Ein besonderes Projekt: Spatenstich für zwei Gebäude, in der Jung und Alt in 30 Wohnungen leben.

Renningen - „Seit sieben Jahren fiebern alle diesem Moment entgegen“, sagt Martina Oberrauch. Die Mitinitiatorin meint damit den ersten Spatenstich für das Mehrgenerationenhaus im Baugebiet Schnallenäcker II zwischen Malmsheim und Renningen. Bei strahlendem Sonnenschein sind sie am Samstag zusammengekommen, die zwölf privaten Bauherren mit ihren Familien und die Vertreter der Paulus Wohnbau GmbH als Bauträger. Zusammen bilden sie die Baugemeinschaft, die in der Strohgäustraße 3 einen Gebäudekomplex mit 30 Wohnungen errichtet.

 

Die Idee hinter der besonderen Form zu wohnen, die die Renninger Initiatoren mit dem Begriff Mehrgenerationenhaus belegen, ist das Zusammenleben von Jung und Alt, von Familien und Alleinstehenden, von Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen. Zwar hat jeder seine eigene, individuell gestaltete Wohnung, doch die Möglichkeit, sich zu treffen, miteinander zu reden, zu feiern oder sich gegenseitig zu unterstützen, ist quasi schon in die Architektur des Hauses eingebaut worden.

Ein Atrium verbindet die Gebäudeteile

Ein gläsernes Atrium verbindet zwei L-förmig zueinander stehende Baukörper. Von diesem Atrium aus erreichen die Eigentümer und Mieter ihre Wohnungen. Viele Sitzgelegenheiten laden zum Kommunizieren ein. So beschreibt es der Architekt Hartmut Fritz und so stellen sich auch die Bewohner ihr neues Zuhause vor.

Auf dem langen Weg bis zum ersten Spatenstich gab es einige Hindernisse zu überwinden. Zwar wurden die Initiatoren von Anfang an von der Stadt, dem Gemeinderat und Bürgermeister Wolfgang Faißt unterstützt, doch schon bei der Umlegung des Baulandes gab es Verzögerungen. Später musste man einen anderen Architekten suchen. Und am Schluss dauerte es eine Weile, den Brandschutz für die durch einen Glaskörper verbundenen Gebäude zu gewährleisten. Nicht zuletzt hatten die Bauherren Mühe, eine Bank zu finden, die ihr eher ungewöhnliches Projekt – in dem private Bauherren und ein Bauträger zusammenarbeiten – zu finanzieren, sagte Erwin Eisenhardt, Stadtrat der Grünen und Mitinitiator des Projekts.

Einige, vor allem junge Familien, die gern dabeigewesen wären, sind abgesprungen. Mit der Vereinigten Volksbanken AG fand die Initiative schließlich einen Finanzierer.

Faißt: Beispielhaftes Projekt

Im März 2016 hat die Baugemeinschaft den Bauplatz gekauft, berichtet Eberhard Weigele, der als Geschäftsführer der Paulus Projektentwicklung GmbH das Projekt begleitet. Der frühere Möglinger Bürgermeister dankte der Stadt für die Geduld, die sie mit der Baugemeinschaft gezeigt habe. Faißt lobte das Modellprojekt „als Beispiel für die besonderen Werte in unserer Gesellschaft. Da geht es auch um Solidarität und Rückhalt untereinander.“

18 der insgesamt 30 Wohnungen werden von den privaten Bauherren ganz individuell geplant, gebaut und selbst bezogen. Die restlichen zwölf errichtet die Paulus Wohnbau und verkauft oder vermietet sie. Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen, 43 Parkplätze und eine Spielfläche entstehen auf dem rund 30 Ar großen Gelände, das nun zwischen der Kindertagesstätte und dem neuen Stadtteilpark entsteht. Bis Ende diesen Jahres soll der Rohbau stehen.

Martina Oberrauch wird mit ihrer Familie drei der 18 privaten Wohnungen belegen, weil ihre Mutter und der Schwiegervater mit in das Mehrgenerationenhaus ziehen werden. „Weil wir definitiv Weihnachten 2018 im neuen Zuhause feiern wollen, dürfen wir keine Zeit mehr verlieren mit dem ersten Spatenstich“, sagt sie und fordert die Gäste auf, zur Schaufel zu greifen.

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