Die naturwissenschaftlichen Räume im Gymnasium in der Glemsaue Ditzingen sind mittlerweile fertig. Was der verheerende Brand vor zwei Jahren in weiten Teilen beschädigt hat, erstrahlt nun in neuem Glanz.

Ditzingen - Im Gymnasium in der Glemsaue Ditzingen gibt es etwas, das der ganze Stolz der Schulgemeinschaft ist: die sieben naturwissenschaftlichen Räume sowie vier Fachsammlungen, wo Materialien für die Fächer Chemie, Physik, Biologie und Naturwissenschaft und Technik (NwT) lagern. Die Räume sind seit Beginn dieses Schuljahrs fertig – und das Ergebnis harter Arbeit, nachdem der Brand am 18. Februar vor zwei Jahren eine Schneise der Verwüstung hinterließ.

 

„Wir sind äußerst zufrieden und haben jetzt gute Möglichkeiten, Unterricht zu machen“, sagt der kommissarische Schulleiter, Roland Spieß. Wobei diese Aussage doch ein wenig untertrieben ist: Während er und seine Kolleginnen Maria Schmitz und Angela Weiser die neuen Fachklassenräume zeigen, reden sie von einer „Bombenausstattung“, von „Novum“ und „Insel der Seligen“.

Brand beschleunigte Modernisierung und Erweiterung

Die Räume, die größer sind als vor dem verheerenden Brand, haben modulare Tische, digitale Tafeln samt Whiteboards statt Beamer und Kreidetafeln, ausreichend viele Abzüge, die nötigen Sicherheitsvorrichtungen und Abstände zwischen den Arbeitsplätzen, Strom und Gas kommen von oben. In einem der zwei Chemieräume steht eine Experimentierinsel, sodass die Schülerinnen und Schüler nicht mehr in das kleine Extralabor ausweichen müssen, wo allenfalls die halbe Klasse reinpasste. Der NwT-Raum ist jetzt „endlich richtig eingerichtet“, und die Werkstatt der Lehrkräfte, die einst „zurechtgebastelt“ in einem Glaskasten in einer Fachsammlung untergebracht war, ist nun ein eigenständiger Raum.

Zwar wären die Fachklassenräume ohnehin modernisiert und erweitert worden: Der Trakt war in die Jahre gekommen, es fehlte Platz, die Unterrichtsbedingungen waren nicht mehr geeignet für einen modernen Unterricht in Kleingruppen. Schon bevor das Feuer wütete, hatten sich der Gemeinderat und die Stadtverwaltung mit der Modernisierung befasst. „Ohne den Brand hätte aber alles viel länger gedauert“, sagt Roland Spieß. Er erinnert sich noch gut an den Tag, an dem die Flammen den „Totalschaden“ brachten, war er doch zum Zeitpunkt des Brandes mit einer Kollegin vor Ort.

Schulleiter: „Das war ein Schlag ins Kontor“

Die letzten Mütter und Väter waren demnach nach dem Elternabend gerade mal eine Viertelstunde weg, als der Alarm schrillte – den Roland Spieß zunächst für einen Fehlalarm hielt, ehe er erst Rauch roch und dann hinter der gläsernen Brandschutztür sah. Er sei erleichtert gewesen, dass niemand mehr in der Schule war, die Feuerwehr sei rasch eingetroffen. Das Feuer zog auch die Klassenzimmer darüber in Mitleidenschaft. Sie seien verraucht, verrußt, verklebt gewesen. „Das war ein Schlag ins Kontor“, sagt der kommissarische Schulleiter. Eine abstrakte Gefahr sei plötzlich real, für die Schülerinnen und Schüler der unzerstörbare, normale Alltag unterbrochen.

Die Schule war danach zu, erst wegen des Brandes, danach waren Faschingsferien, dann kam außerdem Corona. Die Schäden wurden beseitigt, die zerstörten Räume ausgeräumt, gereinigt, neu aufgebaut, andere Räume umgewidmet. Auch fanden die Gymnasiasten Platz in der Realschule unter demselben Dach. Rund vier Millionen Euro wurden investiert. „Es war eine beengte Situation“, sagt Roland Spieß. Doch man habe das Beste daraus gemacht. Maria Schmitz und Angela Weiser berichten, es stecke „unfassbar viel Kollegiumsarbeit“ in den Räumen. Die Lehrkräfte hätten zum Beispiel beim Organisieren und Einrichten geholfen.

Gymnasium plant einen „Schulversuch“

In den neuen Räumen sieht Roland Spieß nun auch die Chance für einen „Schulversuch“: Vom nächsten Schuljahr an ist das Fach NwT als Basisfach geplant. Die Schüler können es dann nicht mehr nur in der Mittelstufe belegen, sondern auch in der Kursstufe. „Das wäre ein Novum an unserer Schule und in der Umgebung“, sagt Spieß. Die Genehmigung des Regierungspräsidiums steht noch aus, ist laut Spieß aber Formsache.

Zerstörerische Flammen

Ursache
Ein technischer Defekt hatte am 18. Februar 2020 den Brand im Schulzentrum in der Glemsaue ausgelöst. Wie sich später herausstellte, lag der Brandherd im Chemievorbereitungsraum. Doch da dort kein Rauchmelder installiert ist, wurde erst Alarm ausgelöst, als der Rauch über das Lüftungssystem bereits in die darunterliegende Etage gezogen war. Die naturwissenschaftlichen Fachräume wurden nahezu völlig zerstört. Vor allem durch die Löscharbeiten waren in der Folge auch die Technikräume der Realschule nicht nutzbar.

Brandschutz
In den Fachklassenräumen sind in dem Bereich, in dem das Feuer ausbrach, keine Rauchmelder obligatorisch. Gleichwohl war eine entsprechende Installation vorbereitet.