Neues Semester, neues Programm, neue Ideen – und alte Probleme: Corona macht den beiden Bildungseinrichtungen in Gerlingen und Korntal-Münchingen weiter zu schaffen.

Gerlingen/Korntal-Münchingen - Corona hinterlässt Spuren bei den Volkshochschulen in Gerlingen und Korntal-Münchingen. Der Präsenzbetrieb ist unter Auflagen erlaubt, trotzdem sind den Einrichtungen Kurse, Teilnehmer und damit auch Einnahmen weggebrochen. „Finanziell geht es uns weder besonders gut noch schlecht. Wir leben aktuell von einer etwas geringeren Rücklage, haben trotz der Einschränkungen aber immer relativ viel gemacht“, sagt der Leiter der Gerlinger VHS, Markus Fink. Im ablaufenden Herbst-Winter-Semester zählt die VHS 300 Kurse und 2700 Teilnehmer – statt der üblichen 4500. Wegen der Abstandsregel sind in vielen Kursen weniger Teilnehmer möglich, oft nur die Hälfte. Auch herrsche eine gewisse Furcht der Menschen vor einer Infektion.

 

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Nichtsdestotrotz startet die VHS erneut mit 500 Kursen ins Frühling-Sommer-Semester. Es beginnt am 14. Februar. Wegen Omikron seien massivere Einschränkungen zwar nicht ausgeschlossen, so Markus Fink. Er rechnet aber auch angesichts der geboosterten Personen damit, dass die VHS kein völliges Betriebsverbot mehr bekommt.

Gerlingen nimmt Kinder und Familien in den Blick

Pandemiebedingt sind viele Kurse im Freien sowie Exkursionen geplant. Vor allem für Familien gibt es etliche Möglichkeiten, gemeinsam etwas zu erleben und zu lernen. Denn das Motto lautet „Kinder und Familie“. Die hätten in der Pandemie deutlich gelitten, begründet Markus Fink den Schwerpunkt. Das Ziel sei, jene zu unterstützen und Begeisterung an Bewegung, Natur, Bildung und Zusammenhalt zu fördern.

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So umfasst das neue Programm – es erscheint am 17. Januar, Anmeldungen sind ab 9 Uhr möglich – mehr Veranstaltungen des Elternforums, Besuche auf dem Korntal-Münchinger Schulbauernhof Zukunftsfelder oder Kino. Die VHS zeigt aktuelle Filme, die später mit einer Schauspielerin besprochen werden. Die Jüngsten erwartet Bilderbuchkino, hier sei man „endlich mit unserem Nachbarn, der Bücherei, in Kooperation“, sagt die VHS-Vize-Leiterin Carolin Renn und lacht. Die Kinder-Uni hat ein neues Konzept: In den Osterferien sind Experimentiertage. Die Eltern hätten sich Formate gewünscht, die länger als eine Stunde dauern, sagt der Fachbereichsleiter Holger Weiß.

Online-Kurse auf dem Rückmarsch

Neu ist auch die Kooperation mit dem Gerlinger Klimamanagement. Sie ermöglicht die Veranstaltung „Klimafit: Klimawandel vor der Haustür! Was kann ich tun?“ Und weil die Kursgebühren um im Schnitt sieben Prozent steigen, dürfte die neue Zusammenarbeit mit dem Weltcafé besonders die Teilnehmer freuen: Pro Kursanmeldung erhalten sie einen Gutschein für ein Getränk.

Online-Kurse sind auf dem Rückmarsch: Seit September fanden gerade mal zehn Online-Kurse statt. Der Grund ist der Präsenzbetrieb. „Es gab keinen Bedarf für Online“, sagt Markus Fink. Im neuen Semester sind 20 bis 30 Online-Kurse vorgesehen.

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Die Korntal-Münchinger VHS-Leiterin Cornelie Class-Hähnel formuliert es so: „Manche Teilnehmer sind online-müde.“ Sie habe sich im ablaufenden Semester mehr erhofft, zumal die VHS mit dem Beginn der Pandemie den Bereich vhs online mit Kursen aus verschiedenen Fachbereichen eingeführt hat. Dennoch hält Class-Hähnel daran fest: Man dürfe Online-Kurse nicht als Notlösung sehen, sondern müsse die Chancen herausarbeiten, schauen, welche Vorteile die neuen Medien bieten und gezielt ausbauen. Mit Mitteln aus dem Digitalpakt, über zwei Jahre 21 000 Euro, hat die VHS ihre digitale Ausstattung verbessert. „Die Erwartung ist, dass sich die Online-Formate in unserem Programm fest etablieren, auch wenn die Pandemie den Kursbetrieb nicht mehr so einschneidend prägt“, sagt Class-Hähnel.

Neue Teilnehmer dank der Neubaugebiete?

Zugleich sei es wichtig, neue Teilnehmer zu gewinnen. „Wir müssen etwas tun“, sagt die Leiterin mit Blick auf einen Rückgang um 20 Prozent zum vorangegangenen Wintersemester. Auch die Einnahmen durch Kursgebühren sind geschrumpft, haben sich 2021 zu 2019 mehr als halbiert: auf 133 000 Euro. Im „Traumjahr 2019“ waren es 300 000 Euro, 2020 dann 136 000 Euro.

Cornelie Class-Hähnel setzt auf die Zuzüge in die Neubaugebiete: So wolle die VHS in Korntal-West den Multifunktionsraum im Kita-Gebäude mit nutzen. Um zum Beispiel die junge VHS zu beleben – „unser Herzblut“ – organisiert die Einrichtung im neuen Semester unter dem Motto „Neue Perspektiven – neue Einblicke“ etwa ein Repaircafé für Kinder und Kurse rund ums Programmieren mit Robotern von Lego.

Exkursionen zu unbekannten Terrains

„Sich mit etwas Neuem auseinandersetzen und sein Wissen erweitern, bereichert das berufliche und private Leben“, erläutert Cornelie Class-Hähnel den Schwerpunkt des neuen Hefts mit rund 304 Angeboten. Dazu gehört auch, dass Senioren mit Leihgeräten den souveränen Umgang mit dem Internet lernen, Exkursionen zu unbekannten Terrains oder das neue Konzept der Sonntagsveranstaltungen. „Um gegen die Vereinzelung anzugehen.“ In Korntal-Münchingen erscheint das neue Programm am 18. Januar, Anmeldungen sind ab 8.30 Uhr möglich.