Der „Mittagstisch für alle“ kann auch in diesem Jahr coronabedingt nur als Päckchen zum Mitnehmen angeboten werden.

Leonberg - Wo bekommt man in dieser verrückten Zeit ein warmes Mittagessen zu einem solch kleinen Preis?“, fragt die eine Frau. „Und wo ein Ohr, das einem zuhört, bei all den Sorgen, die wir gerade haben?“, ergänzt ihre Begleiterin. „Seit Jahren beim ‚Mittagstisch für alle’ in der Pauluskirche“, geben beide die Antwort.

 

Sie haben sich vor der evangelisch-methodistischen Pauluskirche in der Leonberger Stadtmitte getroffen – beim „Mittagstisch für alle zum Mitnehmen“. Und sie sind nicht die einzigen. Immer wieder schauen zwischen 12 und 13 Uhr Menschen jeden Alters vorbei – die einen rüstig per Rad, die anderen mit Gehhilfen. Der Mittagstisch ist seit Jahren bekannt und wird geschätzt.

Begegnung und Beisammensein sind nicht möglich

Die Pastorin der Pauluskirche, Anna Marinova, Pastor a.D. Armin Besserer, der katholische Pastoralreferent Jürgen Oettel und Erika Honal von der evangelisch-methodistischen Gemeinde wechseln sich bei der Begrüßung der Besucher ab. Sie reden mit den Menschen, sie hören ihnen zu.

Um den Mittagstisch veranstalten zu können, wurde 2009 ein Verein gegründet, der für die Betreuung, den Betrieb und die Verwaltung zuständig ist. Dem steht aktuell die Pastorin der Pauluskirche vor. Das Essen wurde vom Guldenhof in Hirschlanden angeliefert. Dazu wurde Kaffee mit Waffeln oder gespendeter Kuchen gereicht.

Doch Corona hat alles durcheinandergebracht. Begegnung und Beisammensein sind im zweiten Jahr nicht mehr möglich. So sind die Organisatoren auf „Mittagstisch für alle zum Mitnehmen“ umgestiegen. Ein Team aus Ehrenamtlichen um Tanja Essig kocht in der Küche der Pauluskirche, denn zum Ordern des Essens im Guldenhof ist die Lage zu unsicher. Zwölf Helferinnen und Helfer verpacken die warmen Mahlzeiten und händigen sie am Fenster des Gemeindehauses aus – jeden Mittwoch sind bis zu vier im Einsatz.

Verein ist ökumenisch aufgestellt

Der damalige Pastor Thomas Schmückle hatte 2009 die Idee zu dem Mittagstisch – und der sollte auf ökumenischen Füßen stehen. Die katholische Kirche sagte über den Pastoralreferenten Jürgen Oettel Unterstützung zu. Die Hauptlast aber trägt der kleine evangelisch-methodistische Bezirk.

Der Mittagstisch ist nicht nur für Menschen mit kleinem Geldbeutel, sondern auch ein Ort der Begegnung und des Austausches. Jeder entscheidet selbst, wie viel er für das Essen bezahlt. Es gibt auch viele, die mit zunehmendem Alter vereinsamen und deshalb beim Mittagessen gute Gespräche schätzen.

Es gibt Maultaschen mit Kartoffelsalat, und Orange sowie Flachswickel und alles, um einen Kaffee selbst zuzubereiten. Irmtraud Klein packt ihren Rucksack und macht sich auf den Weg. „Wir haben eine betagte Dame, die nicht mehr selbst vorbeikommen kann, also schaue ich mal vorbei.“

An jedem Mittwoch bis zum 30. März wird der „Mittagstisch für alle zum Mitnehmen“ bei der evangelisch-methodistischen Pauluskirche in der Robert-Kochstraße angeboten. Von 12 bis 13 Uhr werden hier die Essenspakete ausgegeben.