Den Aufstieg des Traumdeuters und ungeliebten Bruders Josef zum zweitmächtigsten Mann Ägyptens setzen die Kinder des CVJM stimmgewaltig in Szene.

Rutesheim - In der Tradition der Rutesheimer Kindermusicals haben der CVJM und die Johanneskirche in Rutesheim in zwei Vorstellungen in der Bühlhalle das Musical Josef auf die Bühne gebracht. Mitgewirkt haben 135 Chorkinder, die Projektband und eine Vielzahl jugendlicher Schauspieler aus den Reihen der Jungschargruppen. Mit dem Spendenerlös unterstützen die Organisatoren ein Kinderheim der Nethanja-Kirche im Indischen Bundesstaat Andhra Pradesh. Seit Oktober haben die Kinder geübt und nach lediglich acht Proben und einer Hauptprobe ein Stück mit Tiefgang und Unterhaltung gezeigt.

 

Kleine Brüder können manchmal ziemlich nerven. Davon berichtet schon die Bibel im ersten Buch Mose über Josef, den Zweitjüngsten von zwölf Brüdern. Der erklärte Lieblingssohn von Papa Jakob und mit der Gabe der Hellsichtigkeit gesegnet, löst bei seinen Geschwistern grenzenlose Eifersucht aus. Das Maß ist aus Sicht der Brüder voll, als Josef von seinem Traum erzählt, in dem die Brüder sich vor ihm verneigen. Erst wollen sie ihn umbringen, dann aber verkaufen sie ihn als Sklaven nach Ägypten. Dem Vater gaukeln sie vor, ein wildes Tier habe den Sohn gefressen.

Geschichte nimmt das Publikum mit

Die 135 Kinder des Musicalchores, unterstützt von einer begeisternd spielenden Liveband, begleiten den dramatischen Verlauf des biblischen Familienzwistes musikalisch. Die Jugendlichen des CVJM Rutesheim schlüpfen in die Schauspielrollen, allen voran Silas Sailer in der Rolle des Josef. „Die Älteren haben es oft nicht mehr so mit dem Singen, können sich aber für die Anspielrollen begeistern“, weiß Theresa Rathfelder, Mitglied des fünfköpfigen Leitungsteams des Musikprojektes.

Im Land am Nil macht der fleißige Hebräer Josef schnell Karriere als persönlicher Referent seines Herrn Potiphar. „Wir lieben unseren Boss, alles super, alles top“, singen die Kinder unter dem rythmischen Klatschen der Zuschauer in der vollen Bühlhalle. Die alte Geschichte in der Sprache des 21. Jahrhunderts vorgetragen, nimmt das Publikum mit. Die Solisten aus den Reihen des Kinderchores tragen mit klaren Stimmen ihre Beiträge vor. „Bei den Proben war ich schon ziemlich aufgeregt, aber wenn man reinläuft, war das schon ein tolles Gefühl, wenn alle auf einen schauen“, beschreibt die zwölfjährige Liv Eisenhardt ihre Eindrücke im Anschluss. Bereits zum zweiten Mal macht die Rutesheimerin Schülerin beim Musical mit.

Eine Intrige von Potiphars Frau führt zum Karriereknick und Josef ins Gefängnis. Dort genießt der besonnen und geduldige Josef das Vertrauen der Bewacher und steigt selbst zum Aufseher auf. Derweil sucht der Pharao nach einem Deuter seiner beunruhigenden Träume. Auf Empfehlung des Mundschenks gelangt Josef zum Pharao und rät diesem, in den anstehenden sieben Jahren mit guten Ernten Vorräte anzulegen um für die folgenden sieben Jahre auf Missernten vorbereitet zu sein. Josef steigt zum Minister des Pharao auf. In den Mangeljahren tauchen seine Brüder bei Josef auf, um Getreide aus den reichen ägyptischen Lagerbeständen zu kaufen. Sie erkennen den Bruder nicht, vor dem sie knien. Erst nachdem er den jüngsten Bruder Benjamin als Pfand fordert, gibt sich Josef zu erkennen. Die Geschichte von Vergebung und Versöhnung endet in einem stimmgewaltigen Finale, das die Zuschauer durch Klatschen mittragen und Zugabe fordern. „Das ist ein tolles Event“, bekräftigen die Schwestern Filippa und Charlotte Meyer aus Gebersheim, und das Proben habe besonderen Spaß gemacht.

Werbung ist nicht nötig

Bereits zum 13. Mal haben die Rutesheimer Kinder und Jugendlichen ein Musical aufgeführt. Die Vorlage liefert der Adonia Verlag in Karlsruhe. „Wir müssen gar keine Werbung für die Sänger machen, denn mehr als 140 Kinder bekommen wir gar nicht auf die Bühne“, meint Theresa Rathfelder im Anschluss an die gelungene Aufführung. Viele Kinder, die mitsängen, gingen auch in die Jungschargruppen des CVJM Rutesheim und sängen zum Teil seit Jahren mit. Voraussetzung sei die dritte Klasse, denn Durchhaltevermögen bei den Proben und der Aufführung bräuchten die Kinder schon. Während der Proben habe die Diakonin Katrin Enz, den Kindern die Hintergründe der Geschichte von Josef noch einmal erläutert, damit sie diese auch begriffen, ergänzt Theresa Rathfelder.