Nach 24 Jahren gibt es einen Generationenwechsel an der Verwaltungsspitze in Mönsheim: Der 26-jährige Michael Maurer sitzt ab heute im Chefsessel.

Wenn Thomas Fritsch jetzt ins Mönsheimer Rathaus will, dann muss er klingeln, so wie alle anderen auch. Denn jüngst hat er die Schlüssel an seinen Nachfolger übergeben. Seitdem ist Michael Maurer der neue Chef im Rathaus und der rund 50 Beschäftigten der Gemeinde. Zwar würde er mit dem übergroßen Schlüssel, den Thomas Fritsch extra fürs Foto herbeigeschafft hatte, ohnehin nicht hineinkommen, doch hat das Stück Tradition, denn der Amtsvorgänger von Fritsch, Werner Dangel, bekam ihn bereits zu seinem Amtsantritt 1974 überreicht.

 

Scheidender Bürgermeister Fritsch war Glücksfall für Mönsheim

Dem scheidenden Bürgermeister Fritsch war die Anspannung gestern anzumerken. „Ich habe mich lange auf diesen Tag vorbereiten können und gestern schon vom Landrat die Entlassungsurkunde bekommen“, sagte er. Er sei nicht tieftraurig, er wisse, dass jemand kommt, „der den Laden übernehmen kann.“ Trotzdem sei es ein „komisches Gefühl.“ „32 Jahre, mehr als die Hälfte meines Lebens, habe ich beruflich in Mönsheim verbracht.“ Das schüttele man nicht so einfach ab. Der Landrat Bastian Rosenau hatte Fritsch bei der Verabschiedung angesichts der vielen Projekte, „die er in seiner 24-jährigen Amtszeit zusammen mit dem Gemeinderat und dem Rathaus-Team mit großer Hartnäckigkeit und viel Herzblut erfolgreich umgesetzt hat“, als einen „Glücksfall für Mönsheim“ bezeichnet.

Thomas Fritsch und Michael Maurer haben den Wechsel durch Übergabegespräche vorbereitet. Bei einer öffentlichen Sitzung des Gemeinderats am 15. September wird Maurer in seinem neuen Amt vereidigt. Auf die Frage nach seinen ersten Projekten nannte er die Verwaltungsstrukturen, die er in puncto Digitalisierung anschauen wolle. Einige weitere Wünsche seien bereits an ihn herangetragen worden, etwa zu Radwegen, Breitband und Verkehr. „Ansonsten werde ich schauen, dass ich die Agenda 2030, die der Gemeinderat schon beschlossen hat, voranbringe“, so Maurer. Mit den Bürgermeistern der Nachbargemeinden habe er ebenfalls Gespräche über gemeinsame Themen wie den Verkehr geführt.

Berufsbezeichnung von Michael Maurer sorgte für Aufregung

Zurückhaltend reagierte Maurer auf Fragen zu den Vorgängen, die nach der Bürgermeisterwahl, die der 26-Jährige im ersten Wahlgang bei zwei Mitbewerbern mit 57 Prozent gewonnen hat, im Ort für Aufregung sorgten. Der Angestellte bei der Stadt Stuttgart war zunächst mit der Berufsangabe Verwaltungswirt in den Wahlkampf gestartet. Erst später stellte er klar, dass er Verwaltungsfachangestellter ist. Dies hatte ihm einen Wahleinspruch beim Landratsamt und eine anonyme „Bitte um rechtliche Prüfung“ bei der Staatsanwaltschaft Pforzheim eingebracht.

Beide Institutionen fanden nach Prüfung aber keine Gründe dafür, die Sache weiterzuverfolgen. „Ich erwarte von allen Beteiligten eine konstruktive Zusammenarbeit“, sagte Maurer. Er hoffe, dass die bei einigen vorhandenen Ressentiments beiseitegeschafft sind. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat“, fügte er hinzu. Was erwarten die Gemeinderäte vom neuen Bürgermeister angesichts vieler Projekte, die schon angestoßen wurden?

Hochwasserschutz, Straßensanierung und Klimaschutz sind wichtig

„Wir möchten gerne weitermachen, was wir begonnen haben“, sagte der Fraktionsvorsitzende der Freien Wählergemeinschaft, Normann Freiherr von Gaisberg, auf Nachfrage. Der Hochwasserschutz mit einem Rückhaltebecken am Lerchenhof müsse weit vorne stehen. Ein bereits erstelltes Straßensanierungskonzept wurde bisher aus Kostengründen zurückgestellt, auch hier müsse man weitermachen.

Und dann gelte es zu überlegen, was in Sachen Klima in der Gemeinde weiter verbessert werden kann. Den Klimaschutz stellt auch der Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen Bürgerliste Mönsheim, Hans Kuhnle, ganz nach vorne. Dazu kommen unter dem Stichwort Wasser die Herausforderungen des neuen Zweckverbands Wasserversorgung. Auch der Verkehr im Ort werde nicht weniger. „Es ist sehr viel zu tun“, so Kuhnle, die Aufgaben würden eher schwieriger werden. „Ich hoffe, dass wir in die richtige Richtung marschieren“, meinte er, der Gemeinderat habe ja schon einige Weichen gestellt. Was erhoffen sich die Fraktionssprecher von der Zusammenarbeit mit dem neuen Bürgermeister?

Gemeinderat hofft auf offene und ehrliche Zusammenarbeit

„Ich hoffe auf eine offene und ehrliche Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister und allen anderen im Gemeinderat“, sagte Norman von Gaisberg. „Wir sind schließlich von der Gemeinde für die Gemeinde gewählt. Ich wünsche Herrn Maurer auf jeden Fall eine glückliche Hand“, so von Gaisberg.

„Wir lassen uns überraschen, wie die Zusammenarbeit funktioniert“, meinte Hans Kuhnle, und fügte hinzu: „Ich hoffe gut.“ Inhaltlich habe es bis jetzt noch keine gemeinsamen Themen gegeben. „Für uns wird das ein neuer Zeitabschnitt sein, da sind wir gespannt“, so Kuhnle, der sich nach Maurers Wahl per Wahleinspruch ans Landratsamt gewandt hatte.

So wird also heute der neue Bürgermeister Maurer dem Landratsamt schriftlich seinen Amtsantritt mitteilen und versuchen, in seinen dienstlichen Mail-Account zu kommen, wie er schmunzelnd sagte, während der Bürgermeister a. D. Thomas Fritsch im Kreise seiner Familie seinen 60. Geburtstag feiert – für beide ein besonderer Tag und für Mönsheim auch.