An der Ecke Stuttgarter Straße/Grabenstraße will das Finanzinstitut ein neues Direktionsgebäude sowie 71 Wohnungen errichten. Der Gemeinderat beschließt den Bebauungsplan, jetzt kann die KSK den Bauantrag stellen. Anwohner stören sich noch immer an der Höhe der Gebäude.

Nach einer erneut intensiven Diskussionsrunde haben die Leonberger Gemeinderäte in ihrer Sitzung am Dienstagabend in der Stadthalle nun Nägel mit Köpfen gemacht. Mit einem am Ende deutlichen Votum – 16 Ja-Stimmen und sechs Enthaltungen – gaben sie grünes Licht für den Bebauungsplan des Quartiers an der Ecke „Stuttgarter Straße/Grabenstraße“.

 

Das alte Gebäude stammte aus dem Jahr 1960

An diesem Direktionsstandort Leonberg plant die Kreissparkasse, das bisherige, aus dem Jahr 1960 stammende Gebäude in der Grabenstraße – das bereits dem Erdboden gleichgemacht ist –, durch einen modernen Neubau zu ersetzen. Mit inbegriffen ist die Neugestaltung des Areals. Vier Wohnhäuser mit insgesamt 71 Mietwohnungen sollen auf dieser Fläche entstehen. Mit der Stadt hatte man sich darauf geeinigt, dass insgesamt 25 Prozent der Wohnfläche für preisgebundenes Wohnen zur Verfügung gestellt wird.

Nach dem positiven Votum in der Gemeinderatssitzung will die Kreissparkasse nun kurzfristig den Bauantrag stellen und so schnell wie möglich mit den Bauarbeiten starten. Als erste Schritte stehen der Aushub und Verbau, der zur Sicherung des Geländes dient, auf dem dafür bereits vorbereiteten Grundstück an. Anschließend soll der Rohbau starten. Die Fertigstellung des gesamten Areals ist für Ende 2024 vorgesehen.

Eins städtebaulicher Beitrag

„Wir sehen den Bau unseres neuen Direktionsgebäudes inklusive der dort angesiedelten Wohnbebauung als einen wichtigen städtebaulichen Beitrag. Über die Bebauungsstudie und den Architektenwettbewerb haben wir den Gemeinderat frühzeitig in unser Projekt eingebunden“, sagt Detlef Schmidt, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Böblingen. Ebenso wichtig sei es für die Kreissparkasse gewesen, auf die Menschen in Leonberg hinsichtlich ihres Vorhabens zuzugehen und konstruktive Gespräche zu führen.

Noch vor zwei Wochen war der Planungsausschuss zu keinem Abstimmungsergebnis gekommen. Grund des erneuten Zögerns war die geplante Gebäudehöhe vor allem des Gebäudes Nummer drei, das im Osten an die bestehende Wohnbebauung der Unteren Burghalde angrenzen wird. Deshalb nahmen die Gemeinderäte und auch die Verwaltung den Bauherren noch einmal in die Pflicht. Innerhalb von zwei Wochen sollte der mit den Nachbarn, die teils über ihre Anwälte zum Thema Gebäudehöhe und der daraus resultierenden drohenden Beschattung eine Stellungnahme abgegeben hatten, Kontakt aufnehmen. Die geforderte Kompromisslösung sollte die Kreissparkasse der Verwaltung schriftlich zukommen lassen.

Das Schreiben ist rechtzeitig auf dem Tisch des OB

Das Schreiben hatte der Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) kurz vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung auf dem Tisch. „Wir werden das obere vierte Geschoss 1,34 Meter zurückversetzen“, erläuterte Daniel Häußler, der Projektleiter der Sparkasse für dieses Bauvorhaben, vor Ort in der Gemeinderatssitzung. Auf die Forderungen der besagten Anwohner, auf dieses Geschoss komplett zu verzichten, ging die Kreissparkasse allerdings nicht ein. Denn damit würden vier Wohnungen wegfallen. „Aus unserer Sicht ist das nicht der Weg, den wir gehen wollen“, sagte Häußler. Es sei doch besser, innerstädtisch zu bauen als Grundfläche außerhalb der Stadt zu versiegeln.

Dirk Häußermann ist ein Anwohner der Unteren Burghalde und hat seine Bedenken gegenüber des KSK-Projektes über seinen Anwalt der Stadt mitgeteilt. „Ich bin kein geborener Querulant und will auch nicht die Bebauung verhindern, doch muss das alles so mächtig und dicht bebaut sein?“, fragt er sich. Seines Erachtens würde Ruhe einkehren, wenn die Kreissparkasse tatsächlich auf das oberste Stockwerk des besagten Gebäudes verzichten würde. Wie in jedem Bauantragsverfahren werden auch bei diesem Quartiers-Projekt die angrenzenden Nachbarn angehört und haben die Möglichkeit, sich nochmals zu äußern. Dieses Verfahren wird von der Baurechtsbehörde der Stadt Leonberg durchgeführt. Häußermann wird sich mit seinem Anwalt absprechen.

Kreissparkasse bietet einen Kompromiss an

„Mit dem nun erarbeiteten Kompromiss haben wir versucht, sowohl den wirtschaftlichen als auch nachbarschaftlichen Interessen Rechnung zu tragen und zusätzlich wichtige Umweltaspekte wie das Thema der Frischluftzufuhr in die Innenstadt zu berücksichtigen“, sagt Detlef Schmidt. Den Einwand eines Anwohners, dass die von der Stadt beauftragte Beschattungsstudie nicht der erforderlichen DIN-Norm entspreche, entkräftete Thomas Merkle vom Leonberger Stadtplanungsamt. Gudrun Sach (Bündnis 90/Die Grünen), die noch im Planungsausschuss auf die drohende Beschattung aufmerksam gemacht hatte, gab jetzt ihre Ja-Stimme ab. „Wir brauchen dringend Wohnraum und wissen die Bemühungen der Kreissparkasse zu schätzen – und letztendlich kann man es nie allen recht machen.“

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Am Ende stimmte der Gemeinderat einem Bebauungsplan zu, der die Kompromisse der Kreissparkasse gar nicht beinhaltet. „Wenn wir das so konkret abbilden wollten, müsste man einen neuen Bebauungsplan aufstellen, und der Prozess würde sich bis in den Herbst verzögern“, sagte Martin Georg Cohn. Das wolle er auf jeden Fall vermeiden. „Wir vertrauen der Kreissparkasse und werden akribisch auf die Ausführung achten.“