Mit einem völlig neuen Format setzen die Werbegemeinschaft, die Stadt, die Kirche und der Jazzclub einen Glanzpunkt, den es so in Leonberg noch nicht gegeben hat

Leonberg - Es sind die kleinen Momente, die Großes noch größer machen. Auf dem Leonberger Marktplatz – es ist dunkel, und der Zeiger der Uhr am Alten Rathaus hat die Zehn überrundet – will das Publikum die Musiker nicht von der Bühne lassen. Also greift Markus Schölch in die Tasten und David Hanselmann zum Mikrofon: „Mighty Quinn“. Die beiden Musiker interpretieren den Kracher von Manfred Mann einzigartig: Schölch holt aus seinem Keyboard den Klang eines ganzen Orchesters heraus. Und Hanselmann singt mit einer unglaublich Inbrunst. So werden Monumentalfilme musikalisch unterlegt.

 

Glückliche Menschen

Der fulminante Schlusspunkt ist symptomatisch für die ganze Veranstaltung. Unter dem schlichten wie zutreffenden Titel „Altstadt erleben“ haben Werbegemeinschaft, Citymanagement, Kulturamt, Stadtkirche und Jazzclub ein Ereignis auf die Beine gestellt, dass es so in Leonberg noch nicht gegeben hat: Livejazz an drei Orten, Tanztheater an sechs Stationen, offene Lokale und Läden – und glückliche Menschen.

Ein eher aus der Not geborenes Angebot, das voll eingeschlagen ist. Eigentlich hätte an diesem Wochenende der verkaufsoffene Sonntag mit der Oldtimer-Rallye stattgefunden. Corona hat beides zunichtegemacht. Doch statt die Segel zu streichen, haben Joachim Heller, der rührige Vorsitzende der Werbegemeinschaft „Faszination Altstadt“, und die Citymanagerin Nadja Reichert nach einer Alternative gefahndet. Und dabei Unterstützer gefunden, mit deren Hilfe etwas ganz Neues entstanden ist: ein zweitägiges Erlebnis für die Sinne, das die Altstadt als Ort der Kommunikation, des Genießens und des Handels weit nach vorne gebracht hat.

Hochkarätige Jazzer

Einer der Helfer ist Frithjof Gänger. Der Chef des Jazzclubs Leonberg und selbst professioneller Saxofonist hat ein paar hochkarätige Kollegen zusammengetrommelt. Darunter den renommierten Trompeter Gernardt Mornhinweg, der im Trio des jazzenden Pfarrers Dennis Müller musikalische Glanzpunkte setzt. Oder den wunderbaren Gitarristen Werner Acker, der mit der Sängerin Kim Hofmann die Gäste vor der Vinothek Arda’s Grand Cru verzaubert. Oder die Guttenberg Brothers, die am Domizil Begeisterung entfachen. Oder, oder, oder...

Vergoldeter Leonberger

Es gibt nicht nur Jazz. Katja Rohloff vom Kulturamt hat die Tanzperformance „Mr. Krake“ erneut engagiert. Eine gute Entscheidung. Die Schauspieler und Tänzerinnen interpretieren die Veränderung des Menschen, befallen durch die krakenartige Pandemie, noch intensiver als bei der Premiere im Juni. Beim Finale in der Stadtkirche gibt es großen Beifall. Apropos Kirche: Pfarrerin Heidi Essig und Mesnerin Dorothee Schuster sind begeistert dabei und zeigen, dass die Kirche fester Bestandteil der Altstadt ist.

Freuen kann sich auch die Jugendkunstschule. Die darf mit einer satten Summe rechnen, die die Versteigerung eines vergoldeten Leonberger Hundes ergeben wird. Beim Juwelier Goldberg vergoldet die Künstlerin Paula eine schwarze Hundeskulptur. Die Hälfte ist bereits geschafft. Wer mithelfen will: Für fünf Euro gibt es im Geschäft ein Stück Blattgold. 350 sind insgesamt nötig.