Auf dem Mittelberg bei Heimsheim wird in den 1980ern die Justizvollzugsanstalt gebaut. Bis zu 470 Gefangene sind dort untergebracht. 2023 sollen es noch mehr werden.

Das Gefängnis an der Autobahn gehört für viele wie selbstverständlich zu Heimsheim. Dabei ist es noch gar nicht so alt. In den 1980ern geplant, wurde die Anstalt erst 1990 eröffnet. Was auf historischen Fotos von der Luft aus auf dem Mittelberg zu sehen ist, ist demnach nicht die heutige Justizvollzugsanstalt, ja nicht mal ein Gefängnis, sondern das alte Betonwerk Wolfer & Goebel. Alte Schilder, die nie umgetauscht oder entfernt wurden, weisen zum Teil sogar noch den Weg dorthin.

 

Was nicht bedeutet, dass Heimsheim früher gar kein Gefängnis hatte. Bereits im 19. Jahrhundert wurden in der Stadt tatsächlich Gefangene untergebracht, allerdings nicht auf dem Mittelberg, sondern beim Graevenitzschen Schloss, dem heutigen Rathaus. Genauer: in den Räumen der heutigen Stadtbücherei. Die Nutzung wurde aber schon vor langer Zeit aufgegeben.

Die Ablehnung ist anfangs groß

Erst in den 1970ern kam die Überlegung vom Land auf, ein Grundstück an der Autobahnstrecke Stuttgart-Karlsruhe für die Einrichtung einer Justizvollzugsanstalt zu kaufen. Die Wahl fiel dabei auf Heimsheim – wo das Land bei seiner Verkündung erst mal auf breite Ablehnung stieß, nicht nur bei den Bürgern, sondern auch im Rathaus und beim Bürgermeister Manfred Pfisterer, der damals seine erste Amtszeit bestritt. Nicht nur Erinnerungen an Stammheim wurden wach, es ging auch um wirtschaftliche Faktoren, denn durch den Bau gingen der Stadt wertvolle Gewerbeflächen verloren.

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Selbst eine Petition des Gemeinderats konnte die Pläne des Landes nicht verhindern. Das Gefängnis wurde gebaut, die Ablehnung der Heimsheimer blieb. Noch bei der Eröffnungsfeier ließ der Bürgermeister seinem Unmut freien Lauf: „Wir haben das Gefängnis nicht gewollt“, stellte Manfred Pfisterer in seiner Rede klar. Und: „Es war immer unsere feste Absicht, den Bau zu verhindern.“ Von dieser Abwehrhaltung ist heute nichts mehr zu spüren – was sicher auch stark an der, sehr nach außen gerichteten, Anstaltspolitik des langjährigen Leiters Hubert Fluhr zu verdanken ist. 2016 ging er nach 25 Jahren in den Ruhestand, seither ist Frank Jansen Leiter der JVA Heimsheim.

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„Die Einrichtung ist mit derzeit etwa 312 Bediensteten einer der größten Arbeitgeber der Region“, erklärt Frank Jansen. Wenn auch anders geplant, sei die JVA von Anfang an ein Gefängnis für erwachsene männliche Straftäter gewesen – von niedrigen bis zu lebenslänglichen Haftstrafen. Insgesamt 400 Plätze gibt es im Strafhaftbereich, dazu kommen 70 Plätze für Gefangene, die sich nur auf der „Durchreise“ befinden und nach wenigen Tagen in ein anderes Gefängnis überstellt werden. Denn in Heimsheim befindet sich auch die Transportzentrale für sämtliche Gefängnisse in Baden-Württemberg.

120 weitere Gefangene

Doch bei diesen Zahlen wird es nicht bleiben. Derzeit lässt das Land auf dem Gelände der JVA einen Erweiterungsbau errichten, in dem bis zu 120 Gefangene untergebracht werden können, die eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßen. Eine solche wird fällig, wenn zum Beispiel ein Raser oder Betrüger die ihm auferlegte Strafe nicht zahlen möchte oder kann. Es handelt sich dann um Haftzeiten von wenigen Monaten.

Baubeginn war im Sommer 2021. Der Rohbau steht, „aktuell erfolgt der Innenausbau“, sagt Frank Jansen. „Nach aktuellem Stand wird die Einrichtung im ersten Halbjahr 2023 fertiggestellt und in Betrieb genommen.“ Die Haftraum- und Büromöbel für den Anbau werden in den eigenen Betrieben der JVA gefertigt. „Leider musste auch unser Ententeich dem Anbau weichen“, bedauert der JVA-Leiter. „Allerdings wurde an anderer Stelle Ersatz geschaffen, und unsere Enten haben diesen auch dankend angenommen.“