Die „Schlammbrüder“ warnen davor, die Haustiere einfach in einen öffentlichen Teich zu entlassen. Das führe, wie jetzt im Tiefenbach geschehen, zu einer kleinen ökologischen Katastrophe.

Der Goldfisch ist ein seit Jahrtausenden gezüchteter Zierfisch und nicht zuletzt wegen seiner rot-orange glänzenden Farbe ein beliebtes Haustier – allesfressend, genügsam und schön anzuschauen. Er eignet sich für den heimischen Gartenteich und – je nach Größe – auch für ein Aquarium. So weit so gut. Was aber tun, wenn der heimische Teich im Garten nicht mehr gefällt oder zu viel Pflege bedarf, die nicht mehr geleistet werden kann, und das Gewässer aufgelöst werden soll?

 

Ökologische Katastrophe

Darüber machte sich vor einigen Jahren wohl auch eine Leonberger Dame Gedanken und entließ ihre 43 goldenen Fische in die scheinbare Freiheit – in das Feuchtbiotop im Eltinger Tiefenbach. „Es gibt Leute, die denken, dass in einen Teich auch Fische gehören. Sie meinen, dass es dem Biotop nur guttun kann, wenn es mit einem Schwarm Goldfische besetzt wird“, sagt Michael Kast und macht seinem Ärger Luft. Der 79-Jährige ist Sprecher der Eltinger „Schlammbrüder“, der Umweltgruppe des Bürgervereins Eltingen, die sich unter anderem um vier Feucht- und zwei Trockenbiotope kümmert.

Zu welchen ökologischen Katastrophen ein solcher Fischbesatz führen könne, habe man im letzten Sommer im Silbertorsee beim Stadtteil Silberberg gesehen, wo viele Hundert Goldfische ihre Bahnen zogen und dafür gesorgt hätten, dass die Larven von schützenswerten Arten wie Fröschen, Kröten, Molchen und Libellen nahezu keine Überlebenschance hatten. „Das war ein Paradies für Eisvögel und Graureiher, aber gegen solche Massen kamen sie als natürliche Regulierer nicht an“, sagt Kast.

Und ähnliches passierte dann auch im Naturdenkmal Tiefenbach, nachdem besagte Dame ihre Goldfische dorthin entlassen hatte. Sie vermehrten sich prächtig. Bei den Schlammbrüdern hoffte man, dass die Graureiher, die sich dort täglich einfanden, mit dieser Plage fertig werden würden. „Dem war nicht so, vermutlich, weil die Goldfische in dem dichten Schilfbesatz gute Versteckmöglichkeiten hatten“, sagt Kast.

Deshalb entschlossen sich die Naturschützer, sie mittels Elektrofischerei abzufischen. Hierfür ist eine Genehmigung sowohl vom Regierungspräsidium als auch von der Stadt notwendig. Der größte Teil des Sees musste abgelassen werden. Ein Fachmann sorgte dann im noch flachen Wasser für die richtige Spannung des Stroms, um die Fische zu betäuben. Er fischte sie ab und nahm sie auch gleich mit.

Das Biotop wird wieder mit Wasser gefüllt

Aufgrund dieser Maßnahmen war zuletzt außer einer dunklen Schlammwüste und Schilfstoppeln nicht mehr viel zu sehen von dem sonst so idyllischen Naturdenkmal. Denn bei dieser Gelegenheit entfernten die Schlammbrüder auch einen Teil des Schilfes, um den bereits in die Jahre gekommenen Teichmönch – ein kaminartiges Bauwerk, das als Ablaufregulierer in einem Gewässer die Möglichkeit gibt, den Wasserstand zu ändern oder den Teich ganz zu entleeren – wieder auf Vordermann zu bringen. Diese Arbeit ist in der Zwischenzeit auch erledigt und das Biotop wurde danach langsam wieder mit Wasser gefüllt.

Feuchtbiotop im Eltinger Tiefenbach

Naturdenkmal
Viel zu sehen gibt es am Eltinger Naturdenkmal Tiefenbach in der warmen Jahreszeit. Eine besondere Vielfalt an Schmetterlings- und Libellenarten sind dort zu Hause. Eine Folge der besonderen Biotoppflege, die die „Schlammbrüder“, die Umweltgruppe des Bürgervereins Eltingen, diesem nun schon 40 Jahre alten Kleinod zukommen lassen. Aber nicht nur sehr viele Insektenarten sind dort zu bestaunen. Auch verschiedene Amphibien sind dort zu Hause, wie Teichfrösche, Seefrösche, Feuersalamander und Molche.

Artenreichtum
Weitere sind dort zur Laichzeit zu finden wie Grasfrösche, Springfrösche und Kröten. Den interessantesten Anblick liefern die jagenden Ringelnattern, aber auch andere Reptilien sind zu entdecken. Und auch die Vogelwelt ist artenreich. Kein Wunder, dass die Naturfreunde sich dort auch normalerweise in der kalten Jahreszeit gerne einfinden, erfreut doch außer den Vögeln auch eine Vielfalt von verschiedenen Beerensträuchern das Auge.