Nach Schafhausen kam er privat
Seine zweite Liebe gilt der Notfallmedizin. 2010 eröffnete das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart ein neues Notaufnahme-Zentrum und suchte nach speziellen Notfallmedizinern. Vorher hatten Ärzte aus verschiedenen Abteilungen in der Notfallaufnahme Dienst geschoben. „Ich wusste gleich: Das ist meine Stelle“, erinnert er sich. Mehr als zehn Jahre hat er jetzt am Bosch-Krankenhaus gearbeitet, zwischenzeitlich den Facharzt für Innere Medizin erlangt. „Es war für mich immer klar, dass ich irgendwann in die Praxis will“, sagt er aber.
Nach Schafhausen fand Alexander Berner privat, und so kam das eine zum anderen. Im Frühjahr 2019 hat er mit seiner Frau und den Kindern ein Haus in dem Weiler Ortsteil bezogen. Vor etwa einem Jahr hat er erfahren, dass der Schafhausener Arzt Ulrich Wahl einen Nachfolger sucht. „Das muss ich machen“, habe er sich da gedacht, weiß Berner noch. „Ich habe hier die Chance, eine Praxis ganz nach meiner Vorstellung zu gestalten.“ Denn der Merklinger Bauunternehmer Waidelich bebaut zurzeit in Schafhausen die Ortsmitte neu, eine Arztpraxis war dort schon immer vorgesehen. Allein die Frage, ob sich ein Mediziner findet, war offen – aber das ist ja jetzt geklärt.
Alexander Berner arbeitet damit nicht nur in Schafhausen, er wohnt hier mit seiner Familie, hat die Kinder im örtlichen Kindergarten und der Grundschule. Kann er da überhaupt beruflich abschalten? „Ich glaube, wenn man Medizin studiert hat, wird man sowieso ständig angesprochen“, sagt er. Die Vorteile, als niedergelassener Arzt zu arbeiten, überwiegen jedenfalls, findet er: „Das Pendeln fällt weg, und ich kann schnell meine Kinder im Kindergarten oder aus der Schule abholen.“ Er kenne niemand, der von der Klinik in die Praxis gewechselt ist, und der das bereut hat, berichtet er.
Wie also könnte die Politik noch mehr solche Wechsel unterstützen? Im Januar erst hat der Sozialminister Manne Lucha das vier Millionen Euro schwere Förderprogramms „Landärzte“ gestartet. Mediziner bekommen dabei ein wenig finanzielle Unterstützung, wenn sie in ländlichen Gebieten eine Praxis aufmachen.
Alexander Berner geht es da gar nicht so sehr ums Geld. „Etwas abschreckend ist der ganze Berg, den man zu erledigen hat, wenn man ins Unternehmer-Sein wechselt“, sagt er. Dabei hätte er sich mehr Unterstützung und Struktur gewünscht, ein Komplettpaket der Kassenärztlichen Vereinigung. Berner aber hat es hinbekommen, mit viel Eigeninitiative und der Unterstützung einer befreundeten niedergelassenen Ärztin in Reutlingen und seines Vorgängers Ulrich Wahl. Und dann fällt ihm noch ein Vorteil ein. „Ich werde an Weihnachten und Silvester frei haben“, sagt er, schmunzelt und freut sich schon. „Das hatte ich seit 15 Jahren nicht mehr.“