Vor knapp zwei Jahren sind die ersten Bewohner ins Renninger Mehrgenerationenhaus gezogen.

Renningen - Lange hat die Familie Müller nach eigenen vier Wänden gesucht. Doch etwas Passendes hier in der Region zu finden, das ist bekanntermaßen ja nicht so einfach. „Den Traum vom gemeinsamen Häuschen mit meinen Eltern haben wir irgendwann aufgegeben, das ließ sich nicht verwirklichen“, erzählt Felix Müller, Vater eines zweijährigen Sohnes. Doch dann stieß er auf eine Immobilienanzeige der Firma Paulus Wohnbau GmbH, die mehrere Wohnungen in einer neu gebauten Anlage in Renningen anbot. Was die Müllers zu dem Zeitpunkt nicht wussten: Es handelte sich dabei um das seit 2010 geplante und endlich verwirklichte Mehrgenerationenhaus, dem ursprünglich eine Idee der Renninger Agenda zugrunde lag.

 

Die Projektgruppe der Renninger Agenda hat einen langen Atem gebraucht, bis im Frühjahr 2017 der erste Spatenstich auf dem 23 Ar großen Grundstück im damals neu erschlossenen Wohngebiet Schnallenäcker II erfolgen konnte. Verzögerungen bei der Umlegung des Baulandes, die Suche nach einem neuen Architekten, bauliche Hürden wie spezielle Brandschutzmaßnahmen und schlussendlich die Skepsis der Banken, Kredite für ein Eigenheim unter dem Hut einer Bauherrengemeinschaft zu vergeben, waren unerwartete Hürden. Etliche Interessenten mussten sich aus letztgenanntem Grund vom Projekt zurückziehen, und damit fehlten Investorengelder. Doch als 2015 die Paulus Wohnbau GmbH in das Bauvorhaben einstieg, nahm die Sache wieder Fahrt auf.

Einzug im Mai 2019

„Erst, als wir den Bau besichtigt haben, haben wir erfahren, dass es sich um ein Mehrgenerationenhaus handelt“, erzählt Felix Müller. Nachdenklich fährt er fort: „Bis dahin haben wir viele Jahre in einem Sechsparteienhaus in Leonberg gewohnt. Und wir haben in der ganzen Zeit keinen Nachbarn näher kennengelernt.“

Im Mai 2019 ist die Familie als eine der ersten eingezogen. Das Konzept des Renninger Baus war ihnen durch ihre eigenen Überlegungen, mit den Großeltern ihres Sohnes zusammenzuziehen, ja nicht fremd, sondern ein zusätzliches Plus für ihren zukünftigen Lebensmittelpunkt. Dazu ist das Wohnen im Mehrgenerationenhaus nicht teurer als anderswo. „Wir haben großzügige Gemeinschaftsflächen drinnen und draußen, das zahlt man zwar mit“, so der Familienvater, „aber man hat ja auch etwas davon.“ Zum Beispiel den Grillplatz und den Pizzaofen im gemeinsamen Garten. Und natürlich das großzügige Atrium, eine gläserne Verbindung zwischen den beiden Häusern, als zentralen Treffpunkt. „Hier trifft man immer jemanden“, erzählt Felix Müller, „und selbst wenn es nur ein kurzer Gruß ist, man ist irgendwie sofort zuhause.“

Kleines Fest zum Kennenlernen

Nach dem Einzug haben die Bewohner ein kleines Fest organisiert, um sich kennenzulernen, auf gemeinsame Interessen zu stoßen und verschiedene Aktivitäten zu planen. „Das Miteinander leben alle im Haus unterschiedlich, manche mehr, manche weniger. Die Maxime ist, jeder kann, keiner muss“, stellt Müller klar. „Wobei der Grundgedanke, sich gegenseitig zu unterstützen, bleibt, und alle, die hier eingezogen sind, den Gemeinschaftsgedanken mittragen.“ Er lacht und schiebt belustigt hinterher: „30 Meinungen unter einen Hut zu bekommen, das ist auch nicht immer so einfach. Aber es haben sich schon etliche Interessengemeinschaften gebildet.“ Seine Frau ergänzt: „Hier werden immer Ideen für gemeinsame Unternehmungen gesammelt, aber manchmal entwickeln sich die Dinge auch anders als gedacht.“ Vor allem in einem Jahr wie 2020, in dem nichts mehr so ist, wie es war. „Die Einschränkungen haben uns natürlich getroffen, das erschwert die geplanten gemeinsamen Aktivitäten und das Kennenlernen erheblich. Vieles, was wir uns ausgedacht haben, muss warten.“ Was bleibt, ist die WhatsApp-Gruppe für schnelle erste Hilfe, wenn die Eier oder das Mehl zum ungünstigsten Zeitpunkt ausgehen, ein kaputtes Rad schnell eine helfende Hand braucht oder der Computer mal wieder nicht so recht will.

Ungefähr ein Drittel der Bewohner sind, wie die Müllers, junge Familien mit ein bis zwei Kindern, ein knappes Drittel Senioren. Die restlichen Bewohner sind ganz unterschiedlichen Alters. „Bunt gemischt eben“, und das finden beide Müllers gut. Für sie hatte der Umzug ins Mehrgenerationenhaus noch einen ganz speziellen Vorteil: „Meine Eltern, beide gerade Rentner geworden, sind mit uns eingezogen“, freut sich Felix Müller. So haben sie ihren Traum vom gemeinsamen Wohnen doch noch verwirklichen können. „Für sie war das ein Glücksfall. Sie sind aus dem Badischen hierhergezogen und kannten niemanden hier. So schnell hätten sie in einer anderen Umgebung keinen Anschluss gefunden“, ist sich Müller sicher. „Wir sind froh, diesen Schritt gemacht zu haben, und fühlen uns absolut wohl hier“, ist sein Resümee.

Den geplanten Neubau des Mehrgenerationenhauses in den Schnallenäckern III mit 60 Wohneinheiten sieht er dennoch ein wenig kritisch: „30 Parteien im Haus sind für mich als Gemeinschaft noch überschaubar. Für mein Bauchgefühl aber wären 60 Parteien zu viel.“