Die Gemeinderäte sind uneins über die Frage der Gestaltung von Neubaugebieten. Sollen strenge Regeln gelten, damit später alles einheitlich aussieht? 

Weil der Stadt - Wer durch die historische Altstadt von Weil der Stadt wandelt, entdeckt wahrscheinlich keinen Winkel, der dem anderen gleicht. Ist das schön? Oder liegt der Charme eines Baugebietes in gleichen Dachneigungen und Höhen? Das ist die Grundsatzentscheidung, die der Weil der Städter Gemeinderat am Dienstagabend treffen muss.

 

Anlass dafür sind die 2,7 Hektar idyllischer Natur zwischen Weil der Stadt und Merklingen, die sich unter dem Namen „Südlich der Schwarzwaldstraße“ zu einem Neubaugebiet wandeln sollen. Seit Oktober arbeiten die Stadtplaner der „Kommunalentwicklung KE“ an einem Bebauungsplan und damit an der Frage, wie dieses Baugebiet später einmal aussehen soll.

Auch Mehrfamilienhäuser sind notwendig

Ihr Vorschlag, den sie jüngst im Technischen Ausschuss des Gemeinderates vorgestellt haben: Das Gebiet wird aufgeteilt. In der Mitte sind die zukünftigen Bauherren relativ frei in der Gestaltung. Sowohl Reihenhäuser, als auch Ein- und Mehrfamilienhäuser mit bis zu sechs Wohnungen sind zulässig. „Wir brauchen auch Mehrfamilienhäuser, denn es gibt Vorschriften, dass wir eine gewissen Dichte der Bebauung erreichen müssen“, erklärt Margarethe Stahl, die Projektleiterin der KE.

In der Häuserreihe nach oben Richtung Galgenberg und an der Seite Richtung Weil der Stadt hin schlägt Stahl dagegen einen strengeren Bebauungsplan vor. „Hier haben wir den Übergang in eine sehr sensible Landschaft“, erklärt sie. Diesen Übergang will sie einheitlich gestalten, nur Flach- und Pultdächer sollen zulässig sein mit einer Dachneigung von allerhöchstens 15 Grad. Zwei Vollgeschosse sollen die zukünftigen Bauherren hier errichten dürfen. Bei den Gemeinderäten im Technischen Ausschuss stößt dies auf geteiltes Echo. „90 Prozent der Bauherren wollen ein ganz normales Einfamilienhaus mit einem normalen Dach“, schimpft der Freie Wähler Bernd Laure. Ihm stimmt Wolfgang Fischer von den Grünen zu. „Ist unser Motiv wirklich, auf Leute zu achten, die da hoch schauen?“, fragt er in die Runde. „Oder wollen wir nicht lieber an die Leute denken, die dort bauen und glücklich werden wollen?“

Gleich hoch, gleich flach und gleich groß?

Mit dem Lineal gezogene Baugebiete – alle gleich hoch, gleich flach und gleich groß – das will Wolfgang Fischer nicht. „Mir wäre wichtig, die Zügel locker zu lassen.“

Über die Frage der Gestaltung dieses Baugebiets hatte der Gemeinderat im Oktober des vergangenen Jahres schon einmal diskutiert. Damals hatte die Mehrheit – bei zwei Enthaltungen und einer Gegenstimme – für die strengen Vorstellungen der KE votiert.

„Das ist Demokratie“, sagt Susanne Widmaier, die fürs Bauen zuständige Erste Beigeordnete, auf Nachfrage. „Noch ist der Bebauungsplan nicht verabschiedet, daher können die Gemeinderäte ihn selbstverständlich noch ändern.“Am kommenden Dienstag steht das Thema daher erneut auf der Tagesordnung des Gemeinderates.

„Wir haben uns extra Stadtplaner-Sachverstand eingeholt“, sagt Widmaier jedoch. „Ich bitte die Gemeinderäte daher, deren ästhetische Bedenken in diesem sensiblen Gebiet ernst zu nehmen.“