Der Waldkindergarten Renningen hat im Mai mit einer kleinen Gruppe seinen Betrieb aufgenommen. Ab September sollen dort bis zu 20 Kinder betreut werden.

Renningen - Waldkindergärten werden immer beliebter. Die Kinder verbringen dort fast die ganze Zeit an der frischen Luft und in der Natur, was viele Eltern wertschätzen. Auch Renningen hat inzwischen einen eigenen Waldkindergarten. Seit Mai wurde dort zunächst eine kleine Gruppe von sieben Kindern betreut. Ab dem neuen Kindergartenjahr sollen es bis zu 20 Jungen und Mädchen sein, die über das Gelände an der Perouser Straße 95 in Malmsheim und durch die angrenzenden Wälder tollen.

 

Nach der Entscheidung im Gemeinderat, in der Stadt einen Waldkindergarten anzubieten, blieb noch die Frage: Wer soll ihn betreiben? Da die Verwaltung zu der Zeit ohnehin Schwierigkeiten hatte, Personal für ihre städtischen Einrichtungen zu finden, entschied man sich, einen externen Träger damit zu beauftragen.

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Im Altkreis gibt es bereits einige Wald- und Naturkindergärten, viele davon werden von Co.Natur (vormals bekannt als Naturkinder Flacht) betrieben. In Leonberg gibt es zwei Waldkindergärten, bei einem ist der Verein Wurzelkinder Leonberg der Träger. Dessen Vorstand hat sich um die Trägerschaft des Renninger Waldkindergartens beworben und den Zuschlag erhalten.

Abgesehen von Corona stand der Start des Waldkindergartens unter einem guten Stern: Die Wurzelkinder haben eine erfahrene Leiterin gefunden, außerdem eine weitere Erzieherin, die ebenfalls schon Erfahrung in Naturkindergärten hat, berichtet Melanie Kürschner von den Wurzelkindern. Ein Berufspraktikant komplettiert das Betreuerteam für das nächste Jahr.

Wertschätzung der Natur und Rücksicht auf Umwelt

Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist der Bauwagen, den die Stadt bereitgestellt hat. Ein Teil wurde außerdem aus dem Restvermögen des Obst- und Gartenbauvereins finanziert, der sich 2020 aufgelöst hat. In dem etwa zwölf Mal drei Meter großen Bauwagen befinden sich eine kleine Küche, ein Bad inklusive WC sowie ein Sitzbereich mit Klappbänken und Klapptischen. Die überdachte Terrasse bietet zusätzlichen Raum.

Ihr pädagogisches Konzept haben die Wurzelkinder aus Leonberg auch gleich mitgebracht. Neben der Unterstützung der Kinder bei der Entwicklung eines guten Sozialverhaltens liegt ein spezieller Fokus der Erziehung auf der Wertschätzung der Natur und der Rücksichtnahme auf die Umwelt.

„Unser Ziel ist es, ausgeglichene, selbstbewusste und gesunde Kinder in die Schule zu verabschieden“, heißt es in der selbst gesetzten Zielsetzung des Vereins. Ihre Zeit verbringen die jungen Besucher eines Waldkindergartens fast durchgehend draußen, nur bei schlechtem Wetter oder zum Essen geht es kurzzeitig in den Bauwagen.

Waldkindergarten kann mit dem Auto angefahren werden

Der Unterschied zwischen den Standorten Renningen und Leonberg macht sich vor allem in Feinheiten bemerkbar. „Wir haben hier natürlich andere Voraussetzungen als in Leonberg“, erklärt Melanie Kürschner. Der Bauwagen im Silberberg kann zum Beispiel nicht mit dem Auto angefahren werden, in Malmsheim schon, das sei ein Vorteil.

„Das Gelände hier ist außerdem eingezäunt, das heißt, wir haben die Möglichkeit, Konstruktionen wie Schaukeln oder Hängematten auch mal draußen stehen zu lassen und müssen nicht alles gleich wieder wegräumen.“

Kooperation mit Bücherei angestrebt

Viele Waldkindergärten entwickeln außerdem individuelle Angebote, je nach den Gegebenheiten vor Ort. Manche pflanzen zum Beispiel ein Gemüsebeet oder halten Hühner, um die sich die Erzieher gemeinsam mit den Kindern kümmern. Auch Kooperationen mit anderen Einrichtungen wie Bauernhöfen kommen öfter vor. In Malmsheim sei das auch geplant, sagt Melanie Kürschner. Was genau, steht aber noch nicht fest. Eine Kooperation mit der Bücherei, der Betreuungseinrichtung Krümelkiste und einem Bauernhof sei aber wünschenswert.

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Vor den Ferien haben die Kinder mit ihren Erzieherinnen das Gelände ausgiebig erkundet. „Es ist schön zu sehen, mit welcher Freude die Kinder jeden Morgen in den Kindergarten kommen und wie sie die Abläufe schon verinnerlicht haben“, sagt Melanie Kürschner.

Und es wird nicht nur herumgetobt. Gemeinsam haben die Kinder auch schon Brennnesselchips und Holunderblütensirup hergestellt. „Jeden Tag gibt es Neues zu entdecken, stetig kommen neue Pflanzen dazu, und im Mai kam sogar mal eine Fuchsfamilie vorbei.“

Betreuungsplätze

Warteliste
 Im Waldkindergarten Malmsheim werden Kinder ab drei Jahren betreut. Die Plätze für das kommende Kindergartenjahr 2021/22 sind allerdings schon voll. Wer sich dennoch für das Konzept begeistert, kann sich auf eine Warteliste setzen lassen. Aufgenommen werden nur Kinder aus Renningen, vornehmlich aus Malmsheim, da es dort einen Mangel an Betreuungsplätzen gibt. Darunter fallen auch Kinder von Mitarbeitern am Bosch-Campus.