Bis in die 80er Jahre führt die B 295 mitten durch Renningen. Als die Planungen zu einer neuen Verkehrsachse aus B 295 und B 464 beginnen, kommt die Umgehungsstraße.

Renningen - Ich kann mich noch gut erinnern, wie wir uns im Auto gefühlte Stunden durch Renningen quälen mussten oder am Längenbühl im Stau standen.“ Hartmut Marx ist heute Stadtbaumeister der Stadt Renningen. Als gebürtiger Malmsheimer hat er als Kind die Zeit noch miterlebt, als die B 295 nicht als Umgehungsstraße um Renningen herumführte, sondern mitten durch die Stadt verlief. „Vor allem am Wochenende, wenn die ganzen Stuttgarter in den Schwarzwald gefahren sind, das war richtig spaßig“, erzählt er mit einem Augenzwinkern. „So als kleines Kind auf der Rückbank in der Sommerhitze, das war furchtbar.“

 

Den einstigen Verlauf der B 295 kann man sich aus heutiger Sicht kaum noch vorstellen: Vom Längenbühl kommend ging die Bundesstraße über in die Leonberger Straße in Renningen, führte weiter in die – damals noch deutlich breitere – Hauptstraße, dort am Rathaus vorbei und über die Weil der Städter Straße wieder aus der Stadt heraus. Der damals noch existierende Bahnübergang an der Weil der Städter Straße verschlimmerte die Lage noch mehr. In der Hauptstraße hallt das Echo der einstigen Verkehrssituation zum Teil noch wider, wenn man sich die alten Gebäude ansieht. „Die Haupteingänge sind oft auf der Rückseite“, erklärt Hartmut Marx.

Mitte der Achtziger kommt die Ortsumfahrung

Innerorts war die Situation damit schon sehr belastend. Doch auch außerhalb war die Straßenführung nicht gerade ideal, erinnert sich Hartmut Marx. „Der Straßenverlauf am Längenbühl war früher viel steiler als heute, da ging es wirklich dem Geländeprofil folgend nach oben.“ In Richtung Leonberg/Stuttgart war daher fast immer Stau, „im Winter sind die Lastwagen den Hang zum Teil gar nicht richtig hochgekommen“.

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Viele atmeten auf, als Mitte der Achtziger der Bau einer Ortsumfahrung begann. Das hatte unterschiedliche Hintergründe, wie das Regierungspräsidium Stuttgart erklärt. „In früheren Bedarfsplänen des Bundes war der Bau einer Autobahnverbindung vom Autobahndreieck Leonberg zum Anschluss an die A 81 bei Gärtringen enthalten.“ Diese Pläne wurden aber 1985 aufgegeben, weil sie Untersuchungen nach nicht die erhoffte Entlastung für die von Durchgangsverkehr betroffenen Kommunen bringen würde. „Hinzu kamen Widerstände der Anliegergemeinden gegen diese neue Autobahn.“

Der Lückenschluss kommt 2014

1986 wurde als Ersatz für die aufgegebenen Autobahnpläne eine durchgängige einbahnige Bundesstraße B 295/B 464 von Leonberg bis zum Autobahnkreuz Böblingen in die Planungen aufgenommen. Die damals schon stark überlastete Straße in Renningen passte nicht in dieses Konzept. Daher wurde eine Umgehungsstraße gebaut, die 1987 fertiggestellt wurde. Gleichzeitig zeigte sich in den frühen Achtzigern, dass der Bereich der B 295 zwischen Renningen und Leonberg, damals nur mit einer Spur pro Fahrtrichtung, mit dem vielen Verkehr überfordert war. Ein Ausbau war daher dringend erforderlich. Gleiches galt für den Anschluss der B 295 an die A 8 bei Leonberg. Zugleich begannen Überlegungen, wie die A 81 und die A 8 effizienter aufgestellt werden können.

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Letztlich sollte es also noch viele Jahre dauern, bis die Querspange aus B 295 und B 464 fertiggestellt war. Und streng genommen ist sie das bis heute nicht. Denn nachdem die beiden Bundesstraßen zunächst provisorisch verbunden wurden, sollte noch der endgültige Ausbau erfolgen. Nicht nur aus planungstechnischen Gründen, auch weil sich die Beteiligten ein paarmal in die Quere kamen – Renningen macht bis heute das Verkehrsministerium dafür verantwortlich, dass sich alles so verzögert hat, das Ministerium erwidert den Vorwurf –, zog sich das Projekt immer weiter hin, bis schließlich feststand: Der Ausbau der A 81 bei Böblingen Erhält den Vorrang. Dessen Fertigstellung ist für 2026 vorgesehen. Erst danach können die Arbeiten am Lückenschluss beginnen. Unter anderem werden dann die Ampelkreuzungen am Kindelberg und an der Leonberger Straße getilgt, und die Kreisverkehre werden ausgebaut. Im selben Zug soll Renningen eine Südrandstraße als Verbindung nach Warmbronn erhalten.

Eine wichtige Verbindung

Die B 295
ist insgesamt etwa 40 Kilometer lang. Sie nimmt ihren Anfang am Stuttgarter Pragsattel und verläuft durch die Stadtteile Feuerbach und Weilimdorf. Sie führt im weiteren Verlauf über Ditzingen, Leonberg, Renningen und Weil der Stadt nach Calw. Seit 1987 führt sie nicht mehr durch Renningen hindurch.

Die B 464
wurde zwischen der L 1183 bei Sindelfingen und der B 295 bei Renningen als westliche Umfahrung von Maichingen und Magstadt ausgebaut. Die Maßnahme wurde im April 2014 mit der Anbindung an die B 295 fertiggestellt – in Form des provisorischen Lückenschlusses. Damit verbindet die B 464 die B 27 Stuttgart – Reutlingen mit der B 295 Calw – Renningen – Stuttgart.

Luftbilder-Serie „BW von oben“
Wie hat sich der Altkreis Leonberg seit 1968 verändert? Die Serie „BW von oben“ stellt nicht nur die Luftbilder von damals und heute dar, sondern auch die Geschichten, die diese Bilder erzählen. Dafür kooperiert unsere Zeitung mit dem Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung sowie dem Landesarchiv. Alle Beiträge der Serie und die Landkarten ganz Baden-Württembergs von 1968 und heute werden unter www.stuttgarter-zeitung.de/bw-von-oben gesammelt.