Ein Festival der Kulturregion will Ehrenamtliche zusammenbringen, die bisher nicht zusammengewirkt haben. Mit offenem Ausgang.

Ein großes Gebäude in der Ditzinger Ortsmitte, in bester Einkaufslage. Das Gebäude gehört inzwischen der Stadt. Das Erdgeschoss ist in mehrere Flächen aufgeteilt. Dort, wo sich ein Dönerladen befand, sind vor wenigen Tagen Künstler eingezogen. Was sie erschaffen wollen, soll sie selbst am Ende im besten Fall überflüssig machen.

 

Entstehen soll in den nächsten Wochen nämlich eine Plattform der Begegnung, der Präsentation, des Miteinanders. Im Mittelpunkt: die örtlichen Vereine. Sie haben die Gelegenheit, sich zu zeigen, untereinander ins Gespräch zu kommen oder aber mit Bürgern, die in der Marktstraße vorbeikommen, bestenfalls stehen bleiben, schauen, fragen.

Ein Projekt, das in die Region ausstrahlt

Das mehrtägige Projekt mit offenem Ausgang findet im Rahmen eines Festivals der Kulturregion Stuttgart statt. Das Leitmotto des Festivals heißt „Über:Morgen“. Es befasst sich mit der Grundfrage, wie die Gesellschaft, die Menschen, in Zukunft miteinander leben wollen.

In Ditzingen wird die Gruppe TWIMC gemeinsam mit lokalen Vereinen und Akteuren die „Ditzinger Arche“ in der Marktstraße 24 als Pop-up-Aktion bespielen.

TWIMC – wörtlich übersetzt: „Wen auch immer es betrifft“ – ist eine Gruppe von Planern und Gestaltern aus den Bereichen Architektur, Design, Kunst, Kultur und Stadtforschung um Maike Fraas und Maik Ronz. Sie entwickeln Beteiligungsformate und Instrumente zur Lebenswelt- und Wohnumfeldgestaltung. Sie wollen soziale Räume schaffen, die eine Grundlage für weitere Planungen bieten – im konkreten Fall nun unter Einbeziehung örtlicher Vereine.

Mehr als hundert gibt es laut der Stadt davon in Ditzingen. „Dieses ausgeprägte Vereinsleben gehört zum Ditzinger Selbstverständnis, das in einem Haus der Vereine, dem Fuchsbau bisher gemeinsam gelebt wurde“, teilt die Stadt mit. Nach der Schließung dieses Hauses – Gutachter hatten auf den mangelnden Brandschutz verwiesen – begann die Suche nach einer anderen Bleibe. Die Vereine sind an unterschiedlichen Orten der Stadt untergekommen.

Eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit

Die notwendige Räumung der angestammten Vereinszimmer war für die Vereine meist auch mit einer Auseinandersetzung ihrer langen Vergangenheit verbunden. Die Räume waren ihr Treffpunkt, Lager und Archiv zugleich.

Für die Vereine, die sich an der Aktion beteiligen, will das Architektur- und Designkollektiv eine neue gemeinsame temporäre Heimat schaffen: In dem Geschäftshaus entsteht die Ditzinger Arche. „Wie Noahs Arche erzählt auch das Ditzinger Pendant eine Geschichte des Bewahrens und der Hoffnung auf die Zukunft“, teilt die Stadtverwaltung dazu mit. Start ist an diesem Samstag, 8. Oktober, um 19 Uhr. „Ich erwarte Begegnungen“, sagt Kulturamtsleiterin Inka Jessen. Doch ihre Hoffnung sei auch, dass ein Netzwerk entsteht – und vielleicht auch Vereine neue Mitstreiter gewinnen.

Zwei Gegenstände erzählen etwas über den Verein

Vergangenheit und Zukunft – in diesem Sinne übergeben die Vereine jeweils zwei Artefakte aus dem Vereinsleben an die Arche – eines, das symbolisch fürs Bewahren steht und eines, das auf die Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements verweist. Diese Objekt-Paare sollen ihren Platz in einem Schauregal finden. Das Regal wiederum entsteht aus altem Inventar aus dem Fuchsbau, das die Vereine zur Verfügung gestellt haben – ohne letztlich zu wissen, ob sie nicht doch wieder in die angestammten Räume zurückkehren.

Das Brandschutzgutachten für das Gebäude liege inzwischen detailliert vor, teilt die Stadt mit, eine grobe Kostenschätzung werde jetzt gemacht. Der Gemeinderat soll sich laut der Stadt in der November- oder Dezembersitzung mit dem Thema befassen. Parallel dazu wartet die Stadt auf die überarbeiteten Pläne der Architekten zur Umgestaltung des gesamten Areals: Den Planern ist es freigestellt, am Fuchsbau festzuhalten oder auch diesen Standort neu zu planen, das Gebäude also abzureißen.

Was nach dem Aktionszeitraum dann mit der Fläche in der Marktstraße 24 passiert ist offen – und davon abhängig, was sich jetzt entwickelt.