Die Leonberger Ortsgruppe des Deutschen Alpenvereins macht sich für eine Klettermöglichkeit auf der alten Autobahntrasse beim Brombeerweg stark.

Einst teilte die Autobahn 81 die Leonberger Kernstadt jäh in zwei Teile, als sie noch überirdisch verlief – bevor sie in den Tunnel verschwand und auf der anderen Seite des Engelberges wieder auftauchte, sich in Richtung Ludwigsburg fortsetzte. Heute ist dort auf den rund eineinhalb Kilometern längst Ruhe eingekehrt. Ein Teil wurde bebaut, einen Teil hat sich die Natur zurückerobert. Das Fleckchen Erde, topografisch stark bewegt, hat Potenzial für Freizeit-, Erholungs- und Rückzugsräume. Davon ist die Stadtverwaltung überzeugt. Und auch der Gemeinderat stimmte im März 2018 dem Konzept „Grünraumvernetzung Kernstadt Leonberg“ zu. Online waren wenig später die Bürgerinnen und Bürger gefragt, Vorschläge einzureichen.

 

Es hat sich schon was getan auf der alten A8-Trasse

In der Zwischenzeit freuen sich Kleinkinder über einen Spielplatz. Überdimensionale Sitzbänke aus Holz laden dazu ein, die Seele baumeln zu lassen. Ein Weg schlängelt sich auch schon durch das Areal und verdrängt die Trampelpfade, die im Laufe der Jahre entstanden sind. Auch der Wunsch des Kinderschutzbundes, eine Pumptrackanlage für alle Arten von Fahrrädern zu errichten, geht in Erfüllung. Der kompakte, geschlossene Rundkurs mit kleinen Wellen und Steilwandkurven soll südlich der Breslauer Straße entstehen. Ein kleiner Spaziergang über das Gelände macht allerdings deutlich, dass einiges getan werden muss. Denn noch gleichen die Freiflächen einer Ackerlandschaft.

Ihrem Ziel ein Stück näher gekommen ist die Leonberger Ortsgruppe des Deutschen Alpenvereins, Sektion Stuttgart. Sie hat den Vorschlag ins Spiel gebracht, einen Boulderblock südlich des Brombeerwegs zu errichten, also am oberen Ende. Bouldern bedeutet klettern ohne Seil und Klettergurt an Felsblöcken, Felswänden oder an künstlichen Kletterwänden in Absprunghöhe. Also eine Höhe, aus der noch ohne Verletzungsgefahr abgesprungen werden kann.

Bouldern hat an Popularität gewonnen

Es ist eine eigene Disziplin des Sportkletterns, hat sich in den vergangenen Jahren rasant entwickelt und enorm an Popularität gewonnen. „Wir haben eine Klettergruppe, die sich regelmäßig in der Georgiihalle trifft, mit dem Boulderblock erhoffen wir uns, dass wir noch mehr Jugendliche ansprechen und irgendwann eine Jugendgruppe gründen können“, sagt Alex Metzler, der Vorsitzende der DAV-Ortsgruppe. In der näheren Umgebung von Leonberg gibt es nur eine kleine Anzahl an künstlichen Bouldermöglichkeiten im Freien: 15 Kilometer entfernt in Feuerbach einen naturbelassenen Boulderblock mit reiner Felsstruktur ohne künstliche Griffe; in Kernen-Stetten im Remstal, das 38 Kilometer entfernt ist, sowie eine Boulderanlage in Allmersbach im Tal bei Winnenden (51 Kilometer). In Leonberg soll, geht es nach der DAV-Ortsgruppe, ein mittelgroßer Boulderblock mit etwa 80 Quadratmeter Kletterfläche entstehen, an dem sechs bis acht Personen gleichzeitig klettern können. Als Fallschutz würde Kies bevorzugt. Um den Block bei jedem Wetter nutzen zu können, würde ein Dach als Regenschutz dienen. In Gesprächen mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Böblingen wurde der Standort südlich des Brombeerwegs bereits abgestimmt sowie die notwendige Erlaubnis in Aussicht gestellt.

Die Verwaltung baut auf Fördergelder

Die Stadtverwaltung rechnet für die Planung und den Bau des Boulderblocks mit Kosten in Höhe von etwa 80 000 Euro. Für das Fundament und den Fallschutz kommen etwa 25 000 Euro hinzu, sowie 21 000 Euro für die Erstellung von Genehmigungsunterlagen. Letztendlich will die Verwaltung dieses Projekt im nächsten Jahr nur in Angriff nehmen, wenn es eine finanzielle Förderung seitens des Verbandes Region Stuttgart gibt. Geld könnte es aus dem Topf des Landschaftsparkprogrammes geben. Der städtische Planungsausschuss gab schon mal mehrheitlich eine Empfehlung an den Gemeinderat, diesen Förderantrag zu stellen. Der städtische Anteil würde – im Falle eines positiven Bescheids des Verbandes – im Haushaltsplanentwurf 2023 veranschlagt werden. Wolfgang Schaal von den Freien Wählern regte gar an, Sponsoren zu akquirieren. „Beim Lewa-Park klappt das doch auch ganz gut.“