Nicht nur die Händler sind froh, dass sie nach vier Monaten wieder aufmachen dürfen. Auch die Kunden nutzen das lange entbehrte Gefühl einer direkten Beratung.

Leonberg - Schon der Blick auf die Straßen des Leonberger Zentrums zeigt: Es ist mehr los. An den Fußgängerampeln stehen kleinere Menschengruppe, am Neuköllner Platz stauen sich die Autos. Die meisten Geschäfte sind wieder geöffnet. Viele Menschen nutzen die Chance, endlich wieder „draußen“ zu kaufen.

 

Altstadt

Eigentlich wollte Petra Goldberg ihren Laden erst am Mittwoch eröffnen. „Doch als dann die Nachricht kam, dass es im Handel am Montag losgeht, sind wir mit eingestiegen“, sagt die Juwelierin, die am Marktplatz jetzt hochwertigen Schmuck und Uhren anbietet und damit einen Traditionsstandort weiterführt. Denn zuvor hatte Helmut Morweiser hier fast 40 Jahre sein Geschäft, bevor er vor einem guten Jahr altershalber aufgehört hat. „Den Laden hatte ich schon im vergangenen Sommer im Visier“, sagt Petra Goldberg, die mit ihrem Mann Daniel ein weiteres Geschäft im Leo-Center betreibt. „In den Räumen am Marktplatz können wir in Ruhe beraten“, freut sich die Chefin, die von Sohn Rafael unterstützt wird. Attraktion ist eine „Trauring-Lounge“, in der sich angehende Eheleute mit jenen Schmuckstücken vertraut machen können, die sie idealerweise ein Leben lang tragen.

Nebenan bei „Only Woman“ herrscht ebenfalls gute Stimmung. „Wir hatten heute Morgen schon viele Kundinnen“, berichtet Elisabeth Kleinfelder. „Wir sind über den direkten Kontakt sehr froh.“ Die Familie, die in der Region neun Modegeschäfte betreibt, hat die Zeit genutzt, um nicht nur ihren Laden in der Altstadt zu renovieren. „In Korntal eröffnen wir demnächst eine ganz neue Filiale“, kündigt Seniorchef Martin Kleinfelder an.

Betrieb auch in der thailändischen Massagepraxis von Wanida Kurach in der Hinteren Straße: „Die Leute haben direkt morgens angerufen, wann sie endlich kommen dürfen.“ Die ersten Thai-Massagen musste die Chefin alleine übernehmen. Jetzt wird das Team aktiviert.

Guter Dinge war Alena Schäfer selbst während des Lockdowns. In ihrem Laden für hochwertige Damenmode ist das Geschäft mit der Telefonbestellung recht gut gelaufen, sagt sie. Sie blickt positiv nach vorne: „Jammern ist nicht mein Ding.“

Leo-Center

„Meine erste Kundin hat sich gefreut, dass sie wieder durch eine offene Tür gehen kann.“ Bei Heiderose Schwenk ist die Freude nicht minder gering. Ihr Wollstudio im Obergeschoss des Leo-Centers lebt von den persönlichen Gesprächen. Und auch von der Mode. „Natürlich gibt es auch bei Wolle Trends“, sagt sie. Kräftige Farben und Pastelltöne sind angesagt.

Bei Nadine Fensterer glühen am Montag die Drähte. „Nicht nur die Kunden wollen wissen, ob wir geöffnet haben“, berichtet die Chefin des Leo-Centers. „Auch einige unserer Mieter waren verunsichert. Wurde doch die ausschlaggebende Corona-Verordnung des Landes erst am Sonntagnachmittag veröffentlicht.“

Für den Neustart nach fast vier Monaten eine knappe Vorlaufzeit. So haben im Leo-Center denn auch nicht alle Geschäfte auf. Doch der Betrieb in der Ladenpassage ist deutlich höher als in der Vorwoche. „Die Atmosphäre ist gleich viel heller und freundlicher“, freut sich die Centermanagerin.

Alberto Stefanello hofft unterdessen, dass die Menschen ihren Kaffee und ihr Eis bald wieder drinnen genießen können. „Alle müssen nach draußen gehen“, klagt der Chef des Eiscafés. „Darauf hat bei der Kälte kaum jemand Lust. Das schlägt auf die Stimmung.“

Eltingen

Auf voller Betriebstemperatur sind die Spezialisten für Herrenmode beim Schneider Wibbel. „Morgen kommen jede Menge Pakete mit frischer Ware“, sagt der Seniorchef Wolfgang Schmidt. „Da brauchen wir Platz.“ Um den zu schaffen, lockt das Team mit Sonderangeboten.

Doch es gibt auch ganz praktische Gründe für den Einkauf: Ein junger Mann kommt mit seiner Freundin vorbei. Er braucht einen Anzug für ein Vorstellungsgespräch. Auf dem großen Paternoster ist das Passende bestimmt dabei.