Es wird einfacher und billiger – so lässt sich die Reform der VVS-Tarifzonen auf einen kurzen Nenner bringen. Doch das war nicht der einzige Beschluss des VVS-Aufsichtsrats, der bei Fahrgästen für Freude sorgen dürfte.

Stuttgart - Seit April lagen die Pläne auf dem Tisch, im Juni wurden sie konkretisiert, jetzt ist die größte Tarifreform des VVS in seiner 40-jährigen Geschichte beschlossen. Der Aufsichtsrat des Verbunds hat am Dienstag dem Konzept und seiner Finanzierung zugestimmt: Zum 1. April 2019 werden zwei Zonen in Stuttgart und am Rand des VVS-Gebiets zu einer zusammengelegt, die Segmente fallen ganz weg. Wir klären die wichtigsten Fragen.

 

Was hat sich während der Debatte über das Konzept geändert?

Die Politik vereinbarte mit den Verkehrsunternehmen SSB, DB Regio und Busbetriebe, dass es 2019 keine Tariferhöhung gibt. In den vergangenen beiden Jahren waren die Preise der Fahrscheine um jeweils 1,9 Prozent gestiegen.

Gibt es weitere Änderungen?

Ja. Das Tagesticket, für das es heute drei Preisstufen gibt, wird künftig in fünf Stufen (eine, zwei, drei, vier, fünf und mehr Zonen) angeboten und verbilligt: bei drei Zonen von 11,20 auf 8,60 Euro, bei einer Zone wie in Stuttgart von 7 auf 5 Euro, fürs Netz von 15,50 auf 13,20 Euro. „Das Tagesticket kostet nicht mehr als zwei Einzelfahrten, das heißt die dritte Fahrt ist kostenlos“, sagt VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. Damit soll das Tagesticket zum Basisangebot im Gelegenheitsverkehr werden und die Einzelfahrscheine verdrängen. Das Gruppentagesticket wird in jeder Preisstufe billiger – auch das fürs ganze Netz. Allerdings steht dieser Preis noch nicht fest, er liege aber unter den heutigen 19,90 Euro, sagt Stammler.

Wie sieht die Zonenreform genau aus?

Die Zonen 10 und 20 in Stuttgart werden zu einer Zone, der Einzelfahrschein kostet für jede Fahrt in der Landeshauptstadt künftig 2,50 Euro. Zudem spart dies allen Pendlern in den Talkessel mindestens eine Zone. Vom Vorteil profitieren auch Fahrgäste, die durch Stuttgart fahren. In den Außenringen werden die Sektorengrenzen abgeschafft, das erleichtert und verbilligt die Fahrten in den Kreisen. Der 60er- und 70er-Ring werden zusammengefasst, die Folge: Fahrgäste aus dem 70er-Ring sparen eine weitere Zone. Anstatt 15 Tarifzonen gebe es künftig pro Landkreis maximal vier Ringzonen, sagt Esslingens Landrat Heinz Eininger.

Wer profitiert, wer nicht?

Wer bisher wie Studenten oder Senioren Netzkarten nutzt, hat von der Zonenreform wenig – außer dass es 2019 keine Tariferhöhung gibt. „Nicht nur Fahrgäste aus Stuttgart profitieren, sondern auch die Pendler aus dem Umland und vor allem auch der ländliche Raum“, sagt Eininger. Die Einsparungen sind groß. Beispiele: die Jedermann-Jahreskarte von Ludwigsburg nach Esslingen kostet künftig 865 statt 1430 Euro, das Monatsticket von Böblingen nach Waiblingen 115,20 statt 167 Euro, das Einzelticket von Nürtingen nach Stuttgart 5,30 statt 7,70 Euro. Der VVS rechnet mit durchschnittlich um 25 bis 30 Prozent günstigeren Preisen. „Manche Stammkunden sparen 200 bis 300 Euro im Jahr“, sagt Stuttgarts Oberbürgermeister Fritz Kuhn.

Wer bezahlt die Reform?

Weil Fahrgäste weniger Zonen befahren und weniger bezahlen, rechnet der VVS mit maximal 42 Millionen Euro Mindereinnahmen pro Jahr. In den nächsten sechs Jahren zahlt das Land insgesamt 42 Millionen Euro – in sechs Jahresraten von acht, zweimal zehn, sechs und zweimal vier Millionen Euro. Die verbleibenden Kosten teilen sich die Stadt Stuttgart und die Kreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg und Rems-Murr im Verhältnis von 45 zu 55 Prozent (der Kreis Göppingen gehört nicht zum VVS). Auf Stuttgart entfallen bis 2024 maximal 90 Millionen Euro, auf die Kreise 110 Millionen Euro. Danach soll das Finanzkonzept überprüft werden. „Das ist eine große finanzielle Leistung der öffentlichen Hand“, sagt Kuhn, der auch VVS-Aufsichtsratschef ist, „der neue VVS-Tarif ist einfach, günstig und umweltfreundlich.“