Gut 30 Bürger wollen im Gemeinderat wissen, wie die Gemeinde für die nächste Flut besser gerüstet ist. Der Bürgermeister Thomas Fritsch will ein Fachbüro beauftragen. Zu kleine Rücklaufbecken und zu viel versiegelte Fläche werden bemängelt.

Mönsheim - Ziemlich übel hat es viele Mönsheimer am 1. Juni getroffen. Über die Wimsheimer Straße sind Unmengen an Wasser gelaufen, der Grenzbach ist über die Ufer getreten, viele Keller sind vollgelaufen, Häuser wurden überschwemmt. In einer lebhaften Gemeinderatssitzung kritisieren manche Bürger fehlende Vorsorge in Wimsheim und Wurmberg, ein unzureichendes Rückhaltebecken an der Autobahn 8 und auch den Einsatz der Feuerwehr. Deren Kommandant Oliver Pfrommer wehrt sich: „Wir hätten überall gleichzeitig sein müssen.“

 

Wütend und ratlos sind viele Bürger. „Was wollen wir denn tun, wenn das Wasser durch die Kanäle, ja sogar durch die Wände drückt?“, fragt einer im Gemeinderat, „mir hat es auf zehn Metern Breite das Dach weggerissen.“ Eine Frau fragt, wo sie im Ernstfall Sandsäcke von der Gemeinde bekommen kann. Immer wieder wird bemängelt, der Kanal sei zu klein, um die Massen abzuleiten: „Bei uns läuft schon bei normalem Gewitterregen der Keller voll.“

Relativ häufig wird der Nachbarort Wimsheim kritisiert. „Dort wird von den Dächern alles in den Grenzbach geleitet“, schimpft ein Anwohner. Andere beschweren sich, die Rettungskräfte seien zu spät gekommen. Doch diese Aussage kann Oliver Pfrommer relativieren. „Wir hatten eine Vorwarnzeit von vier Minuten, und mussten 100 Einsätze in zwei Tagen fahren“, erzählt er. Alle seien schließlich ehrenamtlich tätig und hätten auch einen Hauptberuf. An einigen Brennpunkten sei es „wirklich kitzlig“ gewesen. „Wenn man an einer Stelle etwas macht, hat das Auswirkungen anderswo“, mahnt er. Auch der Kritik an Wimsheim nimmt der FWG-Rat Walter Knapp etwas die Spitze: „Das meiste Wasser kam nicht von dort. Ich habe eher das Rückhaltebecken an der Autobahn im Verdacht.“

Die Betroffenheit und der Ärger sind jedenfalls groß. So groß, dass der rührige Vize-Bürgermeister Hans Kuhnle von der Bürgerliste Mönsheim (BLM) gleich eine Powerpoint-Präsentation vorbereitet hat. Seine These: Mönsheim hat zu wenig Hochwasserschutz. „Der Paulinensee kann 20 000 Kubikmeter aufnehmen, der Eisengriffbach-Graben in Rutesheim 70 000“, bemängelt er etwa. Ein Gitter an der Brücke zum Gurrlegraben habe viel Holz und Äste gesammelt: „Dadurch konnte das Wasser erst durchbrechen.“

Kuhnle fordert, schnell ein Konzept in die Wege zu leiten, um einige Brennpunkte schnell zu entschärfen und langfristig vorzusorgen, den Hochwasserschutz verbessern, Dämme verstärken. Etwa durch ein ausreichend großes Sandsackdepot. Der BLM-Rat hat gleich drei Vorschläge für mögliche Planungsbüros im Köcher.

Damit rennt Kuhnle bei Thomas Fritsch allerdings offene Türen ein. Er hat bereits Kontakt mit einem Planer aufgenommen, der sich in der Region auskennt. „Er kann sofort anfangen“, erklärt der Schultes. Wichtig sei, den Zulauf aus Richtung Wimsheim zum Paulinensee zu drosseln, den Grenzbach naturnah zu gestalten. Die Regenbecken an der A 8 und der Landesstraße 1177 nach Wurmberg müssten dringend optimiert werden.

Deutliche Worte findet Fritsch auch in Richtung Regierungspräsidium (RP). „Dort tut man sich schwer, die Sanierung des Damms am Paulinensee zu finanzieren“, schimpft er. Das RP habe sogar versucht, das Landratsamt Enzkreis von seiner Fürsprache abzubringen. Fritsch will alle Bürger jetzt an einen Runden Tisch bekommen. Das überschwemmte Freibad wieder zu richten, hat übrigens 26 000 Euro gekostet, die Hälfte zahlt die Versicherung.