Die Rundumerneuerung des Weiler Marktplatzes ist fertig – früher als geplant, dafür aber teurer als erwartet.

Weil der Stadt - Zwei ganze Sommer lang konnten die Weil der Städter ihren Marktplatz nicht nutzen, nun ist es soweit: Die Sanierungsarbeiten des Platzes im Zentrum der Keplerstadt sind abgeschlossen. Die sanierte Fläche hat die Stadt sogleich ausgenutzt und dort jüngst nicht nur das Städtepartnerschaftsfest gefeiert, sondern auch Deutschlands erste Raumfahrt-Allee eröffnet. Eine offizielle Eröffnung waren aber beide Veranstaltungen nicht – diese soll im kommenden Jahr groß gefeiert werden.

 

„Dass der Marktplatz nun ein schöner Platz mit hoher Aufenthaltsqualität ist und nicht länger als Parkplatz genutzt wird, ist ein toller und wichtiger Schritt für eine attraktive und lebendige Innenstadt“, findet Bürgermeister Christian Walter. Auch der Erste Beigeordnete Jürgen Katz freut sich – und bedankt sich bei allen Beteiligten. „Der neue Marktplatz entspricht nicht nur unseren Vorstellungen, er ist sogar zwei Monate früher fertig als geplant.“

Sanierung teurer geworden als geplant

Früher fertig – dafür aber auch etwas teurer. Ursprünglich waren für das Riesenprojekt 3,8 Millionen Euro angedacht. Dieser Rahmen wurde schlussendlich etwas überschritten: Nach Abschluss der Arbeiten liegen die Gesamtkosten bei rund 3,97 Millionen Euro. Grund für die Mehrkosten: Die Einbeziehung der Randbereiche des Platzes sowie ein im Vorfeld nicht planbarer Mehraufwand bei der Sanierung der Brunnen, heißt es aus dem Rathaus. Die Brunnen seien in deutlich schlechterem Zustand gewesen, als ursprünglich erwartet. Nicht alles muss die Stadt selber zahlen: Rund 700  000 Euro der Kosten werden aus Mitteln des Landessanierungsprogramms finanziert.

Mit den knapp 4 Millionen Euro hat der Marktplatz in insgesamt 17 Monaten Bauzeit eine Rundumsanierung bekommen: Zunächst wurden Gas-, Wasser-, Strom- und Abwasserleitungen erneuert, anschließend auch der komplette Unterbau, das heißt die einzelnen Tragschichten des Platzes. Ebenfalls grundständig saniert wurden die beiden Marktbrunnen, inklusive der Brunnenfiguren und der gesamten Brunnentechnik – in Absprache mit einem Restaurator.

Pflastersteine stammen aus fairer Produktion

Den wohl sichtbar größten Unterschied machen die neuen Beläge des Marktplatzes. Statt Asphalt sind hier nun verschiedene Pflastersteine ausgelegt. Für das Platzinnere wurden graue Granit-Pflasterplatten aus Portugal verwendet, für die Randbereiche rötlich-graues Granit aus den Vogesen. „Bei der Auswahl des Belags waren uns zwei Merkmale besonders wichtig“, resümiert der Erste Beigeordnete Jürgen Katz. Zum einen wollte man als Fair-Trade Stadt bewusst kein Natursteinmaterial aus Indien oder China verwenden. Deshalb habe man auf gerechte Produktionsbedingungen und im Sinne des Klimaschutzes auf möglichst kurze Transportwege geachtet.

„Wichtig war uns außerdem die Barrierefreiheit. Alle Beläge in der Oberfläche sind geglättet, sodass der Platz auch mit Rollstühlen, Rollatoren oder Kinderwagen sehr gut begeh- beziehungsweise befahrbar ist.“ Auch die Zugänge zu den Geschäften wurden barrierefrei gestaltet.

Um künftig Schatten zu spenden, wurden acht Kaiserlinden gepflanzt. Sie umrahmen das für den Marktplatz charakteristische 150 Jahre alte Kepler-Denkmal, das aus diesem Grund ein Stück versetzt und bei der sich bietenden Gelegenheit ebenfalls saniert wurde. Für Feste wie das kürzlich veranstaltete Städtepartnerschaftsfest gibt es nun auch eine Infrastruktur mit Strom-, Wasser- und Abwasseranschlüssen.

Händler sehen fehlende Parkplätze nach wie vor kritisch

Was es nicht mehr gibt: Parkplätze. Zu deren Wegfall hatten sich schon vor Beginn der Sanierung kritische Stimmen geäußert. Bei ansässigen Händlern würden Kunden ausbleiben, Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß seien, kämen nicht mehr so leicht in die Innenstadt. „Die Sorge bleibt nach wie vor“, sagt Sonia Widmaier, die am Marktplatz ein Optikgeschäft betreibt. Sie habe zwar eigene Kundenparkplätze und die Kunden kämen sehr oft mit Termin.

Aber gerade die Bürgerinnen und Bürger, die eigentlich nur kurz in die Stadt müssten, könnten nun abgeschreckt werden. „Die fehlenden Parkmöglichkeiten sind ein Problem, wenn man nur kurz etwas erledigen will“, so Widmaier. Trotzdem: „Der Platz ist hübsch geworden“, findet sie. Im Moment sei es noch tote Fläche. „Jetzt muss der Marktplatz mit Leben gefüllt werden.“

Markt soll zurückkehren

Leben könnte bald zumindest in Form des Marktes einkehren, der wenigstens teilweise wieder auf den Marktplatz ziehen soll. Dazu will sich die Stadtverwaltung bald mit den Marktbeschickern austauschen. „Wir müssen die Interessen gegeneinander abwägen, gerade auch jene der Einzelhändler in der Innenstadt“, erklärt Rathauschef Walter. „Daher sollten wir zumindest probeweise an der bisherigen Vereinbarung festhalten, dass der Markt nun samstags wieder innerhalb der Stadtmauern stattfindet.“

Zwar gebe es auch gute Argumente für den Carlo-Schmid-Platz, wie die Anzahl der dortigen Parkplätze. Eine Wegstrecke von 250 Metern von dort zum Marktplatz sei allerdings auch keine unzumutbare Härte, ergänzt Walter die Abwägungsprozesse. Dieses Vorgehen entspräche auch dem Willen des Gemeinderates.