Die EnBW eröffnet an der A-8-Abfahrt einen der modernsten Schnellladeparks an einer deutschen Autobahn.

Rutesheim - Es sieht aus wie eine normale Selbstbedienungstankstelle: Ein von Säulen getragenes Dach, vier Zapfsäulen mit Schläuchen und Zapfhähnen. Vielleicht wird das, was direkt an der Autobahnabfahrt Rutesheim entstanden ist, einmal der Normalzustand sein. Doch im Herbst 2020 ist es ein Novum. Der Energieversorger EnBW hat hier an der A 8, an einer der meist befahrenen Strecken Deutschlands, seinen ersten Schnellladepark an einer Autobahn gebaut.

 

„Dieser Standort ist ein Flaggschiff“, sagt dann auch Lars Walch, der bei der EnBW für den Bereich E-Mobilität zuständig ist, bei der Eröffnungsfeier am Mittwoch. Es sei der dritte strategische Standpunkt, den man in den vergangenen Wochen in Betrieb genommen habe – nach dem ersten eigenen Schnellladepark in der Stuttgarter Innenstadt sowie einem Standort unter dem Dach einer Tankstelle an einer Autobahnraststätte in Hessen. „Wir bringen die Infrastruktur da hin, wo sie benötigt wird“, erklärt der Energieexperte.

In fünf Minuten auf 100 Kilometer

Und die muss an einer Autobahn vor allem eins sein: schnell. Das anvisierte Publikum ist klar. Alle, die mit dem E-Auto längere Strecken ohne lange Ladepausen zurücklegen wollen. Und diejenigen, die über keine private Lademöglichkeit verfügen und nicht stundenlang warten wollen. So gibt es in Rutesheim jetzt acht Ladepunkte (erweiterbar auf 16) mit einer Leistung von bis zu 300 Kilowatt.

„Innerhalb von fünf Minuten können Sie genug Strom tanken, um damit 100 Kilometer weit zu fahren“, preist der E-Mobility-Leiter an. Dies gelte aber nur, wenn auch das Auto über die nötige Leistung verfüge. Der europäische Standard CCS sei bei allen aktuellen Modellen verbaut.

Dazu gibt es an der E-Tankstelle aber auch „Zapfhähne“ mit Chademo-Anschluss (50 Kilowatt) und für den Typ 2, der etwa bei älteren Elektro-Smarts verbaut ist (22 Kilowatt). Die EnBW hat zudem ein eigenes, neuartiges Kabelsystem entwickelt, das in Rutesheim erstmals zum Einsatz kommt. Rund eine Million hat der Schnellladepark gekostet.

Betrieben mit Ökostrom

Das Dach der E-Tankstelle besteht aus vielen Photovoltaik-Modulen. Foto: LKZ/Otto
Doch nicht nur die Lage an der Autobahn und die Ausstattung machen die E-Tanke in Rutesheim zu etwas Besonderem. Das Dach besteht aus unzähligen Photovoltaik-Modulen. Diese liefern bis zu 30 Kilowatt Sonnenstrom. Das reicht zwar nicht, um die E-Autos zu betanken, dafür aber, um die nötige Infrastruktur wie die Zapfsäulen zu betreiben. Der Rest wird ins normale Stromnetz eingespeist. „Es ist auch ein Symbol. Bei der E-Mobilität geht es um die Energiewende. Und ein Auto mit Strom zu betanken, macht nur Sinn, wenn es sich dabei um 100 Prozent Ökostrom handelt“, erklärt der Leiter E-Mobilität. Entsprechend könnten die Kunden sicher sein, ihr E-Auto auch mit Ökostrom zu betanken.

„Auch wir wollen die Energiewende“, sagt die Rutesheimer Bürgermeisterin Susanne Widmaier. In nur neun Monaten habe man das Projekt von der Idee bis zur Eröffnung umgesetzt. Kein alltägliches Unterfangen. „Das ist wirklich schwierig heutzutage. Da wird jeder Baum, den man 20 Jahre nicht gepflegt hat, zum Kleinstbiotop“, erklärt Susanne Widmaier.

Doch das Vorhaben habe sofort viele Unterstützer in Verwaltung und Gemeinderat gefunden. „Unser Stadt-Slogan ‚Aktiv. Innovativ. Lebensnah’ passt super dazu“, erklärt die Rutesheimer Rathauschefin. Man müsse selbst Vorbild sein, um andere zu animieren, damit sie mitmachen.

Einfache Handhabung soll Umstieg schmackhaft machen

Und noch etwas muss es sein: einfach. Weshalb die EnBW eine eigene Ladeinfrastruktur auf- und ausbaut, liegt auf der Hand. So kann sie den eigenen Strom direkt an den Kunden bringen. „Man kann bei uns direkt einen Ladevertrag abschließen. Am Ladepunkt muss man sich dann nur mit unserer Ladekarten autorisieren und kann gleich loslegen“, erklärt Marco Masur, Produktmanager bei der EnBW. Das funktioniert dann auch wie an einer üblichen Selbstbedienungstankstelle.

Darüber hinaus werden aber auch Ladekarten von anderen Anbietern in Rutesheim akzeptiert. Damit zahlt man aber am Ende mehr. Sogar eine eigene App fürs Smartphone gibt es. Die „EnBW-Mobility“-App zeigt nicht nur alle Stromtankstellen in der Umgebung an, sondern auch, ob diese frei sind. Es gibt sogar eine Funktion, die berechnet, ob sich für die üblicherweise gefahrenen Strecken ein E-Auto lohnt. Vor allem gegenüber einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor.

Auch wenn das Laden an der neuen Stromtankstelle so schnell geht, wie es der Stand der Technik aktuell zulässt, so dauert es doch noch immer länger als bei Benzin und Diesel. Um den Kunden im Schnellladepark die Verweildauer schmackhaft zu machen, bietet die EnBW hier auch kostenloses W-Lan an. Man kann sich aber auch ganz einfach und ökologisch im Rutesheimer Wald die Beine vertreten.