Nach seinen jüngsten Erfolgen in Bordeaux fährt Doppel-Olympiasieger Michael Jung mit seinem Lkw die Nacht durch bis nach Leonberg.

Leonberg - Wie bodenständig der Doppel-Olympiasieger Michael Jung aus Horb trotz seiner großen Erfolge – nicht nur in der Vielseitigkeit – geblieben ist, zeigt eine kleine Begebenheit am Rande des Seminars für Reitlehrer auf der Anlage des RFV Leonberg. Während einer kleinen Pause spricht ein junges Mädchen etwas schüchtern den Referenten an, bittet ihn um einen Trainings-Tipp mit ihrem Pferd. Geduldig hört der 34-Jährige, immerhin der kompletteste Reiter der Welt, zu und nimmt sich Zeit für eine ausführliche Antwort. Das Mädchen strahlt, Michael Jung setzt seine Trainingsarbeit – vor rund 400 interessierten Zuschauern auf der Tribüne der Halle im Tilgshäusle – zum Thema „Winterarbeit für Vielseitigkeitspferde“ fort.

 

Er möchte Einblicke geben, wie er mit seinem Team auf der eigenen Anlage in Horb-Altheim trainiert und welche Philosophie er und sein Vater Joachim vertreten. „Am Ende will ich aber keineswegs als Besserwisser dastehen“, sagt der Weltmeister von 2010 fast schon entschuldigend. Vieles mehr kann er auf seiner heimischen Anlage am Rand des Nordschwarzwalds bieten, wo unter anderem ein Geländepark mit über hundert unterschiedlichen Hindernissen wie einer Wellenbahn, einem Kletterhang oder verschiedenen Gräben das Reich des Olympiasiegers komplett macht.

Viele kleine Sprünge

Doch genau diese Basisarbeit in der Halle, das Reduzierte, sei der Grundstein jeden Erfolges, versichert Michael Jung, der bekannt dafür ist, ein richtiger „Arbeiter“ zu sein. „Ich frage mich jeden Abend, was ich besser machen kann“, verrät er dem Publikum. „Wichtig ist es, vieles auszuprobieren, immer wieder viele kleine Sprünge zu machen, damit beim Reiter und beim Pferd viel Positives hängen bleibt.“ Er achtet bei seinen Schülern – darunter sind in der ersten von drei Gruppen Kaya Biesinger vom RFV Leonberg sowie Rabea Mezger vom PSZ Benzenbühl – auf die Einstellung der kürzen Bügel, auf den leichten Sitz, auf die Balance und das Rhythmusgefühl. Michael Jung selbst ist ein Ästhet auf dem Pferd, alles was er macht, sieht spielerisch aus. Und es ist erfolgreich.