Monica Diac leitet die Gynäkologie im Krankenhaus und will dort mit modernen Methoden und persönlicher Ansprache besonders bei der Behandlung von Inkontinenz neue Akzente setzen. Sie wünscht sich noch mehr Geburten auf ihrer Station.

Leonberg - Nein, an Selbstbewusstsein mangelt es ihr nicht: „Wir werden mehr Leistungen anbieten, medizinische Schwerpunkte setzen und mehr Patienten gewinnen.“ Monica Diac, die neue Chefärztin in der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe im Krankenhaus Leonberg, hat ehrgeizige Ziele.

 

Die 44-Jährige, die im April in der Gynäkologie begonnen hat, verhehlt nicht, dass ihre Mission alles andere als ein Spaziergang ist. „Die ersten Monate waren anstrengend.“ Das kommt nicht von ungefähr. Die gebürtige Rumänin muss in vielen Punkten neu ansetzen. Die Frauenheilkunde in Leonberg hatte lange keinen eigenen Chefarzt und wurde seit fünf Jahren vom leitenden Oberarzt Jürgen Mewald geführt.

Medizin in die Wiege gelegt

Als der sich beruflich in Richtung Schweiz verabschiedete, war die Leitungsfrage zunächst offen, bevor Landrat Roland Bernhard, der Aufsichtsratvorsitzende der Kreiskliniken, im Oktober des vergangenen Jahres mit der Nachricht überraschte, dass die Gynäkologie in Leonberg wieder eine eigene Chefärztin bekommt.

Monica Diac kann auf eine langjährige Erfahrung zurückblicken. Die Medizin wurde ihr sozusagen in die Wiege gelegt. Ihre Mutter war Rheumatologin in Iasi, der drittgrößten Stadt Rumäniens. „Dadurch hatte ich sehr frühen Kontakt mit Krankenhäusern.“

Erste Einsätze in England

Nach dem Medizinstudium in ihrer Heimatstadt hat Monica Diac ihren ersten praktischen Einsatz während ihrer Famulatur in Oxford. Sie arbeitet als Fachärztin unter anderem in Manchester und London. In dieser Phase lernt sie ihren Mann kennen, der auch aus Rumänien stammt.

2003 zieht die Familie nach Deutschland, nach Heilbronn. Monica Diac lernt Deutsch und bringt ein Jahr später ihre erste Tochter zur Welt. In Bad Friedrichshall arbeitet sie acht Jahre am Klinikum am Plattenwald. Hier erfährt die Oberärztin erstmals, welche Auswirkungen die Politik auf die Medizin haben kann.

Aus für die Geburtshilfe

Im Jahr 2005 wird das Aus für die dortige Geburtshilfe beschlossen, knapp zehn Jahre später in die Tat umgesetzt. „Das war eine rein politische Entscheidung“, sagt Diac klar. „Wir waren ausgelastet.“

Sie wechselt als Chefärztin ins Diakonie-Krankenhaus Crailsheim und baut hier die Gynäkologie und Geburtshilfe wesentlich aus. Ihre Abteilung wird zertifiziert als Becken- und Endometriose-Zentrum. „Das waren schöne Erfolge mit einem guten Team“, sagt sie heute.

Problematisch hingegen ist die Personalsituation. In Crailsheim, jenseits des Großraums Stuttgart nahe der bayerischen Grenze, sind Ärzte, Schwestern und Hebammen nur schwer zu finden. „Das war eine ziemliche One-Man-Show“, erinnert sich die Medizinerin. „Wir hatten Wartelisten von drei bis vier Monaten.“ Da kam der Anruf von Stefan Renner gerade recht. Diac und der Chef der Böblinger Frauenklinik kannten sich von einer Zertifizierung. „Er sagte mir, ich solle doch mal unverbindlich vorbeikommen.“

Neues Markenzeichen für Leonberg

Doch sein Angebot war dann alles andere als unverbindlich, sondern sehr konkret. Und Monica Diac auf den Leib geschnitten. „Ich mag keine anonymen Großkliniken“, sagt sie. „Auch in kleineren Häusern kann man sehr viel mehr machen als nur Basisversorgung.“

Die Chefärztin arbeitet daran, die Urogynäkologie zum Markenzeichen von Leonberg zu machen. „Die Behandlung von Inkontinenz und Senkungsbeschwerden sind immer noch ein Tabuthema, obwohl die Lebensqualität stark eingeschränkt ist“, weiß sie aus ihrer Praxis.

Persönliche Betreuung

Dabei könne man mit minimalinvasiven OP-Methoden sehr viel schonendere Eingriffe machen als früher. Gerade durch die Zusammenarbeit innerhalb des Klinikverbundes und die gut aufgestellte Innere Klinik in Leonberg sieht Monica Diac hier gute Möglichkeiten. Hinzu kommt die direkte Ansprache der Patientinnen: „Diese persönliche Betreuung ist ganz wichtig und geht in Riesenkliniken oft verloren.“

In einem weiteren Bereich will die Chefärztin ebenfalls neue Maßstäbe setzen: „Bei der Geburtshilfe haben wir noch Luft nach oben.“ Was sie nicht verwundert: „Die Konkurrenz in der Region ist groß, die Frauen haben ein hohes Sicherheitsbedürfnis, die Räume spielen eine große Rolle. Kreißsaalführungen sind bei werdenden Müttern stark nachgefragt.“

Babyfreundliches Krankenhaus

Zwar ist Leonberg als „babyfreundliches Krankenhaus“ zertifiziert und die Geburtenzahlen sind mit 715 im vergangenen Jahr im Aufwärtstrend. Doch das reicht der Mutter zweier Kinder nicht. Sie will die familiäre Atmosphäre weiter ausbauen und zudem Angebote wie natürliche Geburten einführen. Und vor allem setzt die Chefärztin auf mehr Öffentlichkeitsarbeit: „Wir müssen uns besser präsentieren. Viele Menschen wissen nicht, welche Möglichkeiten sie hier haben.“

Eine gute Gelegenheit besteht an jedem ersten Montag im Monat um 18 Uhr beim Eltern-Informationsabend. „Jeder kann ohne Voranmeldung einfach vorbeikommen“, sagt Monica Diac. „Wir freuen uns.“