Alle sollen Energie sparen, fordert die Politik. Von den Schulen wird außerdem regelmäßiges Lüften gefordert. Die Stadt Leonberg und manche ihrer Nachbarkommunen halten beide Vorgaben für vereinbar. Andere üben Kritik.

Das Thermostat-Video von Winfried Kretschmann hat auf Youtube mittlerweile mehr als 85 000 Klicks und viele Kommentare eingeheimst, von denen die meisten – vorsichtig formuliert – Befremdung kundtun. Im Rahmen einer so genannten Cleverländ-Kampagne geht Baden-Württembergs Ministerpräsident vor laufender Kamera und einem Heizkörper in die Knie und empfiehlt: „Einfach den Thermostat runterdrehen.“ Er ist nicht alleine: Große Teile der Politik – insbesondere Vertreter der Grünen - fordern derzeit wegen des Krieges in der Ukraine und der aktuellen Gasversorgungs-Problematik mal mehr und mal weniger konkret zum Energiesparen auf.

 

Lüften und Energiesparen schließe sich nicht aus

Gleichzeitig gilt weiterhin die coronabedingte Maßgabe zum Lüften in Schulen. Bei den Stadtverwaltungen in Leonberg und Umgebung ist man überwiegend der Ansicht, dass sich die Aufforderungen zum Energiesparen und zum Lüften durchaus vereinbaren lassen.

„Die Leonberger Schulen sind bemüht, trotz der Notwendigkeit des Energiesparens regelmäßig zu lüften, um Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte vor Infektionen zu schützen“, teilt die Stadt Leonberg auf Anfrage unserer Zeitung mit. Denn durch regelmäßiges Stoßlüften sinke die Raumtemperatur nur kurzzeitig ab.

„Kohlenstoffdioxid-Messgeräte geben an, wann der optimale Lüftungszeitpunkt ist, um zielgerichtet die Fenster zu öffnen“, heißt es aus Leonberg, wo der Pressesprecher betont, dass an allen Schulen das Thema Energiesparen thematisiert werde: „Hierbei werden auch Maßnahmen gewählt, die von Schülerinnen und Schülern selbst umgesetzt werden können, wie etwa das Ausschalten des Lichts beim Verlassen des Raumes und das Ausstecken von Geräten im Standby-Modus. Durchlauferhitzer zum Händewaschen wurden ausgeschaltet.“

Gesundheit der Schülerinnen und Schüler gehe vor

Auch bei der Stadtverwaltung in Gerlingen hält man sich an die entsprechenden Handreichungen des Kultusministeriums: „Regelmäßiges, konsequent durchgeführtes Stoßlüften aufgrund der Coronapandemie führt nur zu einer minimalen Absenkung der Raumtemperatur“, teilt die Stadt auf Anfrage unserer Zeitung mit, „deshalb sorgt das Stoßlüften für keinen erhöhten Energieaufwand.“ Des weiteren heißt es aus Gerlingen: „Der Grundsatz, dass die Gesundheit unserer Schüler und Schülerinnen vorgeht, gilt weiterhin.“

Die Stadtverwaltung in Weil der Stadt hingegen beantwortet die Anfrage unserer Zeitung kritisch gefärbt: „Da im Bereich Heizen/Lüften eine Absenkung des Energieverbrauchs aufgrund der politischen Vorgaben in der Praxis in den Schulen unrealistisch ist, beschränken sich die Einsparbemühungen auf Strom (Licht et cetera), gegebenenfalls Warmwasser sowie die Sporthallen und das Hallenbad.“

Und die Stadt Rutesheim hat eine salomonische Antwort parat: „Selbstverständlich werden wir in unseren Schulen sowohl lüften, wie auch versuchen, Energie einzusparen. Gleichzeitig widerspricht sich dies naturgemäß. Insofern ist auch hier ein vernünftiges Augenmaß notwendig.“ Nach einem Video der Cleverländ-Kampagne, in der ein Baden-Württembergischer Spitzenpolitiker Fenster aufreißt und wieder schließt, haben wir indes vergeblich gesucht.