Katharina Fuchs und Lea Göhring eröffnen in der Eltinger Carl-Schmincke-Straße ein Café – im Geburtshaus der Mutter des berühmten Astronomen.

Ein mit Kletterpflanzen bewachsener Torbogen führt in den lichtdurchfluteten Raum mit den großen Fenstern. Nostalgisch-modern ist er eingerichtet, in vorwiegend goldenen und moosgrünen Tönen gehalten. Wo kein Stuck vorhanden war, wurde er kurzerhand aufgeklebt.

 

Alte Stühle und Tische, gefunden auf Dachböden bei Freunden, sind passend hergerichtet. Die Sitzbank vor den Fenstern fehlt noch. Sie bekommt nagelneue Polster – ebenfalls in Grün gehalten. Die Theke ist vom Schreiner maßgefertigt. Dahinter an der Wand prangt der geschwungene Schriftzug „Kepler’s“.

Schon in der Schule eng befreundet

Das Herzstück, die professionelle Kaffeemaschine, wird in Kürze geliefert, der Heißluftofen ist schon da. Bis zur offiziellen Eröffnung am 31. Juli ist noch jede Menge zu tun. Katharina Fuchs und Lea Göhring, beide 28 Jahre jung, sind zuversichtlich, dass sie bis dahin alles hinbekommen. Die zwei Leonberger Frauen erfüllen sich mit einem Café in der Eltinger Carl-Schmincke-Straße 54 einen großen Traum.

Die beiden kennen sich seit ihrer Schulzeit am Albert-Schweitzer-Gymnasium. „Wir waren zwar nicht in derselben Klasse, aber in derselben Klassenstufe“, erzählt Katharina Fuchs. Gemeinsam besuchten sie den Literaturkurs, hatten einen gemeinsamen Freundeskreis, der bis heute zusammenhält. „Zwar sind alle nach dem Abitur aus Leonberg weggezogen und teilweise wieder nach Leonberg zurückgekehrt, aber wir treffen uns regelmäßig – auch immer am 27. Dezember“, sagt Lea Göhring.

Idee entsteht an Weihnachten

Und bei diesem Treffen Ende des Jahres 2021 hat die Idee, ein gemeinsames Café zu eröffnen, erstmals Gestalt angenommen. Eine weitere Freundin erzählte, dass das einstige Blumengeschäft im Hause ihrer Mutter schließt und neue Mieter gesucht würden. Dass dieses historische Gebäude das Geburtshaus von Katharina Kepler, geborene Guldenmann und Mutter des berühmten Astronomen Johannes Kepler, ist, spielte vor allem Katharina Fuchs in die Karten.

Sie studierte Geschichte sowie Geschichte der Naturwissenschaften und Technik und arbeitet momentan an ihrer Dissertation, hat an der Uni Stuttgart zudem eine 60-Prozent-Stelle. Lea Göhring zog es nach dem Abitur nach München. Sie absolvierte ein duales Studium der Betriebswirtschaftslehre und arbeitete seitdem unter anderem im Event-Marketing.

Im vergangenen Jahr kehrte sie wieder in ihre Heimat zurück, war zunächst im Homeoffice weiterhin für die Münchner Firma tätig, bis sie jetzt vor mehr als zwei Wochen ihren Job kündigte, um sich zu hundert Prozent dem Café zu widmen. Katharina Fuchs, die aus Stuttgart auch wieder nach Leonberg gezogen ist, wird dagegen zwei- oder jetzt gar dreigleisig fahren, ihr Arbeitsverhältnis beibehalten und auch ihre Promotion nicht aus den Augen verlieren.

Das Haus ist denkmalgeschützt

Der Weg bis zur Eröffnung scheint den Frauen ein langer gewesen zu sein. Einer mit vielen bürokratischen Herausforderungen. Lea Göhring erstellte einen Businessplan, die Frauen gründeten eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), nahmen einen Gründerkredit auf, legten eigenes Erspartes zusammen, zogen eine Steuerberaterin zurate.

Wegen der Nutzungsänderung der Räumlichkeiten mussten sie einen Bauantrag stellen, beauftragten einen Architekten, da das Gebäude unter Denkmalschutz steht und große Veränderungen an der Bausubstanz nicht zulässig sind. Jetzt müssen sie noch auf das Okay der verschiedenen Ämter warten.

Im „Kepler’s“ wird künftig natürlich Kaffee und Kuchen serviert, Frühstück oder kleine Snacks wie Panini. Mit der familiengeführten Bäckerei Marquardt schräg gegenüber sind die neuen Café-Betreiberinnen eine Kooperation eingegangen. Auch eine Konzession für den Ausschank alkoholischer Getränke haben Fuchs und Göhring beantragt. „Wir wollen keine Kneipe sein, doch Bier, Wein oder Sekt soll es schon sein.“

Geschichte ist Thema im Café

Seit Wochen arbeiten die Freundinnen in ihren Räumen auf Hochdruck. „Viele Leute schauen bei uns rein und fragen, wann’s endlich losgeht.“ Sie hoffen natürlich auf die gute Lage und auch die historische und daher touristische Bedeutung der Carl-Schmincke-Straße und des Geburtshauses der Mutter des Astronomen Kepler. „Wir wollen die Geschichte mit in unser Café einfließen lassen, unter anderem mit historischen Bildern an der Wand“, sagt Katharina Fuchs.

Da kommt es ihnen gerade recht, dass die Skulptur Katharina Keplers, von der Warmbronner Künstlerin Birgit Feil erschaffen, neuerdings direkt vor ihren Räumlichkeiten steht. Bei der Einweihung am Donnerstag dürfen sie das Catering übernehmen.