Gute Nachrichten beim Benefizkonzert: Die Leonberger Familie Burgdorf sorgt mit einer Spende dafür, dass die neue Orgel der Stadtkirche zügig bestellt wird.

Leonberg - Es ist ein gelungener Neustart der Spendenaktion der Leonberger Stadtkirche für die geplante neue Orgel: Im Rahmen eines Benefizkonzerts zugunsten des Projekts hat das seit 40 Jahren in Leonberg wohnende Unternehmerehepaar Heidi und Hannes Burgdorf eine Spende von 250 000 Euro angekündigt.

 

Bereits vor fünf Jahren war die Aktion Herzenssache ins Leben gerufen worden. Immerhin 275 000 Euro konnten für die neue Orgel seither eingesammelt werden, unter anderem durch Pfeifenpatenschaften und Konzerte. Coronabedingt waren allerdings in den vergangenen beiden Jahren kaum Veranstaltungen möglich.

Neue Orgel kostet eine Million Euro

Insgesamt wird eine Million Euro an Spendengeldern benötigt. Um die Auftragsvergabe für den Bau der Orgel zu starten, muss mindestens die Hälfte der Summe bereitstehen. Die Orgel ist zwar das Herzstück der kirchlichen Liturgie, die Richtlinien der evangelischen Landeskirche sehen aber dafür keine Zuschüsse vor. Heidi und Hannes Burgdorf haben mit ihrer Großspende jetzt sichergestellt, dass die Planungen für die neue Orgel starten können. In rund einem Jahr wird dann feststehen, wie genau die Orgel aussehen wird.

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Ziel ist es, die neue Orgel 2026 einzuweihen. Von Anfang an hatte Hannes Burgdorf für das Projekt Feuer gefangen. Aber nicht nur als Kirchengemeindemitglied sieht er sich hier in der Pflicht, sondern im Bürgersinn, denn die stadtbildprägende Stadtkirche sei ein Symbol aller Leonberger und die ausschließlich spendenfinanzierte neue Orgel werde nur von vielen Spendern gemeinsam ermöglicht, sagt er. „Zeit und Kosten laufen uns davon, deshalb sollten wir zügig starten, um das Projekt zeitnah zum Abschluss zu bringen.“

Alte Orgel ist marode

Die Walcker-Orgel der Stadtkirche aus dem Jahr 1964, damals gefertigt aus günstigen Materialien, ist ein Instrument ihrer Zeit, das mittlerweile in die Jahre bekommen ist. Laut Kirchenmusikdirektor Attila Kalman sei inzwischen auch die Elektrik marode. Die heute übliche und künstlerisch wichtige mechanische Spieltraktur fehle ebenso wie die programmierbare Menge an freien Kombinationen.

Die Stadtkirche plant daher eine neue, zeitgemäße Orgel, die noch dazu viel weiter vorne im Kirchenraum auf die umgebaute erste Empore kommen soll. Sie rückt dann deutlich näher an die Gemeinde heran, was das Klangbild deutlich verbessern soll.

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Pfarrerin Heidi Essig-Hinz und Dekan Wolfgang Vögele von der Evangelischen Gemeinde Leonberg-Nord hoffen, dass sich viele Bürger anschließen und das Projekt mit kleinen und großen Spenden unterstützen. Auch Bürgermeister Martin Georg Cohn hat anlässlich des Benefizkonzerts angekündigt, die Botschaft nach außen zu tragen und sich werblich in Amtsblatt und im Gemeinderat für die Stadtkirche einzusetzen. „Heute ist ein gemeinsamer Neustart von kirchlicher und bürgerlicher Gemeinde“, betont Cohn.

Auch Kirchenraum muss saniert werden

Aber nicht nur für die neue Orgel wird Geld benötigt, sondern auch für die anstehenden Sanierungsarbeiten im Innenraum der Kirche. Geplant ist beispielsweise die Erneuerung der Elektrik, die Restaurierung der Kunstschätze und der Rückbau der zweiten Empore. Dabei kann die Kirchengemeinde damit rechnen, dass etwa die Hälfte dieser Kosten von der Landeskirche und vom Kirchenbezirk getragen werden. Auch mit einem Zuschuss des Denkmalschutzes wird gerechnet.

Ganz neu hinzugekommen sind Sorgen um den charakteristischen Kirchturm, auf dem vier steinerne Löwen des Leonberger Bildhauers Jeremias Schwartz thronen. Wie sich im letzten Sommer herausgestellt hat, muss der Turm außen saniert werden, um weitere Schäden zu verhindern und um die Verkehrssicherheit rund um die Kirche zu gewährleisten. Erste Kostenschätzungen gehen von rund 940 000 Euro aus. „Hier hoffen wir als Zeichen der Verbundenheit und aufgrund alter Urkunden auf Zuschüsse der Stadt Leonberg“, sagt die Pfarrerin Heidi Essig-Hinz. Die Stadtkirche Leonberg gehört mit ihren 700 Jahren zu den ältesten Bauwerken der Stadt Leonberg.

Voller Körpereinsatz beim Benefizkonzert

Anlässlich des Benefizkonzerts zeigten Kirchenmusikdirektor Attila Kalman und Kantor Mathis Hilsenbeck auf der Orgel mit zwei und vier Händen und Füßen ihr Können. Auf dem Programm standen klassische und moderne Orgelwerke und Jazz-Standards. Die Besucher der gut gefüllten Stadtkirche waren begeistert. Da die beiden Musiker auf der Orgelempore vom Altarraum aus nicht gesehen werden können, wurde ihr Spiel per Video auf eine Leinwand übertragen. Hier zeigte sich zur Freude der Besucher insbesondere bei den Duetts der volle Körpereinsatz der beiden Musiker mit vier Händen an den Manualen und vier Füßen an den Pedalen.