unterstützung gibt es vom Oberbürgermeister: „Die Einzelhändler und Gastronomen haben hervorragende Hygienekonzepte ausgearbeitet“, lobt Martin Georg Cohn. „Ich glaube fest daran, dass wir dadurch auch eine langfristige Öffnungsperspektive schaffen können.“