Die Stadt Heimsheim will das Gewässer naturnah gestalten. Am Mühlgraben wird der Abfluss verbessert.

Heimsheim - Dort, wo in Heimsheim der Mühlgraben in den Kotzenbach mündet, soll das Gewässer auf einer Länge von etwa 70 Metern „ökologisch aufgewertet“ werden, wie es der von der Kommune beauftragte Landschaftsarchitekt Christof Helbig aus Leonberg jetzt formulierte. Konkret soll auf dem Grundstück Mühlrain 13 der Kotzen- oder auch Zieselbach nach Norden verschwenkt und aufgeweitet werden. Entlang des ursprünglichen Bachlaufs wird weiter ein Abfluss geführt, der etwa als Überlauf bei Hochwasser dient. Dadurch entsteht eine kleine Insel, die durch entsprechende Bepflanzung mit Sträuchern neuen Lebensraum für Flora und Fauna bieten soll.

 

Verdolung erfordert Umbau

Was sich recht einfach anhört, nämlich die naturnahe Gestaltung eines Baches, setzt ein umfangreiches Mitwirken der betroffenen Grundstückseigentümer und der Behörden voraus. Denn der eigentliche Grund für das Verfahren, das jetzt nach dem Willen des Gemeinderats eingeleitet werden soll, war ein Baugesuch auf der Fläche Mühlrain 13, mit dem sich der Technische Ausschuss schon 2019 und danach auch der Gemeinderat mehrfach befasste. Entlang dieses Grundstücks verläuft der Mühlgraben in einem Kanal.

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Rein rechtlich gehört diese Fläche der Stadt, weil der Mühlgraben als Gewässer zweiter Ordnung eingestuft ist. Deswegen stehe dem privaten Bauantrag das Gewässerrecht entgegen, wie der Bauamtsleiter Andor Varszegi erklärte. Privat genutzt wird aber ein Streifen davon als Zufahrt zu Gebäuden auf dem Flurstück 88. Nach Gesprächen mit dem Landratsamt sei man dort zu der Einschätzung gekommen, dass der Mühlgraben kein Gewässer zweiter Ordnung mehr sei, so Varszegi. Die Verdolung werde zwar als Fakt hingenommen, jedoch müsse dafür ein Ausgleich am Kotzenbach erfolgen. Formal sei noch ein wasserrechtliches Verfahren erforderlich, wofür ein Konzept für eine naturnahe Umgestaltung vorgelegt werden müsse. Nach der wasserrechtlichen Herabstufung des Mühlgrabens gelte der vorhandene Bebauungsplan.

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Auf diese Weise könnte der potenzielle Bauherr sein Vorhaben auf dem genannten Flurstück verwirklichen. Gleichzeitig würde der Kotzenbach an dieser Stelle etwas naturnaher werden. Die gesamte Maßnahme kostet die Stadt etwa 60 000 Euro.

Kein Geld für die Eigentümer

Um dies aber alles so umsetzen zu können, müssen sich die Besitzverhältnisse an den Grundstücken ändern. Die Stadtverwaltung benötigt nach aktuellem Planungsstand für den Umbau des Kotzenbachs rund 480 Quadratmeter Fläche auf dem Flurstück 88.

Im Gegenzug würde der Grundstückseigentümer 200 Quadratmeter der von ihm bereits mitgenutzten Fläche auf dem verdolten Mühlgraben erhalten. Weil der private Eigentümer mehr Fläche an die Stadt abgeben soll, als er im Gegenzug erhält, hatte die Verwaltung einen theoretischen Wertausgleich von 25 000 Euro für ihn errechnet.

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Der Gemeinderat lehnte dies aber mit neun Nein- und fünf Ja-Stimmen deutlich ab. Zwar hatte sich Ralf Rüth (CDU) dafür ausgesprochen („Ich bin für einen Wertausgleich, dann ist es eine runde, saubere Sache“), doch Sabine Kiedaisch (Bürger für Heimsheim) hatte beispielsweise argumentiert, dass bisher auch schon die städtische Fläche ohne Entgelt genutzt worden sei.