Bei seinem Namen fällt einem sofort das Friedensmahnmal im Leonberger Stadtpark ein. Der Künstler Hans-Daniel Sailer ist jetzt mit 73 Jahren gestorben.

Leonberg - Der Ur-Höfinger, 1948 geboren, wuchs in der Scheffelmühle im Glemstal auf, die sein Großvater einst gekauft hatte, und wo Hans-Daniel Sailer nach seinen Lehr- und Wanderjahren auch wieder lebte und arbeitete, ebenso wie auf dem Allenspacher Hof auf der Schwäbischen Alb. Nach eigenen Aussagen ist er immer ein „Landbua“ geblieben. Und das, obwohl er nach dem Studium an der Stuttgarter Kunstakademie bei dem bekannten österreichischen Künstler Alfred Hrdlicka 1978 für fast zehn Jahre nach Italien ging und später drei Jahre lang einen Lehrauftrag in Berlin hatte.

 

Schon Ende der 1970er Jahre hat Sailer die ersten Einzelausstellungen gehabt und Aufträge bekommen. Von Mai bis August 1981 zeigte der Höfinger auf Einladung des Malers Georg Eisler und seinem Lehrer Hrdlicka bei der Ausstellung „Anthropos“ in Wien, deren Exponaten auf Plätzen der Innenstadt ausgestellt wurden, zwei lebensgroße Steinskulpturen.

Tiere als Kulturbegleiter

Ein Thema, das Sailer immer begleitet hat, sind Tiere, im Speziellen das Pferd. Tiere waren um ihn herum in seinem Alltag, tauchen aber auch vielfach und vielgestaltig in seiner Kunst auf – in seinen Skulpturen wie in den Steinreliefs oder den Holzschnitten. Tiere seien „unsere Kulturbegleiter“ und zudem „dankbare Modelle“, sagte er in einem Gespräch mit unserer Zeitung zu seinem 60sten Geburtstag.

Tiere interessierten ihn aber auch in anderer Hinsicht: als mythologische Wesen. Das über zwei Meter hohe „Traurige Pferd“ vom Ende der 1980er Jahre, das seinen mächtigen Kopf wehklagend in den Himmel reckt, macht deutlich, was für Sailer bezeichnend war: Er ging von der beseelten Natur aus, es stand für ihn außer Frage, dass auch Tiere eine Seele haben. Ein weiteres Charakteristikum, das seine Arbeiten auszeichnet, ist die Spürbarkeit. Man kann seine Arbeiten nicht nur mit Augen und Händen erkunden, sondern tief im Innern spüren. Eine archaische Emotionalität ist ihnen zu eigen.

Was war seine Inspiration?

Mythen an sich waren eine unerschöpfliche Quelle für den Künstler. Daher rührt der Bezug zum Götterboten Loki aus der germanischen Edda, die Arbeit „Ygdrasil“, die sich auf der Sculptoura findet, nimmt den Weltenbaum der nordischen Mythologie auf. Auch der griechische Gott Dionysos und viele Sagenfiguren bevölkern Sailers Werk.

Über die Kraft des menschlichen Körpers interessierte er sich für den Menschen an sich und an seinem Dasein. Sailer erschuf ganze Körper, aber auch Torsi. Dabei nimmt er mit so manchen Skulpturen und Holzschnitten Bezug auf archaische Vorbilder. Aber auch die Literatur, Bücher waren ihm wichtig. Er las viel, und so verwundert es nicht, dass auch Gestalten aus literarischen Werken in seiner Kunst zu finden sind.

Sailer wusste, dass sein künstlerisches Schaffen für ihn Suchtstoff war, er bezeichnete sein Arbeiten als „Droge“. Trends und Zeitgeist interessierten ihn nicht. Er lebte als freier und unabhängiger Künstler – auch wenn das finanzielle Unsicherheit mit sich brachte. Wie Sailer selbst, so lässt sich auch seine Kunst nicht eingrenzen.