Rätsel in Warmbronn: Muss eine neue Küche gebaut werden, wenn es nebenan schon eine gibt?

Leonberg - Starker Gegenwind ist den Vertretern der Stadtverwaltung im Warmbronner Ortschaftsrat entgegen geschlagen, als sie die Pläne für die Sanierung der Grundschule Warmbronn mit dem Neubau einer Mensa vorgestellt haben.

 

Aus Sicht der Stadt sind die Maßnahmen notwendig, da die Grundschule vom Schuljahr 2019/2020 zu einer Ganztagseinrichtung werden soll. Dafür sei unter anderem eine Küche mit 84 Quadratmetern und ein Speiseraum mit 107 Quadratmetern Größe geplant. „Die Küche wurde im Plan auf Empfehlung des Regierungspräsidiums sogar um 47 Quadratmeter vergrößert“, erklärte Dominik Heni, der Leiter des Gebäudemanagements der Stadt.

Dies weckte bei Ortschaftsrat Thomas Hoene (Warmbronner Liste) Unverständnis: „Ist es denn wirklich notwendig, eine neue Großküche zu bauen, wenn in 50 Meter Entfernung in der Staigwaldhalle eine solche vorhanden ist, die nur rund 20 Abende im Jahr genutzt wird?“, fragte er.

Küche in der Staigwaldhalle wird selten genutzt

Derzeit werde die Küche nur bei Großveranstaltungen wie dem Waldmeisterlauf oder der Mountainbikeveranstaltung am vergangenen Wochenende genutzt. Finanziell sei es doch mit Sicherheit sinnvoller, die Küche in der Staigwaldhalle zu sanieren und dann die Grundschüler dort zu verpflegen. Mit dem Neubau einer Küche gingen hohe Instandhaltungskosten einher, die schnell in den fünf- und sechsstelligen Bereich gehen würden. Zudem könne eine Küche sogar geschlossen werden.

Eine verbindliche Antwort konnten ihm die Vertreter der Stadt darauf nicht geben. „Ich bin mir nicht sicher, ob in der Küche der Staigwaldhalle die Methode des ,Cook and Chill’ möglich ist“, sagte Gabriele Schmauder, die Leiterin des Amts für Jugend, Familie und Schule. In Schulen würden extreme Anforderungen an die Hygiene gestellt. So müsse zum Beispiel eine Fremdnutzung durch Dritte ausgeschlossen werden. „Das ist in Warmbronn natürlich eine einmalige Situation, dass eine Schulküche und die Küche in einer Halle so nahe beieinander liegen“, versuchte der Erste Bürgermeister Ulrich Vonderheid zu vermitteln und versprach, die Frage sehr zeitnah zu prüfen.

Flüchtlingscontainer können nicht genutzt werden

Nach Auskunft von Pressesprecherin Undine Thiel sieht das Konzept der Stadt vor, eine Mensa an allen weiterführenden Schulen sowie an allen Grundschulen zu installieren, die im Ganztagsschulbetrieb arbeiten. Der Verein Triangel, bei dem Eltern für Kinder kochen, versorgt das Albert-Schweizer-Gymnasium, das Johannes-Kepler-Gymnasium und die Gerhard-Hauptmann-Realschule mit Essen.

Mensen gibt es zudem an der Ostertag-Realschule und an der August-Lämmle-Schule. Als Grundschulen mit Ganztagsbetrieb verfügen zudem die Grundschule Höfingen und die Mörikeschule über Mensen. In der Schellingschule gibt es eine Cafeteria, die auch warme Speisen anbietet.

Da wie bei fast allen Schulumbauten auch in Warmbronn drei Klassenräume zeitweise in provisorischen Containern untergebracht werden sollen, regte Christiane Hug-von Lieven (Warmbronner Liste) an, ob nicht dafür die für Flüchtlinge geplanten Container genutzt werden könnten, auch wenn diese etwas weiter weg vom Schulgebäude seien. „Das haben wir kurz in Erwägung gezogen, aber schnell wieder verworfen“, erklärte Heni. Die Flüchtlingsunterkünfte seien zu kleinräumig, für ein Klassenzimmer bräuchte man vier bis fünf Zimmer. „Und wenn wir den Flüchtlingscontainer entbeinen würden, wäre das auch mit hohen Kosten verbunden“, ergänzte er. Zudem sei es auch eine Frage der Logistik: Man wolle es den Lehrern nicht zumuten, Schulmaterial von einem Gebäude ins andere zu transportieren.

Informationen zu „Cook and Chill“

Schnellkühlung
„Cook and Chill“ wurde in den 60er Jahren in den USA entwickelt und gelangte in den Siebzigern nach Europa, wo es vor allem in Schweden weiterentwickelt wurde. Bei diesem Verfahren werden die warmen Speisenkomponenten auf herkömmliche Weise zubereitet und gegart, dann aber innerhalb von 90 Minuten auf eine Temperatur von unter vier Grad Celsius gekühlt. Man nennt dies Schnellkühlung. Die gekühlte Speise kann bei ununterbrochener Kühlkette bis zu vier Tage ohne Qualitätsverlust gelagert werden. Sie wird erst unmittelbar vor der Ausgabe wieder auf Verzehrtemperatur erwärmt.

Vorzüge
Zu den Vorteilen des „Cook and Chill“-Systems zählt unter anderem die damit verbundene hygienische Sicherheit. Die Vermehrung von pathogenen Keimen sowie die Bildung von Toxinen wird verhindert, indem der hygienisch bedenkliche Temperaturbereich beim Absenken ab circa 40 bis zehn Grad Celsius schnell durchschritten wird.