Die Saison des Naturtheaters ist zu Ende. Was nächstes Jahr gespielt wird, ist bereits klar.

Renningen - Die Requisiten sind sortiert, der Kühlschrank im Wirtschaftsgebäude ist geleert und das Gelände aufgeräumt – die Saison im Renninger Naturtheater ist am Wochenende zu Ende gegangen. Mit dem Erfolg sind der erste Vorstand Dietmar Eger und Waltraud Kruse, zweiter Vorstand und Pressesprecherin, zufrieden, auch wenn weniger Zuschauer die Waldbühne besucht haben als im Vorjahr: Das Abendstück „Das kalte Herz“ haben 3073 Theaterfreunde besucht, das Familienstück „Die Schöne und das Biest“ 4448. „Da hätten wir gerne die fünf davor gehabt“, so Eger. Das Vorjahresstück „Dschungelbuch“ hatte zum Vergleich 6563 Zuschauer.

 

Das heiße Wetter zum Saisonauftakt hat manch eifrigen Theatergeher abgeschreckt, „und wenn der Auftakt nicht gut läuft, funktioniert auch die Mund-zu-Mund-Propaganda nicht so gut“, ist die Erfahrung der Theatermacher.

Doch ansonsten war die Saison vergleichsweise ruhig, lediglich Samuel Schradi alias Peter Munk am Abend und das Biest am Nachmittag mussten aufgrund einer Verletzung umdisponieren: „Der Peter Munk landet schon häufig auf dem Boden, und ein Sturz war etwas unglücklich, die Rippen waren geprellt, sodass er die ‚tote‘ Lisbeth nicht ins Haus tragen konnte“, berichtet Eger. Doch ein cleverer Kniff hat aus der Not eine Tugend gemacht: „Wir haben einen Sensenmann etabliert, der Lisbeth ins Haus geleitet hat“, so Eger. Gevatter Tod kam so gut an, dass die ungeplante Rolle im Verlauf der Saison ausgebaut wurde. „Die Rückmeldungen für beide Stücke waren durchweg positiv“, ist das Fazit der Führungsriege, die Saison ist gut gelaufen, obwohl im Hintergrund schon einige Umstrukturierungen ihre Schatten geworfen haben.

Waltraud Kruse zieht sich zurück

Denn eine der Seelen des Naturtheaters hat ihren Rückzug aus der hochwertigen Riege des Amateurtheaters bekannt gegeben: Waltraud Kruse wird sich zum Ende dieses Jahres nach 16 Jahren aus dem aktiven Geschehen zurückziehen. „Alles hat seine Zeit“, meint sie, „und ich möchte mit meinen 66 Jahren noch andere Dinge in Angriff nehmen.“

Im Naturtheater hat sie eine lange Liste von Aufgaben gestemmt: zweiter Vorstand, Pressesprecherin, Öffentlichkeitsarbeit, interne Kommunikation, Pflege der Website und der Software für die Onlinereservierungen und noch vieles mehr. Ihre Aufgaben werden künftig auf mehrere Teams verteilt, und das ist gut so: „Wir haben glücklicherweise viele junge Mitglieder, die gerne mehr Verantwortung im Verein übernehmen möchten“, erklärt Eger, aber trotzdem wird die engagierte Allrounderin eine Lücke hinterlassen. „Ich bin noch ein Jahr im Hintergrund da“, beruhigt Waltraud Kruse, sie will mit Rat und Tat da weiterhelfen, wo Bedarf bei ihren Nachfolgern ist. „Der Abstimmungsbedarf wird größer werden, weil die Bereiche nicht mehr in einer Hand liegen“, das ist dem Vorstand klar, doch wuppen wird das Team des Naturtheaters auch das.

Die Entscheidung für die Stücke der nächsten Saison ist ebenfalls schon gefallen, auch diese beiden wieder Uraufführungen: Am Abend wird „Sherlock Holmes“ einen Kriminalfall auf der Renninger Waldbühne lösen, im Familienstück wird das Märchen „Tischlein, deck dich“ nach den Gebrüdern Grimm aufgeführt, ein Klassiker und für jüngere Zuschauer ab fünf Jahren. Jürgen von Bülow wird nach der Auftakt-Inszenierung des diesjährigen Abendstücks wieder verantwortlich für das Abendstück 2020 sein, während Janne Wagler zum fünften Mal das Familienstück inszenieren wird. Beide Regisseure schreiben für ihre Stücke auch das Drehbuch frei nach der Idee der Vorlage. Die Musik wird, wie seit vielen Jahren, wieder aus der Feder von Randy Lee Kay und Bastian Kilper stammen, choreografisch wird zum zweiten Mal in Folge Viola Marien das Ensemble anleiten.

Tischlein, deck dich

Besonders freut das Team, dass das Crowdfunding für die geplanten variablen Kulissenmodule erfolgreich war. Die anvisierten 10 000 Euro sind zusammengekommen, die Aktion läuft noch bis zum 19. September. „Alles, was bis dahin eingeht, wird für den Kulissenbau verwendet“, versichert Kruse, die das Crowdfunding initiiert hat. Umgesetzt werden die Module von der Renninger Zimmerei Lauffer. „Otto Lauffer, der Großvater des jetzigen Inhabers, war von Anfang an im Naturtheater dabei“, erinnert sich Eger, der selbst seit 1990 Mitglied ist, „auch sein Sohn Johann und jetzt Enkel Steffen bringen sich bei uns ein.“

Nun heißt es warten, bis Sherlock Holmes vor neuen Kulissen mit Hirnschmalz Aufklärungsarbeit betreibt, während mittags auf der Bühne vor dem gedeckten Tischlein geschlemmt wird. Das Märchen ist übrigens schon 1988 erstmals auf der Naturbühne aufgeführt worden, doch der Originaltisch ist einer Aufräumaktion zum Opfer gefallen. „31 Jahre haben wir es aufgehoben und jetzt das!“, Eger lacht, „aber man hat uns versprochen, dass ein neues Tischlein gezimmert wird.“