Im ersten Schritt hat der Planungsausschuss zugestimmt, im Testversuch die Fahrspuren in Eltinger- und Brennerstraße zu reduzieren.

Die Vorbereitungen zur Umgestaltung der Leonberger Stadtmitte, längst unter dem Titel „Stadt für morgen“ ein Begriff, laufen auf vollen Touren. Der Planungsausschuss hat jetzt sein Okay für einen nächsten Schritt gegeben. Sollte dem auch der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am kommenden Dienstag, 5. April, zustimmen, wird Ende April bis in den Oktober hinein ein Verkehrsversuch gestartet.

 

Dieser sieht vor, sowohl in der Eltinger als auch in der Brennerstraße – dort wo sie vierspurig verlaufen – die jeweils äußeren Fahrstreifen in eine Umweltspur umzuwandeln. Diese wird für den Autoverkehr gesperrt und für Bus- und Radverkehr freigegeben. Betroffen sind in beiden Fahrtrichtungen die Eltinger Straße vom Neuköllner Platz – der selbst außen vor gelassen wird – bis zur Einfahrt ins Postareal sowie die Brennerstraße vom Neuköllner Platz bis zur Reinhold-Vöster-Straße (Geze).

Verkehrszeichenpläne sind erstellt

Damit soll die Reduzierung der Fahrstreifen auch im Realbetrieb untersucht werden. Stephan Kerner, der Leiter des städtischen Referats für innovative und intermodale Mobilität in Leonberg, war zuletzt mit seinem Team damit beschäftigt, in Abstimmung mit allen zuständigen städtischen und polizeilichen Behörden die notwendigen Verkehrszeichenpläne zu entwickeln.

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Parallel dazu erarbeitete seine Mannschaft eine umfangreiche Simulation des Verkehrsversuchs und wertete diese anschließend aus. Quasi ein erster Test, wie sich der Verkehr in den Bereichen, die unter die Lupe genommen wurden, zu den Spitzenstunden eines Tages verhält. Demnach ist sowohl in der Brenner- als auch in der Eltinger Straße diese Verkehrshochzeit zwischen 16 und 18 Uhr. Einen Auszug dieser Simulation, die einem Computerspiel ähnelt, präsentierte Stephan Kerner den Mitgliedern des Planungsausschusses.

Testphase läuft von April bis Oktober

Jetzt sollen diese Erkenntnisse auch in einem realen Testbetrieb geprüft werden. Warum das Ganze? Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) hat es zu seinem großen Zukunftsziel erklärt, die Innenstadt zukunftsfähig und lebenswerter zu gestalten. Dazu wolle man neu denken und nicht weiterhin den Fokus zu 99 Prozent auf das Auto richten. „Im ersten Schritt müssen wir jetzt Daten für den Planungsprozess gewinnen, erst dann sehen wir, ob es gut geht oder schlecht gewesen ist“, appellierte der Rathauschef zu Beginn der Sitzung an die Vertreter des Planungsausschusses.

Der Testlauf, der von Ende April bis Oktober 2022 angedacht ist, soll zeigen, wie sich die Fahrstreifenreduktion auf den motorisierten Individualverkehr auswirkt. Wichtige Fragen sind zu klären: Können mit einer Umgestaltung die heutigen Verkehrsmengen noch verträglich abgewickelt werden? Gibt es Verlagerungseffekte in andere Straßen?

Anlieferung muss gewährleistet sein

Die Simulation zeigte in der Eltinger Straße, dass eine Reduktion der Fahrstreifen auf der gesamten Strecke möglich ist. „Die Leistungsfähigkeit ist weiterhin verträglich“, sagte Kerner. Die Zeitverzögerung betrage im Schnitt allenfalls 20 Sekunden. Rückstaus an den Ampeln lösten sich schnell wieder auf. Dasselbe gelte auch in der Brennerstraße.

Allerdings verhält es sich hier mit dem geplanten Verkehrsversuch anders. Dieser ist nicht auf der gesamten Strecke durchgängig möglich, weil hier in den Bereichen der Hausnummern 44 bis 48 sowie 1 bis 11 der Anlieferungsverkehr für ansässige Geschäfte berücksichtigt werden muss. Und auch in den Kreuzungsbereichen gilt es, das Abbiegen an den Ampeln weiterhin zu gewährleisten. „Später hat man mehrere Möglichkeiten, diese Bereiche mit Ampelschaltungen oder Anlieferungszonen zu gestalten“, erklärte Kerner.

Weiß: Ausweichverkehr verhindern

Grundsätzlichen Zuspruch gab es von den Stadträten im Planungsausschuss, auch wenn man Details, ob die Linie der Umweltspur nun durchgängig oder gestrichelt dargestellt werden solle, lebhaft diskutierte. „Die Linie darf überfahren werden, Anwohner dürfen also raus- und reinfahren, nur das Parken auf dem Streifen ist nicht erlaubt“, klärte Kerner auf.

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Wolfgang Schaal von den Freien Wählern sprach einen weiteren Punkt an: „Das Ganze lebt nur, wenn auch der Verkehr im Engelbergtunnel fließt.“ Der FDP-Fraktionsvorsitzende Dieter Maurmaier stimmte dem „lückenhaften“ Versuch zu: „Das Ziel sollte aber ein durchgängiger Radweg sein.“ Christa Weiß (SPD) mahnte an, dass man einen möglichen Verdrängungsverkehr in die Fichte- und Steinstraße verhindern müsse.

Verkehrssimulation

Simulation
 Um die Machbarkeit des Verkehrsversuchs in der Brenner- und Eltinger Straße vorab zu prüfen, hat Stephan Kerner, der Leiter des städtischen Referats für innovative und intermodale Mobilität in Leonberg, mit seinem Team eine Verkehrssimulation vorgenommen. Dafür wurden alle möglichen Verkehrssituationen in Betracht gezogen und gegenübergestellt.

Verkehrszahlen Dadurch lassen sich die Auswirkungen, die bei der Umsetzung des Versuchs voraussichtlich entstehen, analysieren und quantifizieren. Die Verkehrszahlen wurden aus den stadtweiten Verkehrszählungen 2020 sowie lokalen Messungen 2021 und 2022 entnommen.

Spitzenstunde
 Wie bei Verkehrsuntersuchungen üblich, wird die maßgebende Spitzenstunde betrachtet und simuliert. Zu den restlichen Tageszeiten ist der Verkehr ohnehin entspannter.