Beim ersten Auftritt in einem Konzertsaal nach der Corona-Zwangspause bietet der Musikverein Lyra Leonberg ein „Best of“-Programm.

Leonberg - Das hat man lange nicht mehr gesehen: Vor der Stadthalle Leonberg stehen die Menschen Schlange bis zur Straße. Sie alle begehren Einlass zum Neustart des Musikvereins Lyra Leonberg mit ihrem „Best-of“-Konzert von großem Blasorchester und den Jugendgruppen. Doch vor dem Musikgenuss stehen die Corona-Kontrollen und die werden hier sehr ernst genommen: Für die Besucher gilt 2G, das heißt Impfausweis oder Genesenenbestätigung vorzeigen, Kontaktdaten hinterlassen, Mundschutz auch am Platz tragen, und die durchweg geimpften oder genesenen Musiker des großen Blasorchesters haben kurz vor dem Konzert zur Sicherheit aller noch einen Corona-Schnelltest gemacht.

 

Mit einer Verspätung von einem akademischen Viertel kommen dann auch die letzten Gäste in die trotz der Corona-Alarmstufe sehr gut besuchte Stadthalle. Das freut die Vorsitzende der Lyra Leonberg, Margarete Berndt, hatten doch noch am Nachmittag etliche Ehrengäste ihre Teilnahme abgesagt. Wer die Corona-Schutzmaßnahmen auf sich nahm, wurde mit einem großartigen Konzert belohnt.

Zweites großes Konzert seit der Fusion

Nach der Fusion der traditionsreichen Musikvereine Lyra Eltingen und Stadtkapelle Leonberg 2019 hatte es ein erstes gemeinsames großes sinfonisches Konzert gegeben. Dann kam Corona, und Konzerte in Innenräumen waren nicht mehr erlaubt. Viele Auftrittsmöglichkeiten waren es seither nicht, es gab 2020 und 2021 jeweils nur zwei Veranstaltungen im Freien: das Seebühnenkonzert des Jugendorchesters und das Lyra Leo Open Air auf dem Leonberger Marktplatz.

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Ein Problem, das alle Vereine in diesen Zeiten durch die Absage kultureller Veranstaltungen trifft, sind die fehlenden Einnahmen. Neben den ausgefallenen Konzerten betrifft das auch das Eltinger Straßenfest und die Leonberger Autoschau als wichtige Einnahmequellen, die in den beiden Corona-Jahren entfallen sind. Und ob 2022 wieder ein Eltinger Straßenfest stattfinden kann, bleibt offen. Für den Nikolausmarkt hatte die Lyra bereits einen Crêpes-Verkauf geplant. Nachdem der Markt abgesagt wurde, entfällt auch diese Einnahme. „Allerdings hoffen wir, dass unser Weihnachtsbaumverkauf am 18. Dezember an der Steinturnhalle stattfinden kann“, sagt Margarete Berndt.

Am Ende waren auch die Proben nur mit 2G erlaubt

Trotz der erschwerten Bedingungen sind während der Coronazeit nur wenige Musiker abgesprungen und Nachwuchs ist hinzugekommen. Obwohl die Probenzeit schwierig war, konnte jetzt ein großes Programm auf die Beine gestellt werden. „Proben konnten wir anfangs nur online, dann mit 3G mit Schnelltest, seit der Warnstufe galt 3G mit PCR-Test und mittlerweile in der Alarmstufe sind auch die Proben nur noch mit 2G möglich,“ erklärt die Vorsitzende die Erschwernisse. Und da lange unsicher war, ob das Konzert in der Stadthalle überhaupt stattfinden kann, blieb nur wenig Zeit für die Proben.

Der Dirigent sorgt für gute Laune

Davon ist beim Neustart-Konzert nichts zu merken. Das 60 Mann und Frau starke Blasorchester kann mit seinem „Best of“ beim Publikum punkten. Dirigent Herward Heidinger hat auch in Coronazeiten nichts von seinem Esprit verloren, sein Schwung, seine gute Laune übertragen sich schnell auf Musiker und Zuschauer. Und einmal mehr zeigt sich auch die exzellente Akustik der Leonberger Stadthalle.

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Der musikalische Neustart beginnt klangintensiv mit dem Aufbruch zu neuen Horizonten, der sinnbildlich für den Neustart der Lyra steht: „Towards a New Horizon“ von Steven Reineke, ein facettenreiches Stück, das den amerikanischen Gründergeist aufgreift und zeigt, welche musikalischen Qualitäten in dem Orchester stecken. Dann entführen Heidinger und die Musiker in den amerikanischen Westen, nach Oregon: Es ist eine musikalische Fantasiereise per Bahn durch eine faszinierende Landschaft. Sehr gelungen auch die Interpretation „Lord Tullamore“ von Carl Wittrock, die irische Folkloremusik lebendig werden lässt.

Großer Auftritt für die Kleinen

Immer ein Highlight für die vielen Fans im Publikum sind die Nachwuchsmusiker. Sie sind begeistert vom Vortrag der Jüngsten im Lyra-Team, die zum ersten Mal zusammen mit der Jugendkapelle bei einem großen Konzert auf der Bühne stehen. In „Checkpoint“ und „Modal Song and Dance“ ist von ihnen schnelle Reaktion und hohe Konzentration gefordert.

Zum großen Finale des Blasorchesters wird es auf der Bühne ganz modern: Ein Medley der Jackson 5 und das fetzige „El Cumbanchereo“ von Rafael Hernandez beenden einen gelungenen Abend.