Theresa Müller ist seit fast genau einem Jahr stellvertretende Vorsitzende des Naturtheaters Renningen. Seither hatte der Verein wegen der Coronapandemie noch keinen einzigen Bühnenauftritt. Die Mitglieder planen trotzdem weiter für künftige Vorführungen.

Renningen - Theater ist die große Leidenschaft von Theresa Müller. Die gebürtige Leonbergerin steht auf der Bühne, seit sie in der Grundschule ist. Seit Februar 2020 ist sie die neue stellvertretende Vorsitzende des Naturtheaters Renningen. Ein denkbar schwieriger Start so kurz vor dem großen Lockdown. Seither hat das Naturtheater keinen öffentlichen Auftritt mehr gehabt. Die Hoffnung bleibt, dass sich bald alle wieder auf der Bühne treffen können.

 

„In der Grundschule war ich in der Theater-AG, das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich damit auf jeden Fall weitermachen wollte“, erzählt die 35-Jährige, die seit zehn Jahren in Renningen lebt. In der Realschule gab es aber keine Theatergruppe, „also habe ich mich umgeschaut, was es sonst noch so gibt“. Auf diese Weise stieß sie aufs Naturtheater. „Mein erstes Stück war ,Die Gänsehirtin‘ im Familientheater. Da war ich ein Gänslein. Eine ganz kleine Rolle also, aber ich war unglaublich stolz darauf.“ Seitdem ist sie dabei – und dem Familientheater seither immer treu geblieben.

Später hätte sie zwar zum „Theater am Abend“ wechseln können – das Naturtheater führt in jeder Saison ein Stück für Familien und eines für Erwachsene auf –, „aber Märchen sind einfach genau mein Ding, ich mache das total gerne und bin deshalb dabei geblieben“. Auch ein Engagement in beiden Gruppen wäre denkbar gewesen, aber zwei Rollen einzustudieren, und das neben dem Beruf, „das wäre dann doch zu viel gewesen“. Stattdessen hat sie ihr Herzblut ganz und gar in das Familientheater gesteckt, baute zum Beispiel die Jugendarbeit im Verein mit auf, nachdem sie volljährig wurde. „Ich fühle mich da einfach wohl und zu Hause und möchte da auch nicht mehr weg.“

Von Balu, dem Bären, bis zur bösen Stiefmutter

Seit ihrem Auftritt als kleines Gänschen sind viele weitere Rollen hinzugekommen, als Balu, der Bär, im Dschungelbuch, oder auch als böse Stiefmutter in Schneewittchen. „Das war mal etwas ganz Anderes“, schwärmt Theresa Müller. „Sonst werde ich eher auf die netten und braven Rollen besetzt, es hat Spaß gemacht, endlich auch mal die Böse zu spielen“, erzählt sie mit einem Augenzwinkern. Ihre Traumrolle aber ist der Löwe im Zauberer von Oz, den sie einmal spielen durfte. „Bei dieser Aufführung hat einfach alles gepasst. Wir hatten ein sehr großes Ensemble und einen Wechsel in der Regie. Eigentlich bestand also viel mögliches Konfliktpotenzial, aber die Proben und alle Arbeiten verliefen unglaublich harmonisch, das war einfach nur schön.“ In diese Rolle habe sie außerdem sehr viel Zeit und Arbeit gesteckt. „Es gibt Rollen, die sind leicht zu spielen“, weiß Theresa Müller. Aber einen Löwen, dann noch einen männlichen mit tiefer Stimme, das war für die 35-Jährige doch eine besondere Herausforderung. „Aber auch das liebe ich, nicht nur die Aufführung am Ende, sondern ebenso das Proben und das Arbeiten an der Rolle.“

Bei der engen Verbundenheit zum Verein war der Weg in die Vorstandschaft eigentlich nicht weit. Vor vier Jahren wurde sie zur Kassiererin gewählt. Als dann klar wurde, dass die bisherige stellvertretende Vorsitzende ihr Amt abgeben würde, musste Theresa Müller aber erst tief in sich gehen: „Die Frage war: Ist die Zeit dafür da?“ Doch dank einer Umstrukturierung im Verein wurden viele Organisationsketten neu verteilt, und zwar auf mehrere Schultern. „Das funktioniert gut. Und gerade die Jüngeren freuen sich über das Vertrauen, dass sie mit einbezogen werden.“

Gewählt kurz vor dem großen Shutdown

Ihr erstes Jahr in der Vorstandsspitze hatte sie sich dann aber doch anders vorgestellt. Im Februar wurde sie gewählt, im März kam der große Shutdown. Gemeinsame Proben sind seither nicht mehr möglich, ganz zu schweigen von öffentlichen Auftritten. „Im Winter wollten wir eigentlich zu ein paar Theaterspaziergängen einladen. Wir hatten schon dafür geprobt. Wegen des zweiten Lockdowns mussten wir das aber wieder absagen.“

Selbst ein Nachholen im neuen Jahr war nicht möglich, der Verein plant ihn aber fest für Dezember 2021 ein. Auch der Tag der offenen Tür im Mai 2021 „wird derzeit von uns gedanklich organisiert“. Doch wie geht es weiter mit den Proben? „Wir hatten bereits erste virtuelle Treffen und arbeiten bereits gemeinsam an Stimme, Aussprache und den ersten Texten“, erklärt Theresa Müller. „Wir planen die Saison bereits durch und werden uns Stück für Stück an den Neuerungen orientieren und gegebenenfalls unsere Planung nach hinten schieben.“ Darüber hinaus wurden die Stücke extra so umgeschrieben, dass beim Proben und Spielen ausreichend Abstand zueinander eingehalten werden könnte, sobald das gemeinsame Proben wieder erlaubt ist. Die Handlung der Stücke bleibt aber gleich.

Geplant ist eine Aufführung von Sherlock Holmes für das Theater am Abend und „Tischlein, deck dich“ fürs Familientheater. Diesmal ist Theresa Müller allerdings keine böse Königin. Sie darf wieder eine von den Guten mimen, erzählt sie schmunzelnd: „Ich bin eine von drei Feen, die durch die Handlung führen und die Protagonisten begleiten.“