Obwohl der Automobilzulieferer Akka kein Interesse mehr an einen großen Grundstück im neuen Gewerbegebiet „Gebersheimer Weg“ zeigt, treibt Rutesheim die Erschließung des Areals weiter voran.

Rutesheim - Irgendwie kein Glück mit französischen Investoren zu haben scheint die Stadt Rutesheim. Der eine, die französische Eppe-Groupe hat innerhalb eines Jahrzehnts sämtliche Spuren des einstigen Druckspezialisten Drescher im Ort verschwinden lassen. Der andere, die Akka-Gruppe aus dem Bereich der Automobilzulieferer, lässt nach vorherigem großen Interesse nun die Vereinbarung für ein Grundstück im neuen Gewerbegebiet „Gebersheimer Weg“ ganz still auslaufen.

 

Es sollte der Ersatz für die bei Bosch rund 700 im Ort verloren gegangenen Arbeitsplätze werden. Die damalige Firma MBtech, die heute dem französischen Unternehmen Akka Technologies gehört, hatte ihr Interesse an einem Standort in Rutesheim kundgetan. Es sollten für die Schwerpunkte Design, Entwurf, Formfindung, Formgebung, Modellbau und Industriefotografie fünf bisherige Standorte in Rutesheim auf rund 3,7 Hektar gebündelt werden und hier Büro- sowie Produktionsflächen entstehen.

Die magische Zahl von mehr als 500 Arbeitsplätzen war im Gespräch. Natürlich rannte man damit im Rathaus offene Türen ein, zumal auch von anderen Unternehmen Anfragen nach Gewerbeflächen vorliegen. Doch damit konnte die Stadt nicht dienen, denn die Flächen im jüngsten Gewerbegebiet am Autobahnanschluss waren weggegangen wie warme Semmeln. Um die Vorstellungen von Akka zu berücksichtigen und auch noch anderen Bauwilligen Flächen anbieten zu können, wurde das Gebiet „Gebersheimer Weg“ auf den Weg gebracht: ein westlicher Teil mit 3,7 Hektar der für Akka sein sollte und ein östlich der Nordumfahrung gelegener Teil (rund zwei Hektar) für mehrere interessierte kleinere Gewerbebetriebe.

Keine Verlängerung der Vereinbarung mit Akka

„Automobilzulieferer haben aktuell Schwierigkeiten und halten sich bedeckt“, sagt die Rutesheimer Bürgermeisterin Susanne Widmaier. „Auch Akka hat nicht auf eine Verlängerung der Vereinbarung gedrängt und kein weiteres Interesse an dem Grundstück signalisiert“, bedauert sie. „Aber wir haben auch nicht gedrängt“, macht sie den Standpunkt der Stadt klar. „Es ist fraglich, wie es mit Akka weitergeht, willkommen sind sie trotzdem“, sagt die Rutesheimer Rathauschefin.

„Wir fokussieren uns nicht komplett auf Akka, denn es besteht auch sonst großes Interesse an Grundstücken bei uns“, erläutert Susanne Widmaier. Den Bebauungsplan und die Erschließung des neuen Gewerbegebietes werden Verwaltung und Gemeinderat trotzdem vorantreiben und auch in der Form beibehalten wie bisher. Der war so gestaltet, dass auf der Fläche westlich der Nordumfahrung bis zum Friedhof eine Großansiedlung möglich werden kann, während östlich kleinere Gewerbegrundstücke angeboten werden.

In seinen jüngsten Sitzungen hat der Gemeinderat sowohl die Änderung des Flächennutzungsplans als auch den Bebauungsplan so festgezurrt, dass alle rechtlichen Bedenken aus dem Weg geräumt sind, um das Umlegungsverfahren über die Bühne gehen zu lassen. In einem Normenkontrollverfahren waren nämlich Fehler des Bebauungsplans gerügt worden.

Einzelhandel ist ausgeschlossen

Zu den wesentlichen Änderungen gehört nun, dass Einzelhandel wegen der Nähe zu den benachbarten Märkten Aldi, dm und kik ausgeschlossen ist. Ausgenommen ist ein Direktverkauf an der Stätte der Produktion auf bis zu 200 Quadratmeter Nutzfläche. Davor war nicht ortskernrelevanter Einzelhandel zulässig. Ausführlichst geprüft und im Planwerk grafisch dargestellt wurde auch des Fehlen von Alternativstandorten für die Ansiedlung von Gewerbebetrieben in der Stadt. „Wir haben nun mal keine anderen Flächen,“ meint dazu die Bürgermeisterin.

Zufrieden konnte Stadtbaumeister Bernhard Dieterle-Bard verkünden, dass nach Gesprächen mit dem Landratsamt jetzt entlang der Nordumfahrung Grundstücke gefunden werden konnten, um Streuobstbäume zu pflanzen. Weil vor allen im östlichen Teil des künftigen Gewerbegebietes viele Obstbäume stehen, müssen die nachgepflanzt werden. Das sollte in der Waldlichtung am Lerchenberg geschehen. Die kann nun für eine zukünftige Aufforstung in Frage kommen.

Im Haushalt 2021 spielt das neue Gewerbegebiet eine gewichtige Rolle. Aufgrund von Verzögerungen beim Umlegungsverfahren stehen die Erschließungsarbeiten noch aus. Nach Abschluss des Verfahrens im ersten Halbjahr sollen sie aber beginnen. Dafür sind im aktuellen Haushalt 2,5 Millionen Euro vorgesehen. Der Bau von Kanälen, Straßen und Wasserleitungen am „Gebersheimer Weg“ geht 2022 weiter. Weitere drei Millionen Euro werden auch dafür benötigt.