Das Land will auf der Strecke nach Calw moderne Wagen einsetzen. Politischer Streit aber bleibt.

Calw - Wenn die Bahnstrecke von Weil der Stadt nach Calw fertig ist, dann könnten dort hochmoderne Züge eingesetzt werden. Das jedenfalls lässt der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) beim Spatenstich für den Hacksberg-Tunnelneubau durchblicken. „Für den Ortenaukreis haben wir Batterie-Züge von Siemens bestellt“, berichtet der Minister in seiner Rede. „Zwei bis drei Züge könnten wir dabei noch für die Hesse-Bahn mitbestellen.“ Alternativ gebe es nach wie vor die Möglichkeit der Wasserstoff-Technik – also „viele gute Optionen“. In jedem Fall wolle man auf der Strecke künftig mit einer sauberen und umweltfreundlichen Technologie unterwegs sein.

 

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Zusammen mit Calws Landrat Helmut Riegger (CDU) hat Hermann am Montagvormittag den ersten Spaten für den Tunnel-Neubau gesetzt. 498 Meter wird dieser lang sein und unter dem Hacksberg von Ostelsheim direkt nach Weil der Stadt hindurchführen. Das spart künftig im Vergleich zur historischen Strecke über Dätzingen und Schafhausen vier Minuten Fahrtzeit. Als „Kernstück“ bezeichnet der Calwer Landrat den Tunnel-Neubau. „Das ist heute der Durchbruch und Aufbruch für dieses ökologische Verkehrsprojekt.“

16,5 Millionen Euro kostet der Tunnel

Die alten Gleise der historischen Schwarzwaldbahn sind in dem Bereich schon weggeräumt. Nächster Schritt ist der Bau der Baustellenstraßen und der Baubüros. „Im Frühjahr 2021 beginnen wir dann mit dem Vortrieb des Tunnels von Calw aus in Richtung Weil der Stadt“, kündigt Torsten Steckemetz an. Der Geschäftsführer der Tunnelbau-Firma Feldhaus aus Schmallenberg (NRW), erklärt das 16,5 Millionen Euro teure Projekt. Nach der „neue österreichische Tunnelbaumethode“ werde man vorgehen. Mineure sprengen den Muschelkalk, sichern den Hohlraum dann mit Spritzbeton und befördern den Erdaushub nach draußen. 36 000 Kubikmeter Erde und Gestein bleiben am Ende zur Entsorgung übrig. Von Herbst 2021 an wird dann die Tunnel-Innenschale betoniert und parallel werden die beiden Tunnelportale gebaut. Zwei Jahre, bis 2022, dauern die Bauarbeiten insgesamt.

Der Verkehrsminister freut sich, dass es voran geht. Endlich, nach viel Streit, denn eigentlich sollte die Hesse-Bahn in früheren Planungen schon Ende 2018 fertig sein. Es gab jedoch mehrere Klagen von Anrainer-Kommunen im Kreis Böblingen, die Störungen des S-Bahn-Netzes befürchten, und eine Klage des Nabu, der sich um die Fledermäuse in den jahrhundertealten Bahntunnels sorgt. „Uns hat schon gestört, dass das immer so kategorisch vertreten wurde“, sagt Winfried Hermann. Es seien zum Glück doch noch Kompromisse gefunden worden. „Deshalb retten wir jetzt die Fledermäuse und das Klima“, freut sich der Minister.

Unklar, wer Fledermaus-Kompromiss bezahlt

Gleichwohl gibt es noch offene Fragen und Probleme. Denn bislang ist noch völlig unklar, wer diesen Fledermaus-Kompromiss bezahlt. Um die Tiere zu schützen, werden in die alten Tunnel Wände eingebracht. „Ich habe immer gesagt: Zuerst kümmern wir uns um den TunnelNeubau und dann machen wir die Kostenkalkulation für die Fledermaus-Kammern“, sagt Calws Landrat Helmut Riegger auf Nachfrage unserer Zeitung.

Geld wird auch in Bezug auf den Nachbarkreis noch eine Rolle spielen. „Der Beitrag des Landkreises Böblingen steht noch aus“, sagt Riegger und kündigt Gespräche mit seinem Böblinger Kollegen Roland Bernhard an. Das ist ein heißes politisches Eisen. Im Juli 2018 hatte Roland Bernhard ausgehandelt, dass sich der Kreis Böblingen mit 3,9 Millionen Euro an der Hesse-Bahn beteiligt. Die Kreisräte zeigten sich aber überrascht und irritiert, nachdem unsere Zeitung darüber berichtet hatte. Bernhard nahm es daraufhin kurzfristig von der Tagesordnung des Kreis-Verkehrsausschusses und thematisierte es seitdem nicht mehr.