In der Debatte zum öffentlichen Personennahverkehr rücken die S 60 und das Bähnle regionsweit in den Fokus.

Weissach - Es ist ein weiterer Vorstoß zur Reaktivierung der Strohgäubahn zwischen Stuttgart-Feuerbach und Weissach im Landkreis Böblingen. Die Fraktion der Grünen in der Regionalversammlung beantragten im Rahmen der Haushaltsberatungen, Möglichkeit und Potenzial einer Reaktivierung auf der Strecke von Heimerdingen nach Weissach zu prüfen. Vor allem aber forderte sie die Verbandsspitze dazu auf, sich mit der Verlängerung der Strohgäubahn in anderer Richtung zu befassen, also von Korntal zum Salzweg in Stuttgart-Zuffenhausen. Dafür sollten Gespräche mit dem Landkreis Ludwigsburg geführt werden, lautet die Forderung der Grünen. Sie begründen ihren Vorstoß damit, dass die Strohgäubahn seit Beginn der Modernisierung 2010 deutlich mehr Fahrgäste gewonnen habe „als ursprünglich angenommen“.

 

Die Strohgäubahn fuhr anfangs zwischen Weissach und Feuerbach. Heute fährt sie nur noch von Heimerdingen nach Korntal. In den vergangenen Jahren waren mehrere Varianten zur Erweiterung untersucht, aber vor allem wegen hoher Kosten verworfen worden. Weil die von allen favorisierte Durchbindung der Strohgäubahn nach Stuttgart-Feuerbach bisher aus verschiedenen Gründen als nicht realisierbar gilt, kommt als mögliche Ausbauoption nun die Verlängerung von Korntal zum Salzweg in Stuttgart ins Spiel.

Zweiter Halt bei Porsche

Die Strohgäubahn könnte ab dem Bahnhof Korntal auf der Güterverkehr-Strecke nach Zuffenhausen fahren, beim Porsche-Ausbildungszentrum auf die Stadtbahnlinie U 15 treffen und weiter bis zum Wohngebiet Salzweg fahren. Eben weil die Bahn dann an Porsche vorbeifahre, bringen die Grünen zudem einen zweiten Halt an den Werken des Sportwagenbauers in die Diskussion.

Anlass für den Vorstoß der Partei in der Region ist auch die Ankündigung des Landes, das „Angebot im öffentlichen Nahverkehrs deutlich steigern“ zu wollen. Dazu gehöre laut dem Verkehrsministerium die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken. „Viele der zwischen 1960 und 1990 stillgelegten Strecken haben auch heute noch ein hohes Fahrgastpotenzial. Das wollen wir dort wieder heben, wo eine Reaktivierung noch möglich ist“, hat Verkehrsminister Winfried Hermann angekündigt.

Grundsätzlich positive Haltung

Die Ludwigsburger Landkreisverwaltung hält sich mit einer Bewertung des neuerlichen Vorstoßes zurück. Bisher lägen weder dem Kreis Ludwigsburg noch dem Zweckverband Strohgäubahn eine diesbezügliche Anfrage vor, teilt der Behördensprecher Andreas Fritz mit. Er fügt an: „Grundsätzlich stehen wir der Erweiterung der Strohgäubahn positiv gegenüber und freuen uns darauf, wenn der Verband Region Stuttgart mit diesem Thema auf uns zukommt.“

Fritz verweist aber auch auf ein 2018 von der Region Stuttgart in Auftrag gegebenes Gutachten. Demnach generiere eine zusätzliche S-Bahnlinie – S 62 – mit dem Endpunkt in Feuerbach mehr Fahrgäste als eine Verlängerung der Strohgäubahn zum möglichen Haltepunkt Salzweg. „Seither sind uns keine neuen Untersuchungen bekannt.“

S 60 auch an Sonntagen nach Stuttgart

Mit der Linie S 60 – von Böblingen über Renningen nach Stuttgart – befassten sich die Grünen in der Region in einem weiteren Antrag. Sie fordern, die Linie solle auch an Sonntagen nach Stuttgart fahren, „analog zum Fahrplan am Samstag“. Sie begründen dies damit, dass dadurch der „Außenast im Kreis Böblingen eine deutliche Verbesserung“ erfahre und besser an Leonberg und den südlichen Landkreis Ludwigsburg angeschlossen werde. Im Jahr 2018 sei dafür mit Kosten in Höhe von 245 000 Euro gerechnet worden. Zudem solle die S 60 in der Nebenverkehrszeit nicht nur nach Renningen, sondern bis nach Leonberg durchfahren. Die Kosten hierfür: 400 000 Euro.