Während Ulrich Vonderheid und Martin Kaufmann ihren Hut bereits in den Ring geworfen haben, schauen sich CDU und Freie Wähler weiter um.

Leonberg - Noch vor zwei Wochen gab sich Sabine Kurtz ausgesprochen gelassen. „Es drängt uns gar nicht“, hatte die Vorsitzende der Leonberger CDU mit Blick auf die Suche nach einem eigenen OB-Kandidaten erklärt. Doch mittlerweile sind die Landtagsabgeordnete und ihr politisches Umfeld nicht mehr ganz so locker.

 

Denn der 23. Juni rückt näher, jener Tag also, an dem die Stelle des Oberbürgermeisters der Großen Kreisstadt Leonberg offiziell ausgeschrieben wird. Bis dahin, so ist aus dem bürgerlichen Lager zu hören, sollte ein aussichtsreicher Bewerber gefunden werden. Idealerweise eine Bewerberin. Haben sich doch zwei nicht unbedeutende Gegenspieler bereits in Position gebracht. Am 20. Mai hatte der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid in unserer Zeitung offiziell seine Kandidatur erklärt.

Der Stellvertreter des Oberbürgermeisters will also selbst auf dem Chefsessel Platz nehmen, wenn Bernhard Schuler diesen Anfang Dezember nach 24 Jahren freiwillig räumt. Die offizielle Rückendeckung seiner Partei hat der Christdemokrat nicht. Insbesondere sein Verhältnis zur Spitze des Stadtverbandes gilt als belastet.

Die SPD war bereits eine Woche früher vorgeprescht. Sie geht mit Martin Kaufmann ins Rennen. Der fast 51-Jährige ist seit zehn Jahren Bürgermeister in Rudersberg, einer Kommune mit 11 500 Einwohnern im Rems-Murr-Kreis bei Schorndorf. Kaufmann wird als durchsetzungsstark und politisch kreativ beschrieben.

Die Union hat eine Findungskommission los geschickt

Beide Bewerber haben Führungs- und Verwaltungserfahrung – zwei Kriterien, die auch der CDU und den Freien Wählern wichtig sind. Die beiden starken Kräfte im Gemeinderat möchten möglichst einen gemeinsamen Kandidaten präsentieren, um sich im Wahlkampf nicht gegenseitig das Wasser abzugraben.

Doch die Umsetzung dieser Strategie erweist sich schwieriger als anfangs gedacht. Für die Union ist eine eigens formierte Findungskommission auf Suche, der neben der Stadtverbandschefin Kurtz ihr designierter Nachfolger Oliver Zander, die Fraktionsvorsitzende im Gemeinderat, Elke Staubach, und deren Kollege im Kreistag, Helmut Noë, angehören. Bei den Freien Wählern betätigt sich der Stadtverbandsvorsitzende Wolfgang Schaal als Headhunter.

Fündig geworden ist man auf beiden Seiten. Dem Vernehmen nach handelte es sich um Bewerber, mit denen sowohl Christdemokraten als auch Freie Wähler gut hätten leben können: Alle noch unter 50, aber schon in verantwortungsvollen Positionen.

Die Freien Wähler wollen, dass der/die Neue in der Stadt wohnt

Die Gespräche, die Vertreter beider Fraktionen mit den Interessenten geführt haben, müssen durchaus vielversprechend gewesen sein. Ein wesentliches Problem war wohl die private Situation der Aspiranten. Viele haben demnach Familie mit schulpflichtigen Kindern.

Doch gerade den Freien Wählern ist es ein wesentliches Anliegen, dass die künftige erste Frau oder der erste Mann im Leonberger Rathaus auch in der Stadt wohnt. Eine Übergangsfrist von maximal einem Jahr, so ist aus dem Umfeld der Freien Wähler zu hören, sei tragbar. Mehr nicht. Daran soll auch die Einigung mit einem aussichtsreichen Kandidaten gescheitert sein, der Bürgermeister einer Kleinstadt in der Region ist und sich zudem in überörtlichen Gremien engagiert. CDU und Freie Wähler zeigten sich angetan, heißt es. Doch am Ende sagte der Aspirant ab.

Ungeachtet dessen führen beide weitere Gespräch, unter anderem mit einer Frau, die dem Vernehmen nach bei den Beteiligten einen guten Eindruck hinterlassen hat.

Bewerbungsschluss ist am 23. August

Noch nicht vom Tisch ist die Variante, einen heimischen Kommunalpolitiker ins Rennen zu schicken. Doch der mögliche Bewerberkreis ist überschaubar. Und jene, deren Namen in internen Runden fallen, zieren sich. Auch scheint es für beide Seiten leichter zu sein, einen gemeinsamen Kandidaten von auswärts zu benennen, als einen, der bereits in Leonberg aktiv ist.

Und Inge Horn, die frühere Erste Bürgermeisterin, die parteiübergreifend nach wie vor hohes Ansehen und Sympathien genießt, scheint kaum Ambitionen auf ein lokales Comeback zu haben. Nach ihrem freiwilligen Wechsel in die Privatwirtschaft vor fünf Jahren hatte sie sich aus der Kommunalpolitik konsequent zurückgezogen.

Die Suche nach einer führungserfahrenen, integeren, durchsetzungsfähigen, wie auch gewinnenden Persönlichkeit für Leonberg geht also weiter. Es bleibt noch ein bisschen Zeit. Bewerbungsschluss für die OB-Wahl ist am 23. August.