Auf der Alten Wiernsheimer Straße geben manche Fahrer richtig Gas. Anwohner haben die Nase voll.

Mönsheim - Linda Helfmann steht mit ihrem Baby in der Bauchtrage vor ihrem Haus und schüttelt den Kopf. Die junge Mutter, die mit ihrem Mann vor drei Jahren von Rutesheim nach Mönsheim gezogen ist, ärgert sich – über die Autofahrer, viele von ihnen mit auswärtigen Kennzeichen, die trotz der 30er-Zone recht flott die Alte Wiernsheimer Straße hinauf- und hinunterbrausen, und über die Linienbusse, die die enge Straße benutzen, obwohl es dort keine Haltestelle gibt. Bei Gegenverkehr weichen die Fahrzeuge immer wieder auf die Gehwege aus, wobei die kleinen Randstein-Markierungen einfach überfahren werden.

 

Grenzwertige Zustände

Der Gehweg vor ihrem Haus, aber auch der gegenüber, ist schräg und so schmal, dass er sich mit einem Kinderwagen nicht befahren lässt. Susann Krug kommt zu der Anlieger-Runde dazu. Sie hat Angst um ihre 88-jährige Mutter, die ein paar Häuser weiter oben wohnt. „Meine Mutter muss mit dem Rollator hinunter in den Ort zum Einkaufen gehen“, erklärt sie. Das sei schon sehr grenzwertig, fügt sie hinzu.

Seit 40 Jahren wohnt Detlef Brenner in der Alten Wiernsheimer Straße, die auch im weiteren Verlauf ein schmales Sträßlein bleibt und schließlich in den Kreisverkehr beim Discounter unterhalb des Mönsheimer Wohngebiets Gödelmann mündet. Der Verkehr habe enorm zugenommen, sagt er, auch mit Blick auf das Wachstum bei Porsche in Weissach. Und noch etwas habe zu mehr Verkehr in der kleinen Straße im alten Ortskern geführt: Seit es in Wurmberg eine Auffahrt auf die Autobahn A 8 gibt, würden viele Autofahrer bei Stau die Strecke zwischen Heimsheim und Wurmberg umfahren, wobei sie das Navigationsgerät auf die Alte Wiernsheimer Straße lenke anstatt auf die Ortsdurchfahrt von Mönsheim.

Nun hat Linda Helfmann einen Brief an Bürgermeister Thomas Fritsch geschrieben. Seit ihrem Gespräch mit dem Schultes vor einem Jahr habe sich nämlich nichts verändert an der problematischen Verkehrssituation, sagt sie. Das Hinweisschild für die 30er-Zone sei nicht gegen ein größeres ausgetauscht worden, ein kurzzeitig angebrachtes Geschwindigkeitsmessgerät habe nur mit Smiley-System und nicht mit Kilometerangabe gearbeitet, und regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen würden nicht stattfinden. Ein Blitzer ist die wichtigste Forderung, sind sich die Anlieger einig. Und der Busverkehr müsse aus der Straße raus. Auch müssten die Engstellen besser gekennzeichnet werden, etwa durch ein entsprechendes Schild und rot-weiße Balken an den Hausecken.

Immer mehr Autos wollen durch

Der Bürgermeister Thomas Fritsch sagte auf Nachfrage, dass die Gemeinde zwar für bauliche Maßnahmen an Gemeindestraßen zuständig sei, doch die durch die Häuser verursachte Engstelle könne man nicht beseitigen. Das Problem mit der Verkehrszunahme auf der engen und steilen Straße sei größer geworden, seit es in der Ortsdurchfahrt eine Fußgänger-Ampel gebe. Verkehrsrechtliche Maßnahmen und Verkehrsüberwachung ist Sache des Landratsamtes. Oliver Müller, der Leiter des Straßenverkehrs- und Ordnungsamtes, kennt die Problematik der Alten Wiernsheimer Straße. Bei einer Verkehrsschau im vergangenen Jahr seien 2800 Fahrzeuge gezählt worden. Von diesen hätten sich etwa 85 Prozent an die Geschwindigkeit gehalten. „Wir waren schon häufig dort draußen“, sagt er. Es werde auch immer wieder geblitzt. Laut Polizei sei die Stelle kein Unfallschwerpunkt. Thomas Fritsch erklärte, dass der Linienbus, der von Wimsheim über Mönsheim nach Wiernsheim fährt, die Alte Wiernsheimer Straße nehme, weil dieser zwar die Haltestelle in der Ortsmitte anfahren muss, dort aber nicht wenden könne, um weiter Richtung Wiernsheim zu fahren.

Von einer Anliegerstraße halten die Behörden nichts, denn öffentliche Straßen dürfe grundsätzlich jeder benutzen, hieß es. „Da müsste man noch mehr Anliegerstraßen machen“, sagte der Bürgermeister auf eine entsprechende Frage von Gemeinderat Hans Kuhnle (BLM) in der jüngsten Sitzung des Gremiums. Walter Knapp (FWG) fragte, ob man nicht auf einem kurzen Stück eine 20er-Zone ausweisen könne, ähnlich wie in der Ortsmitte von Ditzingen. „Wie kriegen wir die Kuh dort vom Eis?“, wollte Hans Kuhnle wissen. „Ich weiß keine Lösung“, antwortete Thomas Fritsch. Deswegen soll jetzt guter Rat von außen geholt werden. Er wolle dazu ein Planungsbüro einschalten. „Manchmal ist man ja betriebsblind“, so der Bürgermeister. Wenn es Ideen gebe, wären er oder der Gemeinderat die letzten, die da nichts machen würden, fügte er hinzu.

Zählung
Mittlerweile hat die Gemeinde ein Zählgerät an der Straße installiert, das bis kommenden Montag hängen bleibt. Die Daten werden der Verkehrsbehörde zur Verfügung gestellt. Anschließend möchte der Bürgermeister gerne mit allen Beteiligten ein gemeinsames Gespräch organisieren.