Der Vertrag ist unterschrieben. Der Weg für ein neues Rathaus an der Bahnhofstraße ist damit geebnet.

Renningen - Neben Corona, neuen Plänen für Kitas und Schulen, der Sporthalle, die noch einmal viel teurer wird als gedacht, einem neuen Baugebiet und weiteren Großprojekten sind die Pläne für das neue Rathaus schon fast ein bisschen in Vergessenheit geraten. Hinter den Kulissen herrschte in der Zwischenzeit aber kein Stillstand. Die Verhandlungen zwischen der Stadtverwaltung und der Volksbank Leonberg-Strohgäu über den Kauf des Volksbank-Areals an der Ecke Bahnhofstraße/Lisztstraße gingen weiter. Wie die Stadt Renningen mitteilte, haben beide Seiten den Kaufvertrag am Donnerstag unterschrieben.

 

Die Platzprobleme im Renninger Rathaus sind seit Langem bekannt und immer wieder ein Thema im Gemeinderat gewesen. Die Verwaltung ist über mehrere Standorte in Renningen und Malmsheim verteilt, zudem ist der Hauptstandort an der Hauptstraße nicht barrierefrei. Gleichzeitig wächst die Verwaltung mit den zusätzlichen Aufgaben und steigenden Bürgerzahlen stetig weiter. Die Ankündigung der Volksbank, ihren Stammsitz an der Lisztstraße aufzugeben, um nur ein paar Meter weiter südlich ein neues Gebäude zu errichten, klang in den Ohren der Verwaltung wie eine kleine Heilsbotschaft. Denn die Volksbank bot der Stadt das Gebäude zum Verkauf an.

Das Projekt ist nicht gänzlich unumstritten. Schließlich sind dafür – mit Erwerb, Umbau und Erweiterung des Bestandsgebäudes – 13,5 Millionen Euro angesetzt, und es handelt sich um einen Bau aus den Neunzigern. Der Gemeinderat hat die Verwaltung im Sommer dennoch ermächtigt, die Chance zu nutzen und den Kaufvertrag zum Erwerb des Areals an der Bahnhofstraße 31-33 abzuschließen.

Bürgerbüro und Sitzungssäle sollen in die Bahnhofstraße

Vorgesehen ist, dass der Hauptteil der Verwaltung ins Volksbankgebäude zieht, unter anderem das Bürgerbüro und das Stadtarchiv, außerdem werden die Sitzungssäle dort untergebracht. Dadurch entsteht wieder mehr Platz an den Standorten Haupstraße 1 und im Malmsheimer Rathaus, die beide erhalten bleiben. Ein entsprechendes Raumkonzept wurde bereits entwickelt. Dieses beinhaltet auch einen Anbau an das bisherige Volksbankgebäude.

„Wir hatten vorgehabt, den Vertrag bis Ende 2020 abzuschließen“, erklärt der Erste Beigeordnete, Peter Müller. Das habe sich aus unterschiedlichen Gründen wie der Coronakrise ein wenig verzögert, das falle aber nicht ins Gewicht. Denn bevor ein Einzug möglich wird, muss ohnehin erst vieles andere auf den Weg gebracht werden, zum Teil laufen auch noch Mietverträge mit anderen Nutzern des Volksbankareals, „und wir haben einen größeren Planungsvorlauf“.

„Die kommende Zeit werden wir nutzen, um das Gebäude noch einmal auf Herz und Nieren zu prüfen“, so Peter Müller. Der innere Aufbau passt zu dem einer Verwaltung, daher sind keine großen Umbauten notwendig. „Der Bau ist außerdem in einem sehr guten Zustand. Aber wir möchten ihn auch energetisch ertüchtigen“, vor allem im Hinblick auf die Wärmedämmung. Dahingehend merke man dem Gebäude die 25 Jahre natürlich an. Allein aufgrund der Gesamtkosten müssen die Planungsleistungen zudem europaweit ausgeschrieben werden.

Ideal wäre ein paralleler Um- und Anbau

Die wichtigsten Weichen sollen alle zeitnah und noch in diesem Jahr gestellt werden. Die Frage ist allerdings, ob die Pläne, wie sie 2019 angedacht und 2020 verfestigt wurden, sich so noch halten lassen. „Das Optimum wäre, wenn wir parallel das Bestandsgebäude umbauen und den Anbau errichten lassen“, sagt Peter Müller. Eine Umsetzung beider Teilprojekte nacheinander wäre zwar möglich, „nur das Raumkonzept passt dann natürlich überhaupt nicht mehr zusammen“, die Mitarbeiter wären dann wieder über unterschiedliche Orte verteilt. Da sich die finanzielle Lage der Stadt nicht nur aufgrund der Coronapandemie noch einmal deutlich verändert hat, muss darüber aber erst der Gemeinderat entscheiden.

Die Volksbank selbst hat große Teile des südlich angrenzenden Geländes gekauft und wird dort ein neues Gebäude errichten, das ihren heutigen Anforderungen besser entspricht. „Wie bisher werden Bankserviceleistungen angeboten, aber auch der steigende Bedarf an qualifizierten Beratungen wird berücksichtigt“, erklärt die Stadtverwaltung. Darüber hinaus plant die Volksbank, zusätzliche Gewerberäume sowie Wohnungen zu bauen. Die Stadtverwaltung begrüßt das: „Wir freuen uns über das Vorhaben der Volksbank, das die Stadtmitte aufwerten und die Quartiersentwicklung in Renningen nachhaltig voranbringen wird“, sagt der Bürgermeister Wolfgang Faißt.