Seit zehn Jahren gibt es in der Reihe „Musik in Leonberg“ Konzerte auf der Mühleisenorgel. Der Auftakt ist am Mittwoch.

Leonberg - Eine herausragende musikalische Besonderheit weist die katholische Kirche St. Johannes der Täufer in Leonberg auf: Seit nunmehr zehn Jahren erklingt hier eine Orgel der Leonberger Orgelbaufirma Mühleisen. Sie ist über die regionalen Grenzen hinaus bekannt für ihr einzigartiges Klangbild. Da die erste Orgel im 1951 geweihten Kirchenneubau sehr anfällig war und immer öfter havarierte, und schließlich der bischöfliche Orgelsachverständige 1994 empfahl, keine Mittel mehr in Reparaturen zu stecken, gründeten acht Orgelfreunde im Jahr 1995 den Orgelbauförderverein Leonberg. Dessen Ziel war, Geldmittel für ein neues Instrument einzusammeln, das in den Jahren 2004 bis 2007 von der Firma Mühleisen gebaut wurde.

 

Etwa ein Drittel der Kosten von rund 709 000 Euro brachte der Verein etwa durch den Verkauf von Pfeifen aus der alten Orgel, Benefizveranstaltungen und Pfeifenpatenschaften für die neue Orgel auf. Zwei große Erbschaften kamen hinzu; Spenden der Stadt Leonberg, der Kreissparkasse und von Gemeindemitgliedern, aber auch Kollekten und weitere Mittel der Kirchengemeinde sorgten dafür, dass die neue Mühleisenorgel bereits im Jahr 2013 bezahlt war. Damit hat der Orgelbauförderverein seinen Satzungszweck erfüllt, und in diesem Jahr wird entschieden, ob er in einen Verein zur Förderung der Kirchenmusik umgewandelt werden soll.

Das Instrument eignet sich auch für komplexe Orgelmusik

Da jedoch auch der Kircheninnenraum einer Renovierung und Neugestaltung bedurfte, wurde diese nach Entwürfen des Leonberger Bildhauers Matthias Eder und des Architekten Dietmar Schneck in Anlehnung an die Thesen des Zweiten Vatikanischen Konzils einer „Kirche als Volk Gottes“ dem Orgelneubau zeitlich vorgezogen. Daraus ist eine beeindruckende Kombination aus Optik, Akustik und Handwerkskunst entstanden.

„Das Instrument ist symphonisch in französisch-romantischer Ausrichtung in Anlehnung an Cavallé-Coll gleichstufig temperiert“, erklärt Rudolf Kohler, der die Kirchenmusik in St. Johannes organisiert. Damit und wegen seiner besonderen Bauweise durch die Dreiteilung des Orgelwerkes, eigne sich das Instrument auch hervorragend für komplexe Orgelmusik. Dies belegt die Reihe der Leonberger Orgelkonzerte seit zehn Jahren hier.

Aus Italien und Russland gibt es Anfragen

Veranstaltet werden sie vom Orgelbauförderverein in organisatorischer und finanzieller Zusammenarbeit mit dem Amt für Kultur der Stadt Leonberg. Die Firma Mühleisen übernimmt ebenso wie die Stadt anteilig den Abmangel und kümmert sich um die Stimmung und Instrumentenpflege. „Nur auf diesen drei Säulen ist es möglich, die Konzertreihe erfolgreich fortzuführen“, sagt Katja Rohloff vom Amt für Kultur. „Wir hatten schon Anfragen aus Italien und Russland, aber auch namhafte deutsche Organisten melden sich bei uns“, freut sich Rudolf Kohler über diese Kontinuität. Denn die technischen Mittel der Mühleisenorgel bieten nahezu unerschöpfliche Klangvariationen, die allen Kirchenmusikrichtungen gerecht zu werden vermag.

Drei Orgelkonzerte in der Reihe „Musik in Leonberg“ gibt es jährlich. Schon Tradition ist laut Rudolf Kohler, dass die Reihe auch in diesem Jahr mit Absolventen des Studienganges „Master Orgel“ bei Professor Ludger Lohmann an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Stuttgart beginnt.

Konzerttermine

17. Mai
Am Mittwoch um 19.30 Uhr machen Julia Lehner aus Österreich und der Südkoreaner Sangmin Chu mit Werken von Johann Sebastian Bach, Max Reger, Maurice Duruflé und Hermann Schroeder den Anfang.

23. Juni/ 18. Oktober Das Jubiläumskonzert zum zehnjährigen Bestehen „Konzertreihe auf der Mühleisenorgel“ bestreitet am Freitag, 23. Juni, um 19.30 Uhr Thierry Escaich. Er gilt als einer der wichtigsten Vertreter der aktuellen Komponistengeneration Frankreichs. Er wird Werke von Charles Tournemire, Maurice Duruflé, César Franck, Louis M sowie eigene Kompositionen spielen. Ein weiteres Konzert gibt es am 18. Oktober.