Die LKZ stellt die OB-Kandidaten im Porträt vor. Dieses Mal: Ulrich Vonderheid, amtierender Finanz, Sozial- und Ordnungsbürgermeister.

Leonberg - Johann Gruber stammt zwar aus Passau, ist aber längst in Leonberg heimisch geworden. Doch seine Herkunft verleugnen kann der einstige Chef des Leo-Centers natürlich nicht. Und so kommt ihm das Angebot des OB-Kandidaten Ulrich Vonderheid, seine Frau Ulrike und ihn daheim in Warmbronn zu besuchen, gut zupass, um aus der Wahlkampfvisite ein kleines Oktoberfest zu machen.

 

So staunt Vonderheid nicht schlecht, als er ein in Weiß und Blau dekoriertes Wohnzimmer betritt. Die Hausbesuche gehören zum Programm des Ersten Bürgermeisters, der ganz an die Stadtspitze möchte. Sein Motto: „Ihr OB-Kandidat auf Ihrer Couch“.

Vonderheid: Problematisch, dass nur ein Viertel der Mitarbeiter in Leonberg wohnt

Doch auf der Couch der Familie Gruber wird es eng. Hat doch der Hausherr noch ein paar Gäste mehr eingeladen: den früheren CDU-Fraktionschef Alwin Grupp und dessen Frau Ursula, die langjährige Vorsitzende des Stadtseniorenrates. Gisela und Gerhard Dittrich, die viele Jahre in der Feinau Wein angebaut haben, sind gekommen. Die Warmbronner CDU-Chefin Heidemarie Benz will den Kandidaten auf der Couch erleben, und der frühere CDU-Stadtrat Harald Schwarz ebenso.

Dass Vonderheid in solch einer Runde die Sympathien auf seiner Seite hat, liegt nahe. Dennoch wird eifrig diskutiert. Johann Gruber beschwert sich über Dreck in der Stadt. Selbst am verkaufsoffenen Sonntag hätte nur die Altstadt schön ausgeschaut. Seine Forderung, eine Art hauptamtlicher Kümmerer solle für Ordnung sorgen, wird vom für das Ordnungsamt verantwortlichen Bürgermeister nur bedingt geteilt. Sauberkeit in der Stadt, so sagt Vonderheid, gehe alle an. Wobei er es durchaus als problematisch ansieht, dass nur ein Viertel der städtischen Mitarbeiter in Leonberg wohnt. Selbst von den elf Amtsleitern wären nur drei hier beheimatet.

Brenner und Vonderheid arbeiten angenehm zusammen

Der 52-jährige Bürgermeister hingegen wohnt mitten in der Stadt und ist zumeist mit dem Rad unterwegs. Er kennt die Problemstellen. Definitiv keine mehr ist der Stadtpark, seit dort die Mitglieder des Vereins Fish unterwegs sind. Dass hingegen das Reiterstadion weiter ein Schandfleck ist, verhehlt Vonderheid nicht. Auf Ursula Grupps Frage, warum bisher noch nichts geschehen sei, verweist der Kandidat auf Bernhard Schuler: „Wir haben eine Hierarchie: Erst kommt der OB, dann die beiden Bürgermeister.“

Vonderheid pariert die Frage, was er zur unerwarteten Kandidatur des Baubürgermeisters Klaus Brenner sage: „Ich bin nicht sein Pressesprecher. Aber es ist kein Geheimnis, dass wir beide angenehm miteinander zusammenarbeiten.“

Und sollte ein anderer gewinnen, bleibt er dann Bürgermeister? „Ich bin gewählt bis 2021. Die Menschen haben ein Recht darauf, dass ich professionell arbeite. Ich arbeite auch mit Herrn Schuler.“ Die Ergänzung „zusammen“ lässt er weg.

Seit 1993 ist Vonderheid in der CDU

Ulrich Vonderheid kennt das politische Geschäft lange und gut. Als freier Journalist verdiente er sich in seiner südhessischen Heimat während des Studiums ein wenig Geld dazu. Dabei fand er Geschmack an der Kommunalpolitik. In Bürstadt informierte er sich sowohl bei der CDU, wie auch bei der SPD. Dass die dortigen Christdemokraten ihn auf eine Fraktionssitzung einluden, war ausschlaggebend für seinen Parteieintritt am 1. April 1993. „Wäre die SPD schneller gewesen, wäre ich vielleicht heute Sozialdemokrat“, meint er mit Blick auf das nicht spannungsfreie Verhältnis zur Leonberger CDU-Spitze, die ihn nicht als OB-Kandidaten aufgestellt hat.

Eine erste Bürgermeisterstation hat der promovierte Kaufmann und Betriebswirt schon hinter sich. Als 2002 die SPD in Lampertheim ihre Majorität verlor, wurde Vonderheid zum Ersten Stadtrat gewählt, was seiner heutigen Position entspricht. Sechs Jahre später veränderten sich die politischen Machtverhältnisse erneut, eine Wiederwahl war aussichtslos. Da kam die Ausschreibung in Leonberg gerade recht. Seit Februar 2009 ist er im Rathaus für die Finanzen, das Soziale und das Ordnungswesen zuständig. Und wenn es nach ihm geht, bald auch für die Bäder. Dort könne das Defizit noch um einiges gedrückt werden. Aber erst muss die Entscheidung der Wähler abgewartet werden. Bei einer Weißwurst im Hause Gruber geht das ganz gut.