Der neue Platz für Jugendliche mitten in der Stadt Gerlingen ist ein Platz für alle Generationen – und zunächst in der Probezeit. Im Herbst kommt der Pavillon aber erst mal groß raus.

Vorbei sind die Zeiten, in denen sich die Gerlinger Jugend auf Spielplätzen und an der U-Bahn-Endhaltestelle bei der Bücherei treffen muss. Jetzt hat sie nämlich einen schicken, neuen Treffpunkt im öffentlichen Raum, der obendrein beim Festival „ÜBER:MORGEN“ der Kulturregion Stuttgart groß rauskommt. Rund 50 000 Euro kostete die Umsetzung des Projekts „Gerlingen spricht miteinander“. Dahinter steckt ein offen gestalteter Pavillon mit Platz für rund 15 Personen. Er ist neben der Pumptrack-Bahn, mitten in der Stadt zwischen Schulzentrum und Hallenbad.

 

Am Ende ging es schnell

Die Frage, ob sich die Jugendlichen über ihr neues Domizil freuen, erübrigt sich somit fast. „Wir freuen uns sehr“, sagt Lukas Proksch, der Sprecher des Jugendgemeinderats – zumal die Grillstelle an der „Außengrenze Gerlingens“ sei, also nicht sonderlich zentral. Das Gremium hat mit der CDU-Fraktion seit Jahren für einen Ort mit Sitzgelegenheiten und einem Dach über dem Kopf gekämpft, an dem sich junge Leute aufhalten können, sein dürfen, ohne gleich verscheucht zu werden. Dass er an diesem Mittwochabend in kleinem Kreis eröffnet wird, „fühlt sich sehr gut an“, sagt Lukas Proksch. Am Ende sei es schnell gegangen.

Ältere machen ebenso Halt wie Familien

Der 18-Jährige berichtet, bereits vor dem Jahr 2019 sei ein Jugendtreff „ein großer Wunsch“ von sehr vielen Heranwachsenden gewesen. Im Mai vorigen Jahres schließlich fasste der Gemeinderat gemäß dem Antrag des Jugendgemeinderats und der CDU-Fraktion den Projektbeschluss zur Errichtung eines Treffpunktes für Jugendliche im öffentlichen Raum. Ende November erarbeiteten bei einem Workshop der Jugendgemeinderat, das Stuttgarter Architekturstudio Umschichten und die Mitglieder der Steuerungsgruppe einen Gestaltungsentwurf des Jugendtreffs, bevor der Gemeinderat vor gut acht Wochen die Ausführung beschlossen hat. Auch die Bevölkerung beteiligte sich an dem Prozess.

Schon vor der Eröffnung ist der Pavillon gut frequentiert – der mehr ist als ein Treffpunkt ausschließlich für junge Leute. Ältere machen ebenso Halt wie Familien. „Der neue Treffpunkt schafft einen Ort der Begegnung und gleichzeitig des Rückzugs“, sagt der Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos). Er sei ein Ort, an dem man in der kleinen Gruppe für sich sein könne – „und ebenso an welchem man offen für Gespräche ist und sich mit anderen Generationen austauschen kann“, so der Rathauschef.

Platz ist auf Probe

Platz ist auf Probe

Der Treffpunkt ist besonders. Im Herbst ist die Anlage ein Bestandteil des interkommunalen Festivals „ÜBER:MORGEN“ mit dem Ziel, das Projekt als „Best-Practice-Beispiel für das Zusammenleben der Generationen“ zu platzieren. Vor diesem Hintergrund hätten ebenfalls Zukunftsthemen wie die Wiederverwendung von Materialien Einklang in den Entstehungsprozess gefunden, sagt der Bürgermeister Oestringer. So besteht der Treffpunkt aus kaum mehr als fünf rund sieben Meter langen und zweieinhalb Meter hohen Verschalungselementen, die beim Bau der neuen Stadtbahnhaltestelle „Staatsgalerie“ in Stuttgart verwendet wurden und nun nicht mehr gebraucht werden. Mittlerweile sei eine Pergola montiert worden, berichtet der Jugendgemeinderatssprecher Proksch. „Offen ist, ob sie begrünt wird oder ein Sonnensegel rankommt.“ Auch fehle noch eine Lampe.

Dagegen ist bereits klar: „Der gesamte Treffpunkt ist in der Anfangsphase und braucht Input zum Beispiel von den Jugendlichen und Anwohnern, damit er ständig weiterentwickelt werden kann“, sagt Lukas Proksch. Um den Platz in einem ersten Schritt individuell zu gestalten, sei geplant, ein Element anzusprühen. Überhaupt seien die Wände mobil, sodass man sie bei Bedarf neu ausrichten kann. Oder abbauen.

Anwohner fürchten Müll und Lärm

Denn der Treffpunkt ist erst mal in der Probezeit. Eine Evaluierung über zwei Jahre soll dann zeigen, ob er sich bewährt hat. Der Grund für diese Probezeit ist, dass Anwohner Müll und vor allem in der Nacht Lärm fürchten. „Diese Risiken hat es bei jedem öffentlichen Platz“, gibt Lukas Proksch zu Bedenken, der hier auf den „gesunden Menschenverstand“ der Nutzerinnen und Nutzer setzt. Ebenso auf die Nutzungsordnung, Appelle, den Mülleimer samt Aschenbecher direkt am Platz und die mobile Toilette gegenüber dem Pumptrack.